Holzverarbeitung profitiert 2016 von
 steigenden Wohnbauinvestitionen

 

erstellt am
23. 03. 16
11:00 MEZ

Konjunkturerholung 2015: Branchenumsatz stieg um 5,5 Prozent nominell auf 8,1 Milliarden Euro
Wien (bank austria) - Österreichs Holzverarbeiter konnten 2015 mit einem Umsatzplus von 5,5 Prozent die Vorjahreseinbußen ausgleichen. Der Branchenumsatz stieg auf 8,1 Milliarden Euro. Dafür lieferten die Exporterfolge der Sägeindustrie und der Hersteller von Holzbauprodukten einen wesentlichen Beitrag zum Umsatzwachstum, wie der aktuelle Branchenbericht der Bank Austria zur Holzverarbeitung zeigt. 2015 sind die Exporte von Schnittholz um 5,1 Prozent und von Holzbauprodukten um 4,4 Prozent nominell gestiegen, während die Ausfuhr von Holzplatten stagnierte.

Trotz Absatzplus waren die Produktionskapazitäten der Branche nicht ausgelastet, was zur Folge hatte, dass 2015 die Unternehmen das dritte Jahr in Folge Arbeitsplätze abbauten. In der Holzverarbeitung sind insgesamt 2,4 Prozent beziehungsweise 700 von insgesamt 28.000 Stellen verloren gegangen, davon 600 in der Herstellung von Holzbauelementen – der größten Einzelsparte der Branche mit 13.000 Beschäftigten. Die Sägeindustrie mit 8.800 Arbeitsplätzen reduzierte die Zahl ihrer Beschäftigten um 1,3 Prozent. Nur die Holzplattenerzeuger und die Hersteller sonstiger Holzwaren ließen ihre Beschäftigungskapazitäten unverändert.

2016 wird Wohnbau für eine steigende Holznachfrage sorgen
„2016 kann die Holzverarbeitung höhere Nachfragezuwächse erwarten. Die steigende Nachfrage nach Holzprodukten wird von den Wohnbauinvestitionen im Inland aber auch vom Wachstum der Wohnungsneubauleistung in wichtigen europäischen Absatzmärkten angetrieben. Deutschland, das Ziel von mehr als 30 Prozent der heimischen Holzwarenexporte, ist dabei der Hauptmotor. Auch wenn in Österreich nur ein Teil der Anfang 2016 registrierten Baubewilligungen in konkrete Projekte umgesetzt wird, sollte die Neubautätigkeit im Lauf des Jahres, nicht nur im Geschosswohnbau, deutlich zulegen“, resümiert Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Bereits 2013 und 2014 wurden in Östereich durchschnittlich 63.000 Wohnungsneubauten oder Umbauten im Jahr bewilligt, in etwa soviele, wie in den Wohnbaubauboomjahren Mitte der 90er Jahre. 2015 ist diese Zahl noch gestiegen.

Geringes Innovationspotenzial gefährdet Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Holzverarbeitung
„Österreichs Holzverarbeitung ist in vielen Segmenten konkurrenzfähig, wie der über zwei Jahrzehnten fast kontinuierlich gewachsene Exportüberschuss mit Holzwaren beweist. 2015 wurde noch ein Plus von immerhin 1,5 Milliarden Euro verbucht, das sich zu etwa gleichen Teilen auf Holzplatten und Holzbau verteilte. Die Basis der Außenhandelserfolge waren hohe Produktivitätsgewinne, die möglich waren aufgrund von Restrukturierungsmaßnahmen bei gleichzeitig hohen Investitionsausgaben – vor allem in den wachstumsstarken Nullerjahren“, betont Wolf. Von 2004 bis 2008 wurden in der Holzverarbeitung noch durchschnittlich 400 Millionen Euro im Jahr investiert. In den letzten fünf Jahren sanken hingegen die Investitionsausgaben auf unter 200 Millionen Euro im Jahr. Gleichzeitig gingen Teile der Produktivitätsgewinne verloren beziehungsweise verbesserte sich die Außenhandelsbilanz seit Jahren nur mehr wenig – der Rekord aus 2007 wurde nicht mehr erreicht.

Nicht zuletzt erhöhte sich der Preisdruck auch im Segment höher verarbeiteter Holzprodukte (vor allem Parkette und Bautischlerarbeiten). „Die Holzverarbeiter leiden grundsätzlich unter einem relativ engen Preissetzungsspielraum. Sie können Holzpreissteigerungen nur erheblich verzögert beziehungsweise nur zum Teil in den Verkaufspreisen weiter geben. Beispielsweise haben sich die Produzentenpreise von 2011 bis 2014 kaum bewegt, während die Rundholzpreise um mehr als 10 Prozent zulegten. Die angespannte Preisentwicklung lässt sich in erster Linie mit der dichten Konkurrenzsituation aber auch mit dem relativ geringen Innovationspotenzial der Holzverarbeiter erklären“, fasst Wolf zusammen. Nur 40 Prozent der holzverarbeitenden Betriebe in Österreich sind im Sinne der EU-Innovationsbefragungen innovativ. Das ist einer der niedrigsten Werte aller Industriebranchen und liegt zudem unter dem durchschnittlichen Ergebnis der EU15-Holzverarbeitung von 49 Prozent.

Erfreuliche aber eingeschränkte Wachstumsperspektiven
Langfristig wird Holz sowohl als Energieträger als auch als Baumaterial noch Anteile gewinnen aber mit vermindertem Tempo. Vor allem sind einer weiteren effizienten Ausweitung des Biomasseanteils an der Energiegewinnung in Österreich relativ enge Grenzen gesetzt, da die zusätzliche Holzaufbringung vor dem Hintergrund des hohen Holznutzungsniveaus zunehmend schwieriger wird. Der Holzbauanteil in Österreich ist seit 1998 bezogen auf die Gebäudezahl von 25 Prozent auf 43 Prozent und im Wohnbau auf 48 Prozent gestiegen und wird zumindest langsam weiter wachsen. Im Jahr werden in Österreich bereits rund 0,8 Kubikmeter Sägeprodukte und Holzplatten pro Bewohner verbraucht, in etwa soviel wie bei den europäischen Rekordverbauchern Finnland und Schweden, und weit mehr als im EU-Schnitt von 0,3 Kubikmeter pro Einwohner.

Europas Holzverarbeiter profitieren von der Tatsache, dass in vielen Ländern noch genügend Nachfragepotenzial brach liegt. Auch wenn Länder mit relativ niedrigem Holzverbrauch – in Westeuropa zählen dazu Großbritannien, Italien oder Spanien – vermutlich nie an das heimische Niveau aufschließen werden, da sie entweder keine nennenswerten Holzvorräte und/oder keine Holzbautradition und keine konkurrenzfähige Holzindustrie haben. Stärkere Verbrauchszuwächse sind noch in Osteuropa zu erwarten, vor allem in Ländern mit hohen Holzvorräten wie etwa Rumänien und Russland. Das heißt, dass die erwartete Nachfrage nach Holzprodukten in Österreich wie bisher überwiegend aus heimischen Produktionen gedeckt wird, die Branche aber langfristig im Export Anteile verlieren wird, da in den Länder mit geringen Verbrauchszahlen und hohen Holzvorräten weitere Produktionskapazitäten aufgebaut werden. In der österreichischen Sägeindustrie sanken die Investitionen in Relation zur Bruttowertschöpfung von 25 Prozent im Jahr 2008 auf 15 Prozent im Jahr 2013 – im selben Zeitraum in Rumänien vergleichsweise von 83 Prozent auf 52 Prozent.

 

 

 

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