CROSSING EUROPE Filmfestival Linz 2016 – eine Bilanz

 

erstellt am
27. 04. 16
11:00 MEZ

Am Abend des 25.04. ging die 13. Festivalausgabe überaus erfolgreich zu Ende. Festivalleiterin Christine Dollhofer freut sich erneut über einen enormen BesucherInnenzuspruch
Linz (crossing europe) - Seit fast nun 13 Jahren verschreibt sich CROSSING EUROPE der Idee, in Linz anspruchsvolles europäisches Filmschaffen niederschwellig zu präsentieren und bietet die Möglichkeit zum direkten Austausch mit anwesenden Filmschaffenden aus ganz Europa - so auch dieses Jahr. Sechs Tage lang verwandelte sich die Linzer Innenstadt mit dem angestammten Festivalbezirk rund um OÖ Kulturquartier und den Festivalkinos Moviemento und City-Kino zum pulsierenden Mittelpunkt des Festivals.

Frei nach dem Motto "Europe, what is your Destiny?" versuchte CROSSING EUROPE ein Schlaglicht auf die verschiedenen Nuancen des (Film)Kontinents Europas zu werfen - als Einladung zur direkten Auseinandersetzung mit den - oft komplexen - europäischen Lebenswelten. Fakt ist, dass das große Projekt "Europa" ist ins Wanken geraten, die "europäische Idee" wird immer öfter auf dem Altar des Populismus geopfert. Aber trotz der derzeit vorherrschenden Verunsicherung gibt es auch Positives über Europa zu erzählen, z.B. Geschichten von der Überwindung von Zäunen, der Aufarbeitung von kriegsbedingten Wunden, zivilgesellschaftlichem Zusammenhalt oder gelebter Menschlichkeit. Diese Widersprüchlichkeit, unsere derzeitige europäische Verfasstheit betreffend, zog sich wie ein roter Faden durch das diesjährige Festivalprogramm.

22.000 Festivalgäste sowie Film- und Musikbegeisterte sind dieser Einladung gefolgt und haben Filmvorstellungen, Ausstellungen, Talks und die Nightline des Festivals besucht. Damit wurde die letztjährige Bestmarke erneut erreicht und darf als Bestätigung der programmatischen Ausrichtung des Festivals gewertet werden - was das gesamte CROSSING EUROPE Team sehr freut. Eine weitere Steigerung bei den BesucherInnenzahlen ist bei der bestehenden Konzeption des Festivals nicht vorstellbar, da aufgrund der räumlichen Kapazitäten und der Dauer des Festivals eine Expansion nicht möglich ist.

Schon am ersten Tag des Festivals zeichnete sich der positive Trend ab, und erfreulicherweise riss die Begeisterung des Linzer Festivalpublikums für zeitgenössisches AutorInnenkino aus Europa nicht ab. Bereits die Festivaleröffnung am 20. April stand ganz im Zeichen der programmatischen Ausrichtung des Festivals - stellvertretend dafür die sechs handverlesenen Eröffnungsfilme dieses Jahres, die von zahlreichen, teilweise weitegereisten Filmgästen dem präsentiert wurden, u.a. Jasmila Žbani?, Mirjana Karanovi? und Tribute Gast Helena T?eštíková.

Insgesamt 162 ausgewählte Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus 35 verschiedenen Ländern (davon insgesamt 123 Premieren) wurden in den zum Großteil ausverkauften Kinos präsentiert, an die 700 Fachgäste aus dem In- und Ausland - darunter rund 140 Filmgäste - wurden gezählt.

Neben den drei Wettbewerbssektionen (Competition Fiction, Competition Documentary und Competition Local Artists) waren auch die seit Jahren etablierten Schienen Arbeitswelten (dieses Mal zum Thema (Aus)Bildung), European Panorama Fiction & Documentary (mit ausgewählten Highlights der vergangenen Festivalsaison) und Nachtsicht (erneut dem "Fantastischen" verpflichtet) Teil der Programmstruktur. Die Reihe "Architektur & Gesellschaft" beschäftigte sich dieses Jahr mit

"European Communities" und die heuer zum zweiten Mal präsentierte Schiene CINEMA NEXT EUROPE trug den verheißungsvollen Titel "Heimatland/Wonderland" und stellte die Suche nach Identität und der Definition von Heimat in den Vordergrund. Nicht zu vergessen - das diesjährige Tribute, das der Grande Dame des tschechischen Dokumentarfilms, Helena T?eštíková und ihrem von einem humanistischen Anspruch geprägten Oeuvre gewidmet war. Ihre Masterclass am vergangenen Samstag wurde geradezu gestürmt.

Abgerundet von einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Diskussionsveranstaltungen, der musikalischen Nightline und gewohnt hochkarätigen Ausstellungsprogramm an der Schnittstelle von Film und Bildender Kunst wurde CROSSING EUROPE erneut zu einer lebendigen Veranstaltung zur Präsentation und Diskussion von bzw. über zeitgenössisches, manchmal auch unbequemes oder künstlerisch exzentrisches, gesellschaftspolitisches Kino aus Europa.

Ausblick
Auch 2016 war es Festivalleiterin Christine Dollhofer und ihrem Team ein Anliegen, die Ansprüche des professionellen Fachpublikums und des lokalen Kinopublikums zusammenzuführen, um sechs lebendige und inspirierende Festivaltage in der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu offerieren. Um dieses Ziel zu erreichen ist CROSSING EUROPE auf die finanzielle, organisatorische und ideelle Unterstützung seiner Fördergeber, Sponsoren und Partner angewiesen. Nach fast 13 Jahren, die von der Sorge um die Zukunft von CROSSING EUROPE geprägt waren, hat sich die finanzielle Lage des Festivals stabilisiert, das Commitment der Fördergeber aus Österreich ist erfreulicherweise fast gleich geblieben.

Wünschenswert für die Zukunft wären zumindest mehrjährige Förderverträge und eine sanfte Anpassung der Förderung bedingt durch steigende Kosten in allen Bereichen. Es bleibt zu hoffen, dass CROSSING EUROPE auch 2017 mit dem Engagement von Fördergebern, Finanzierungs- und Veranstaltungspartnern sowie Sponsoren rechnen darf.

Die programmatische Ausrichtung bleibt auf jeden Fall unverändert: CROSSING EUROPE wird auch bei der 14. Festivalauflage (25. bis 30. April 2017) versuchen, mit handverlesenen aktuellen gesellschaftspolitischen Filmen und seinen zahlreich anwesenden Filmgästen Lust auf unkonventionelles Kino aus Europa und Lust auf eine - manchmal auch radikale oder aber sinnliche - künstlerische Auseinandersetzung mit der uns umgebenden (Lebens)Welt zu machen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.crossingEurope.at

 

 

 

 

 

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