Neue Generation will Familienunternehmen
 modernisieren

 

erstellt am
14. 04. 16
11:00 MEZ

PwC: Familienunternehmen: Die neue Generation der Chefs ist veränderungsfreudig, kann sich aber nicht immer durchsetzen
Wien (pwc) - Die neue Generation der Leiter von Familienunternehmen ist gut auf ihre Aufgabe vorbereitet, voller Selbstvertrauen und vor allem Ehrgeiz – für sich selbst und ihr Unternehmen. 88 % möchten aus ihrer Firma etwas Besonderes machen: Sie wollen nicht nur größer und stärker werden, sondern auch internationaler, moderner und stärker diversifiziert. Zu diesem Ergebnis kommt die PwC-Studie Great expectations: The next generation of family business leaders. 60 % der Befragten wollen außerdem mit ihrem Unternehmen geografisch neue Märkte erobern und mit neuen Ideen, Produkten und Unternehmensmodellen spielen. Und: Die neue Generation steht größeren Herausforderungen gegenüber – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch im weiteren Geschäftsumfeld.

PwC führt diese internationale Studie zum Thema Familienunternehmen seit über zehn Jahren durch. 2014 wurde auch erstmals die neue Generation der Firmenchefs mit einbezogen und nach ihren Ambitionen, Zukunftsplänen für das Unternehmen und den Herausforderungen der Rolle als „Kind des Chefs“ befragt.

Die drei größten Hürden für einen erfolgreichen Generationenübergang sind:

  • Die Generationslücke: die derzeitige Generation ist nicht immer überzeugt, dass ihre Kinder bereit und in der Lage sind, die Firma zu übernehmen.
  • Die Glaubwürdigkeitslücke: die neue Generation ist der Ansicht, dass sie in der Firma viel härter als andere arbeiten muss, um sich zu beweisen.
  • Die Kommunikationslücke: in einem Familienunternehmen gilt es, sowohl mit persönlichen als auch beruflichen Beziehungen richtig umzugehen. Das birgt ein gewisses Konfliktpotenzial.


Eine selbstbewusste Generation will ihr Unternehmen prägen
Zwei Jahre nach der letzten Studie hat sich das Bild generell etwas verbessert: Die neue Generation ist selbstbewusster geworden und besser auf eine Führungsrolle vorbereitet. So haben z.B. 70 % bereits außerhalb des Familienunternehmens nützliche Erfahrungen gesammelt. Dadurch können sie die Glaubwürdigkeitslücke überwinden, bevor sie in den Familienbetrieb einsteigen. Die Befragten geben an, dass sie nicht nur „Verwalter“ ihres Unternehmens sein wollen – sie wollen es vielmehr durch ihre Tätigkeit prägen und scheuen dabei auch nicht davor zurück, sich zur Erreichung ihrer Ziele externe Hilfe zu holen. 69 % würden erfahrene Manager einsetzen, die nicht Teil der Familie sind, um das Unternehmen zu modernisieren und professioneller zu machen.

„Wir beobachten auch zunehmend, dass talentierte Nachfolger in Familienunternehmen ihre zukünftige Rolle genauer definieren“, ergänzt Rudolf Krickl, Partner und Experte für Familienunternehmen bei PwC Österreich. „Sie wollen einen Job, der ihren Fähigkeiten entspricht und in dem sie gut sind. Sie verstehen genauer, was es in den nächsten Jahren bedeuten wird, ein Familienunternehmen zu führen, und fragen sich, was sie zum Vorteil des Unternehmens einbringen können.“

Revolution oder Evolution?
Doch trotz des wachsenden Selbstvertrauens und genauer Vorstellungen, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll, fühlt sich die neue Generation dennoch durch vergangene Strukturen gebremst. Sie wollen eine Revolution, erwarten aber für die nächste Zeit – im besten Fall – eine Weiterentwicklung des Unternehmens. 40 % geben an, dass es frustrierend sein kann zu erwirken, dass neue Ideen durch die derzeitige Generation akzeptiert werden. 52 % machen sich Sorgen, dass sie Zeit dafür aufwenden werden müssen, die Familie zu „managen“.

Familienbetriebe können sich neu erfinden – und tun dies auch. Doch nicht alle können sich besonders schnell verändern. Dabei kann es auch zu Spannungen kommen: Einerseits gilt es, die Prozesse (und Produkte) der Vergangenheit zu respektieren und andererseits will die neue Generation Chancen nutzen, die sie für die Zukunft sieht. So wollen 59 % der neuen Generation ihr Produktportfolio diversifizieren. Doch gleichzeitig glauben 68 %, dass ihre Familie diesen Schritt wahrscheinlich nicht setzen wird, wohl nicht einmal in zehn Jahren. Rudolf Krickl: „Der Generationskonflikt ist besonders im Bereich Digitalisierung zu spüren. Die neue Generation tut sich oft schwer damit, ihre Eltern von der Notwendigkeit zu mehr Digitalisierung zu überzeugen. Nur 41 % sind der Ansicht, dass die Unternehmensstrategie den Anforderungen einer digitalen Welt angepasst ist. 29 % glauben, dass sich Familienbetriebe neue Technologien langsamer zu Eigen machen als andere Arten von Unternehmen.“

Die Frage der Nachfolge
Die Frage der Nachfolge ist für viele, die einen Familienbetrieb übernehmen, nach wie vor problematisch. Wie wird sich die derzeitige Generation anpassen? Wird die neue Generation den Anforderungen gerecht werden? Dies sind die wichtigsten Fragen, die sich die neue Generation stellt.

Ein weiteres Problem besteht darin, dass die derzeitige Generation sich oft schwer tut, das Zepter aus der Hand zu geben. 61 % erwarten, dass es für die derzeitige Generation schwer sein wird loszulassen, wenn sie die Firma übernehmen. „Man darf nicht vergessen, dass Nachfolge ein Prozess ist und nicht an einem Tag stattfindet: Die neue Generation muss bereit sein, mit Unterstützung ihrer Eltern den Betrieb zu übernehmen. Nach der formellen Übergabe können die Eltern Unterstützung und Hilfe anbieten, solange sie akzeptieren, dass sie nicht mehr die Entscheidungen treffen“, so Krickl.

Anmerkungen
Für die PwC-Studie Great expectations: The next generation of family business leaders wurden 268 Familienmitglieder der neuen Generation aus 31 Ländern befragt, welche das Familienunternehmen wahrscheinlich übernehmen werden.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.pwc.at

 

 

 

 

 

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