Konsum gleicht Exportabschwächung in Österreich aus

 

erstellt am
17. 03. 16
11:00 MEZ

WIFO-Prognose für 2016 und 2017
Wien (wifo) - Die Schwäche der Weltwirtschaft dämpft vorübergehend das Exportwachstum in Österreich. Allerdings steigen die Konsumausgaben der privaten und öffentlichen Haushalte 2016 und 2017 kräftig und stützen so die Konjunktur. Das Bruttoinlandsprodukt wird in beiden Jahren um 1,6% wachsen.

Im Jahr 2015 wuchs die Wirtschaft in Österreich nur wenig. Mit +0,9% nahm das Bruttoinlandsprodukt das vierte Jahr in Folge gegenüber dem Vorjahr um weniger als 1% zu. Zwar zogen die Ausrüstungsinvestitionen an, und auch vom Außenhandel kamen merkliche Impulse. Die privaten Konsumausgaben erhöhten sich hingegen wegen der hohen Arbeitslosigkeit und einer schwachen Einkommensentwicklung nur wenig.

Die Konjunktur beschleunigte sich im Jahresverlauf kaum, die Wirtschaftsleistung stieg im IV. Quartal gleich stark wie in den zwei Quartalen davor. Die Dynamik der einzelnen Nachfragekomponenten änderte sich jedoch: Während sich das Exportwachstum im Sog der internationalen Konjunkturverflachung abschwächte und auch die Investitionen geringfügig an Schwung verloren, nahmen der private und der öffentliche Konsum etwas stärker zu. Hier schlugen sich bereits die Ausgaben für die Betreuung und Versorgung von Flüchtlingen nieder, deren Zahl im Laufe des Jahres 2015 stark gestiegen war.

Die schwache Grunddynamik der Konjunktur dürfte im 1. Halbjahr 2016 anhalten. Die Unternehmen in der Sachgütererzeugung schätzten ihre Auftragslage und ihre künftige Geschäftslage zuletzt merklich schlechter ein. Dennoch dürfte die österreichische Wirtschaft 2016 und 2017 kräftiger wachsen als im Vorjahr. Dazu trägt insbesondere die Erhöhung der Ausgaben für die Betreuung und Grundversorgung von Flüchtlingen sowie für die bedarfsorientierte Mindestsicherung bei, die eine deutliche Steigerung des privaten und öffentlichen Konsums nach sich zieht. Die Steuerreform, die Anfang 2016 in Kraft trat, entlastet die Einkommen der privaten Haushalte und erhöht die Konsumausgaben ebenfalls, auch wenn dieser Effekt durch die Gegenfinanzierungsmaßnahmen abgeschwächt wird. Da die Zahl der Asylanträge 2016 voraussichtlich unter der von 2015 liegen wird, wird das Wachstum der Konsumausgaben 2017 wieder geringer ausfallen. Auch die Steuerreform liefert dann keine zusätzlichen Impulse mehr.

Das außenwirtschaftliche Umfeld dürfte im Jahresverlauf wieder an Dynamik gewinnen. In den USA bleibt die Konjunktur robust, und im Euro-Raum setzt sich die zögerliche Erholung der Wirtschaft fort. Zudem dürften die Rohstoffpreise die Talsohle bereits durchlaufen haben, sodass sich die Aussichten für die Schwellenländer allmählich wieder bessern. Die österreichischen Exporte dürften demnach 2017 wieder kräftiger zunehmen. Die Investitionskonjunktur bleibt robust: Die Nachfrage nach Ausrüstungsgütern und sonstigen Anlagen nimmt im Prognosezeitraum beträchtlich zu. Die Bauwirtschaft entwickelt sich hingegen weiter verhalten. Insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt 2016 und 2017 gegenüber dem Vorjahr um jeweils 1,6% wachsen.

Die Zahl der Beschäftigten steigt auch im Prognosezeitraum deutlich. Zugleich erhöhen die Ausweitung der Erwerbsbevölkerung, u. a. bedingt durch die Flüchtlingsmigration, sowie der Anstieg des Pensionsantrittsalters und der Frauenbeschäftigungsquote das Arbeitskräfteangebot. Die Zahl der Arbeitslosen nimmt daher weiter zu. 2016 dürfte die Arbeitslosenquote auf 9,5% und 2017 auf 9,8% steigen.

Der dämpfende Effekt der Rohölverbilligung auf die Inflation dürfte bis Ende 2016 auslaufen. Zudem werden 2016 die Maßnahmen der Steuerreform preiswirksam. Von der Einkommensentwicklung dürfte aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit wenig Druck auf die Inflation ausgehen. Das WIFO rechnet mit einem Anstieg der Verbraucherpreise von 1,2% 2016 und 1,8% 2017.

Die öffentlichen Haushalte werden auch im Prognosezeitraum noch durch die Bankenhilfen belastet, wenngleich ein deutlich geringeres Ausmaß als in den Vorjahren erwartet wird. Hinzu kommen die Ausgaben für die Betreuung und Versorgung von Flüchtlingen. Die Steuerreform zieht einen merklichen Rückgang des Lohn- und Einkommensteueraufkommens nach sich, der allerdings durch die gleichzeitig beschlossenen einnahmen- und ausgabenseitigen Gegenfinanzierungsmaßnahmen ausgeglichen werden soll. Den Belastungen steht eine günstige Entwicklung der Steuereinnahmen sowie der Pensions- und Zinsausgaben im Jahr 2015 gegenüber. Nach einem deutlichen Rückgang des Maastricht-Defizits auf 1,4% des Bruttoinlandsproduktes 2015 (2014: 2,7%) rechnet das WIFO mit einem Anstieg auf 1,7% 2016 und einem Rückgang auf 1,5% 2017.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.wifo.ac.at

 

 

 

 

 

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