Fest der Freude am 8. Mai

 

erstellt am
29. 04. 16
11:00 MEZ

Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus
Mauthausen/Wien (mkö) - Am 8. Mai 2016 jährt sich zum 71. Mal die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. Dieser Tag markiert das Ende des nationalsozialistischen Regimes und seines verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieges. Bereits davor befreiten alliierte Truppen Konzentrationslager, so etwa am 27. Jänner 1945 das Vernichtungs- und Konzentrationslager Auschwitz/Birkenau und am 5. Mai 1945 das Konzentrationslager Mauthausen.

Fest der Freude am 8. Mai 2016 ab 19.15 Uhr am Wiener Heldenplatz
Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) veranstaltet in Kooperation mit den Wiener Symphonikern und Unterstützung durch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und des Verein GEDENKDIENST sowie der österreichischen Bundesregierung und der Stadt Wien auch dieses Jahr ein Gratiskonzert zum Tag der Befreiung am 8. Mai 2016 ab 19.15 Uhr am Wiener Heldenplatz. Das Konzert wird – zum zweiten Mal –wieder in ORF III live übertragen.

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich, warnt vor einer Besorgnis erregenden Entwicklung: „Die Erinnerung an den Tag, an dem Österreich von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten befreit wurde, ist heute wichtiger denn je: Heute – wie damals – erfahren Menschen brutale Unterdrückung, Krieg oder sogar den Tod aufgrund ihrer religiösen oder ethnischen Zugehörigkeit. Diese Menschen suchen nun Schutz und Sicherheit in anderen Ländern, auch bei uns in Österreich. Wir dürfen daher keinesfalls zulassen, dass durch das Schüren von Ängsten Ausländerfeindlichkeit einen Platz in unserer Gesellschaft einnimmt. Solidarität und Zivilcourage sind daher dringender gefordert denn je. Jede Aktion des Widerstands hilft, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.“

Eröffnet wird das Fest der Freude mit einem Videobeitrag über Solidarität und den KZ-Überlebenden Daniel Chanoch, gelesen von Mercedes Echerer und Konstanze Breitenebner. Danach folgen Videobotschaften von Vertreter/innen der Befreiungsnationen sowie dem Präsidenten des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Rudolf Edlinger, und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch. Während des Konzerts der Wiener Symphoniker erinnern der Zeitzeuge und KZ-Überlebende Daniel Chanoch, Bundesministerin Dr.in Sabine Oberhauser, Bundesminister Mag. Wolfgang Sobotka, Vizebürgermeisterin Mag.a Maria Vassilakou, Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny und MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi an die Opfer des Nationalsozialismus. Durch die Veranstaltung führt Schauspielerin Katharina Stemberger.

Daniel Chanoch verbindet mit einer Gruppe anderer Überlebender eine bewegende Geschichte zu Solidarität. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Solidarität zeigt sich heute auch in jenen Momenten, in welchen Menschen, die nach Europa und nach Österreich flüchten, Hilfe brauchen. Solidarität ist daher der thematische Schwerpunkt für das Fest der Freude im Jahr 2016.

Gratiskonzert der Wiener Symphoniker mit Werken von Arnold Schönberg und Ludwig van Beethoven
Unter der Leitung von Christoph von Dohnányi eröffnen die Wiener Symphoniker das Konzert mit der „Fanfare for a Bowl Concert on motifs of Die Gurrelieder“ von Arnold Schönberg. Am Programm des Traditionsorchesters stehen weiters „Ein Überlebender aus Warschau“ – ebenfalls von Arnold Schönberg – mit Star-Bariton Thomas Hampson als Erzähler und dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde unter der Chorleitung von Johannes Prinz sowie Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“.

Johannes Neubert, Intendant der Wiener Symphoniker kommentiert: „Für die Wiener Symphoniker sind die Konzerte am Heldenplatz anlässlich der Befreiung Österreichs vom nationalsozialistischen Terror immer ein Höhepunkt des Konzertjahres. Freiheit und Frieden sind in vielerlei Hinsicht Grundbedingungen für unser Wirken als Künstler. Wir sind deshalb sehr glücklich, dass wir auch in diesem Jahr durch die Kraft der Musik dazu beitragen dürfen, diesen Tag der Befreiung als einen Tag des Gedenkens, aber eben auch der Freude zu begehen.“

