Wie man 1816 als Bergbauer lebte

 

erstellt am
22. 03. 16
11:00 MEZ

Schellhorn: Sonderausstellung im Freilichtmuseum leistet wichtigen Beitrag zum Jubiläumsjahr "Salzburg 2016"
Salzburg (lk) - Das Jubiläumsjahr "Salzburg 2016" findet auch im Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain seinen Niederschlag. Die Sonderausstellung "Hunger, Not und Gottvertrauen!" zeigt das Leben einer Bergbauernfamilie um 1816 anhand des Beispiels der Familie Grimming. "Mit der Sonderausstellung leistet das Freilichtmuseum einen wichtigen Beitrag zu den Feierlichkeiten zu 200 Jahren Salzburgs bei Österreich", betonte Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn am 21.03.

"Fernab vom wirklichen Landleben gibt es heute ein idyllisches Bild, das mit der Realität nicht viel zu tun hat. Es ist ein Bild, das von den Medien und vom Tourismus gezeichnet wird. Während Leben auf dem Land noch vor wenigen Jahrzehnten mit Rückwärtsgewandtheit verbunden war, ist es heute eine Ausprägung des modernen Lebensstils. Die Schattenseiten des Landlebens aber werden ausgespart", so Schellhorn. "Das Freilichtmuseum führt mit dieser Sonderausstellung den Besucherinnen und Besuchern die damalige Realität eindrucksvoll vor Augen."

Sorge um ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln
Die Familie Grimming bewohnte und bewirtschaftete den Lärchenhof aus St. Martin im Tennengebirge von 1771 bis 1843. Die Jahre der Grimmings auf dem Hof waren geprägt von der Sorge um eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, der Willkür der Obrigkeit und dem Umgang mit Krankheiten und Tod.

Wie lebte man um 1816 als Mitglied der Unterschicht, der auf dem Land rund 60 Prozent der Bevölkerung als bäuerliche Selbstversorger angehörten? Was wurde angebaut, was stand auf dem Speiseplan? Welche Krankheiten suchten die Familie heim? Wie viel Abgaben musste sie jährlich dem Grundherrn leisten? Das sind einige der Fragen, denen in dieser Ausstellung nachgegangen wird.

Harte Zeiten abseits idealisierter Bilder vom Landleben
Die Ausstellung sensibilisiert für diese Zeit mit dem täglichen Kampf der Menschen ums Überleben. Dem gegenüber steht das heutige durch Hochglanzmagazine verbreitete und idealisierte Bild vom Landleben. Doch 1816 war vieles ganz anders: Der einzige beheizbare Raum im Haus war zur Zeit der Grimmings die Stube, gekocht hat man nur auf der offenen Feuerstelle. Braten oder Kuchen standen noch nicht auf dem Speiseplan, weil es kein Backrohr gab. Der Holzofen war noch nicht erfunden. Es gab keine sanitären Räume, die Familie wusch sich am kalten Brunnen vor dem Haus. Im Haus gab es kein Fließwasser. Als Abort benutzte man den Stall oder ging ins Freie. Abwässer versickerten im Erdreich und damit im Grundwasser. Es gab weder Petroleumlampen noch Kerzen am Lärchenhof. Ein wenig Licht spendeten Talglampen oder Kienspäne.

Kleidung stellten die Grimmings aus Schafwolle oder aus Flachs und Leinen selber her. Sie waren Selbstversorger und lebten autark. Über den Sommer musste der Vorrat für Mensch und Tier angelegt werden. Sämtliche Arbeiten wurden mit menschlicher oder tierischer Muskelkraft erledigt. Es gab keine Maschinen.

Ohne Sozialversicherung und auch weitgehend ohne medizinische Versorgung blieben die Menschen und so auch die Familie Grimming auf sich gestellt. Die Sterblichkeitsraten waren entsprechend hoch. Durch die eingeschränkte Mobilität in den bergbäuerlichen Regionen bot nur die Dorfgemeinschaft Schutz und Hilfe, andererseits unterlag man aber auch der sozialen Kontrolle des Dorfes.

Kompromisslose Abgaben an die Obrigkeit
1816 gab es in Salzburg noch keine freien Bauern. Mit wenigen Ausnahmen war das Land im Eigentum verschiedener Grundherren, die es an ihre Untertanen verliehen. Als Gegenleistung erhielt die Herrschaft Naturalien, Geld oder forderte Robotarbeiten, also als Eigenleistung eingebrachte Arbeit für den Grundherren, von den Bauern ein. Die Grimmings besaßen das Erbrecht, das heißt, dass der Hof mit allen Verpflichtungen an die Kinder weitervererbt werden durfte.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.freilichtmuseum.com

 

 

 

 

 

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