Leitl: „Gründen ist cool“

 

erstellt am
27. 01. 16
11:00 MEZ

Deutliches Plus von 4,8% bei Gründungen 2015 – 29.561 Neugründer wagten 2015 Schritt in die Selbständigkeit – JW-Rohrmair-Lewis fordert Beteiligungsfreibetrag und automatische Lohnnebenkostenbefreiung beim 1. Mitarbeiter
Wien (pwk) - „Angesichts der anhaltenden Bedrohungsszenarien und den wirtschaftlichen Unsicherheiten hätte es keinen verwundert, wenn es im vergangenen Jahr einen Rückgang an Gründungen gegeben hätte. Das Gegenteil ist der Fall - die Gründungs-Performance ist so gut wie seit fünf Jahren nicht“, kommentierte Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die aktuelle Gründerstatistik 2015, die er am 26.01. gemeinsam mit dem Bundesvorsitzendem der Jungen Wirtschaft (JW), Herbert Rohrmair-Lewis, in der WKÖ präsentierte. Demnach wagten – ohne den Berufszweig der selbstständigen Personenbetreuer – 29.561 Neugründer den Schritt in Selbständigkeit, was ein Plus von 4,8 % oder 1.350 Neugründungen im Vergleich zum Jahr 2014 (28.211). bedeutet. Insgesamt wurden 2015 – mit 114 Neugründungen pro Tag – täglich um fünf Unternehmen mehr gegründet als noch im Jahr zuvor (2014: 109 Neugründungen/ Tag). Besonders erfreulich für Leitl: „Auf einen Sterbefall kommen fast 6 Gründungen.“ Denn das Verhältnis der Unternehmensgründungen zu Insolvenzen hat sich in den vergangenen vier Jahren deutlich von 4,5 auf 5,7 Gründungen pro Insolvenz verbessert (Quelle:
WKÖ-Gründungsstatistik, KSV-Insolvenzstatistik).

Neugründungen 2015: Österreich top bei Überlebensdauer – Erneut Spitzenwert beim Frauenanteil Vor allem bei der Überlebensdauer neugegründeter Unternehmen, so Leitl, sei Österreich top. „Dass in Österreich nach drei Jahren acht von zehn der neugegründeten Unternehmen noch am Markt erfolgreich sind und nach fünf Jahren noch immer 68% - also mehr als zwei Drittel -, ist nicht zuletzt auf die professionelle Begleitung der Betriebe durch die Junge Wirtschaft und das Gründerservice zurückzuführen,“ zeigt sich Leitl überzeugt. In den über 90 Standorten des Gründerservice der Wirtschaftskammern in ganz Österreich gab es im Vorjahr 218.400 Kontakte und 46.700 Beratungen. Einen weiteren Spitzenwert gab es beim Frauenanteil unter den Gründungen. Ohne die selbständigen Personenbetreuer lag dieser bei 43,1%. Das ist – ebenso wie im Vorjahr - der zweithöchste Frauenanteil aller Zeiten (Höchstwert 2013: 43,3%). „Gerade deshalb ist uns das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie besonders wichtig.

JW fordert Beteiligungsfreibetrag: Wann, wenn nicht jetzt! „Harte Arbeit und das ständige Bohren dicker Bretter zahlt sich aus“, so Rohrmair-Lewis zu der positiven Gründerdynamik. „Wir haben in den vergangenen zwei Jahren unsere Forderungen nach einem GmbH-Gesetz und nach einem Crowdfunding-Gesetz zur Gänze umsetzen können. Beides sind Grundsteine für die steigende Gründerfreudigkeit“, erläuterte Rohrmair-Lewis. Dennoch müsse nach den von der Wirtschaft erreichten Erfolgen, wie etwa dem Alternativfinanzierungs-Gesetz (AltFG) und dem GmbH-Gesetz, nun dringend weiter an verbesserten Bedingungen, vor allem was die Finanzierung betrifft, gearbeitet werden. „Wir fordern die rasche Umsetzung unserer langjährigen Forderung nach einem Beteiligungsfreibetrag. Gemeinsam mit dem AltFG ist das der Hebel, damit Gründer wachsen und Arbeitsplätze schaffen können“, unterstreicht Rohrmair-Lewis die Wichtigkeit von Unternehmensfinanzierung. Unterstützt wird der JW-Chef dabei von WKÖ-Präsident Leitl: „Es muss uns in Österreich gelingen, Privatkapital in unternehmerisches Risikokapital umzuwandeln – und dafür braucht es einen Anreiz.“ Der Beteiligungsfreibetrag, der innovativen, jungen Unternehmen beim schnellen und erfolgreichen Durchstarten helfen soll, ist ein Freibetrag für Beteiligungen privater Investoren, die in kleine Unternehmen investieren. Der Freibetrag soll 100.000 Euro betragen, gleichmäßig verteilt auf fünf Jahre.

Zudem forderte Rohrmair-Lewis nachdrücklich die automatische Lohnnebenkostenbefreiung für den ersten Mitarbeiter im ersten Jahr. „Jedes neugegründete Unternehmen schafft durchschnittlich 2,4 Arbeitsplätze. Angesichts der stetig steigenden Arbeitslosenzahlen wäre der einzig logische Schritt, es Jungunternehmern so leicht wie möglich zu machen, neue Mitarbeiter anzustellen“, so der JW-Chef. Und Leitl unterstreicht abschließend: „Rund 60% unserer Kammer-Mitglieder sind EPUs. Wenn nur jedes 3. Unternehmen sich durch den Anreiz der Lohnnebenkostenbefreiung entschließt, einen Mitarbeiter einzustellen, sprechen wir hier von einem Potential von rund 100.000 Jobs.“
Quer durch alle Sparten gegründet – Hauptmotiv: Eigener Chef und flexibel sein Betrachtet man die Neugründungen nach Sparten, fallen bei 10 Gründungen auf Gewerbe und Handwerk vier auf Gewerbe und Handwerk (41,6% bzw. 12.298 Gründungen), drei auf den Handel (26,6 % bzw. 7.859 Gründungen), zwei auf Information und Consulting (18,3% bzw. 5.412 Gründungen) und eine auf die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft mit 2.698 Neugründungen (9,1%).

Die wichtigsten Motive für die Gründung eines Unternehmens: Nach einer aktuellen Umfrage des Gründerservice der WKÖ wollen rund 65,7% der Gründerinnen und Gründer durch den Schritt in die Selbständigkeit „ihr eigener Chef sein“, 63,5% wollen eine flexiblere Zeit- und Lebensgestaltung erreichen, für 60,5% steht im Vordergrund, die Verantwortung, die sie als Angestellte in Unternehmen getragen haben, in einem eigenen Betrieb einzubringen.

 

 

 

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