Beide Werke, Arnold Schönbergs erschütterndes Melodram Ein Überlebender aus Warschau für Erzähler, Männerchor und Orchester und Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 3 „Eroica“, spiegeln künstlerisch das Anliegen der Veranstaltung wider. Schönbergs etwa siebenminütiges Werk ist die wohl wichtigste und meistrezipierte musikalische Auseinandersetzung mit dem Holocaust. Eingebettet in hektische Rhythmen und grelle Orchesterfarben berichtet ein dreisprachiger Text, der beim Konzert von Thomas Hampson gesprochen wird, eindrücklich von der Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto. Höhepunkt und ergreifender Moment ist der hebräisch gesungene, überwältigende Schlusschor – dargeboten von den Männern des Wiener Singvereins unter der Leitung von Johannes Prinz – ein leidenschaftlicher Appel gegen Unterdrückung und Gewaltherrschaft. Beethoven beabsichtigte, seine revolutionäre Symphonie Napoleon Bonaparte und dessen Kampf gegen politische Tyrannei und Unterdrückung zu widmen. Er widerrief diese Widmung aber wutentbrannt, als er erfuhr, dass Napoleon sich selbst zum Kaiser hatte ausrufen lassen.

Das Gratiskonzert der Wiener Symphoniker findet bei jedem Wetter statt. Sitzplätze sind beschränkt vorhanden und vorrangig für ältere Personen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen vorgesehen. Eine Sitzplatzreservierung ist nicht möglich.

ORF III berichtet live vom Wiener Heldenplatz – neue Dokutrilogie über KZ–Außenlager bereits am 7. Mai
Auch dieses Jahr zeigt ORF III Kultur und Information am 8. Mai das „Fest der Freude“ mit dem Festakt und dem anschließenden Gedenkkonzert der Wiener Symphoniker live vom Wiener Heldenplatz. Die um 19.40 Uhr startende TV-Übertragung ist der Höhepunkt eines umfangreichen Thementags mit zahlreichen Dokumentationen, u. a. „Der Krieg ist aus!“, „Trümmerfrauen“, „Österreich in Farbe – Die Besatzungszeit“ und „Der Wiener Stephansdom – Die Wiedergeburt eines Wahrzeichens“, sowie Zeitzeugengesprächen und Interviews. Die ORF-III-Moderatoren Ani Gülgün-Mayr, Barbara Rett, Peter Fässlacher und Christoph Takacs melden sich mit drei Live-Einstiegen (15.25 Uhr, 16.20 Uhr, 17.20 Uhr) und einer Sondersendung (18.25 Uhr) vom Ort des Geschehens, um mit Zeitzeugen, Chefredakteuren der Printmedien und Persönlichkeiten aus Politik, Kunst und Kultur, u. a. Heinz Fischer, Ursula Strauss, Robert Dornhelm, Danielle Spera und Eva Weissenberger, sowie den Protagonisten des Abends, darunter Thomas Hampson und der Zeitzeuge Daniel Chanoch, zu sprechen.

Ergänzend dazu ruft ORF III mit der neuen „zeit.geschichte“-Trilogie „Mauthausen vor der Tür“ die „vergessenen“ Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen bereits am Samstag, dem 7. Mai, in Erinnerung. Die neue „zeit.geschichte“-Dokutrilogie – in Koproduktion mit Kurt Mayer Film – erklärt im ersten Teil „Zwangsarbeit für Rüstung und Industrie“ (20.15 Uhr) die Systematik der Zwangsarbeit im verzweigten Lagersystem Mauthausen. Die ORF-III-Dokumentation beschreibt die Historie der Lager und der dort zwangsarbeiteten Menschen und zeigt, was heute noch davon übrig geblieben ist – an Baulichkeiten und vor allem an Geschichte(n). Die zweite Folge „Wiens vergessene Konzentrationslager“ (21.00 Uhr) macht sich auf die Spuren des nationalsozialistischen Terrors in den Außenlagern und Außenkommandos in und um Wien. Der Film zeigt ein Gegenbild zur weitverbreiteten Vorstellung nur Mauthausen wäre Schauplatz der Verbrechen gewesen. Doch KZ-Häftlinge waren auch in Wien ein alltäglicher Anblick. Im dritten Teil, der im Winter 2016 zu sehen ist, wird das „Das Schicksal der Frauen“ im Konzentrationslager beleuchtet.

Darüber hinaus überträgt ORF III am Sonntag, dem 15. Mai ab 9.50 Uhr live die Gedenk- und Befreiungsfeier aus Mauthausen. Das „Fest der Freude“ – Sondersendung, Festakt und Konzert –, die zwei „Mauthausen vor der Tür“-Folgen sowie alle ORF-III-Sendungen, für die entsprechende Lizenzrechte vorhanden sind, sind via ORF-TVthek (http://TVthek.ORF.at) als Live-Stream bzw. nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand verfügbar.

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz betont die mediale Aufarbeitung „weißer Flecken“ in der österreichischen Geschichte: „Die Befreiung des KZ Mauthausen, die Kapitulation des NS-Regimes und das Ende des Zweiten Weltkriegs markieren den Sieg der Menschlichkeit über eine Diktatur des NS-Terrors. Die neue ORF-III-Dokumentarreihe ,Mauthausen vor der Tür’ erinnert in drei Teilen an die ,vergessenen’ Außenlager des KZ Mauthausen. Mit der medialen Aufarbeitung dieser ,weißen Flecken’ im Gedächtnis der Nation leistet der ORF einen wichtigen Beitrag zur lebendigen Erinnerungskultur. Es freut mich, dass wir darüber hinaus das ,Fest der Freude‘ vom symbolträchtigen Wiener Heldenplatz am 8. Mai heuer wieder live in ORF III übertragen. So haben alle Österreicherinnen und Österreichern Gelegenheit, beim offiziellen Festakt und dem Gedenkkonzert der Wiener Symphoniker dabei zu sein.“

Mauthausen Komitee: Jugendliche trainieren Zivilcourage für den Alltag mit Flüchtlingen
Das Mauthausen Komitee hat in den vergangenen Jahren über 30.000 Jugendliche dabei unterstützt, Zivilcourage für den Alltag zu trainieren, etwa wie man bei Anpöbelungen deeskalierend reagiert oder wie man einschreitet, wenn andere Menschen belästigt werden.

Da zunehmend Flüchtlinge das Ziel von Übergriffen sind, will das MKÖ seine österreichweiten Zivilcourage-Trainings auf dieses Thema fokussieren. „Weil die Diskussion über Flüchtlinge in Österreich immer schärfer wird, merken wir auch eine Zunahme von Anpöbelungen gegen diese Bevölkerungsgruppe. Wegschauen geht da nicht. Viele junge Leute wissen aber noch nicht, wie sie in solchen Situationen konkret reagieren können, und da setzen wir an. Gleichzeitig sind die Trainings ein guter Rahmen, um Vorurteile aufzubrechen“, so Willi Mernyi vom Mauthausen Komitee Österreich.

Rund 400 Trainings sind für dieses Jahr geplant, an denen etwa 8.000 Jugendliche teilnehmen sollen. Von Schul-, Lehrlings- und anderen Jugendgruppen sind dazu beim MKÖ bereits zahlreiche Anmeldungen eingegangen.

Weiters bietet das MKÖ Workshops mit dem Titel „Wir sind alle“ an, die im Rahmen von begleiteten Rundgängen durch die ehemaligen KZ-Außenlager stattfinden. Dabei wird mit den Jugendlichen zu diversen Themen wie Vorurteile, Vielfalt, Religionen, Menschenrechte und Identitäten gearbeitet.

Internationale Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen mit Schwerpunkt „Solidarität“
Die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und dessen Außenlager wurden Anfang Mai 1945 von US-Truppen befreit. „2016 jährt sich auch die Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager zum 71. Mal. Es ist nicht nur ein Anlass zum Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors, sondern auch eine Kundgebung gegen jede Art von Intoleranz und Diktatur, gegen Fremdenhass und Antisemitismus, eine Gedenkstunde der Solidarität mit den Opfern von gestern und heute“, so MKÖ-Vorsitzender Mernyi.

Gemeinsam mit seiner Partnerorganisation Comité International de Mauthausen und weiteren Organisationen veranstaltet das Mauthausen Komitee die gesamten Gedenkfeiern anlässlich der Befreiung des KZ-Mauthausen und seiner 49 Außenlager. Mehr als 80 Gedenkveranstaltungen werden heuer österreichweit an Orten ehemaliger Außenlager und Stätten des NS-Terrors abgehalten und finden ihren Höhepunkt in der europaweit größten internationalen Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 15. Mai 2016 von 10.00 Uhr bis etwa 12.00 Uhr.

Die diesjährigen Gedenk- und Befreiungsfeiern widmen sich dem Thema „Internationale Solidarität“. Für Häftlinge in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten hatte internationale Solidarität einen wichtigen Stellenwert. So auch im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen und seinen Außenlagern, in denen Österreicherinnen und Österreicher eine sehr kleine Minderheit bildeten. Internationale Solidarität im Konzentrationslager hatte viele Gesichter. Eine wichtige Rolle spielte das Internationale Mauthausen Komitee, das bis heute tätig ist und Vertreter/innen aus 21 Staaten Europas und der USA umfasst. Gemeinsam mit dem Mauthausen Komitee Österreich und anderen Organisationen arbeiten sie für ein "Niemals wieder" und kämpfen dafür, dass Solidarität auf nationaler und internationaler Ebene gelebt wird.

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