Ausstellung am Klagenfurter Bahnhof
 zeigt das Werden der 2. Republik

 

erstellt am
19. 05. 16
11:00 MEZ

LH Kaiser und Historiker Rathkolb eröffneten Ausstellung – Kulturprojekte von ARBOS
Klagenfurt (lpd) - „Zurück in die Zukunft in Kärnten. Die zweite Chance“ nennt sich die Veranstaltungsserie bzw. ein Bildungs- und Kulturprojekt von ARBOS (Gesellschaft für Musik und Theater) am Hauptbahnhof Klagenfurt. Am 18.05. wurde die Ausstellung „Zurück in die Zukunft“ feierlich eröffnet. Konzipiert hat sie Oliver Rathkolb, er ist Historiker und Universitätsprofessor für Zeitgeschichte an der Universität Wien. Sie handelt vom Werden der Zweiten Republik Österreich und dauert bis 30. September 2016.

Landeshauptmann Peter Kaiser, Landtagspräsident Reinhart Rohr, Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger und der künstlerische Leiter von ARBOS, Herbert Gantschacher, nahmen an der Eröffnung teil. Oliver Rathkolb informierte eingehend über die Ausstellung. Bereits im vergangenen Jahr wurden von Kaiser zwei große kulturelle Projekte von ARBOS unterstützt und mitgetragen. Nämlich das Viktor Ullmann Projekt in Prag und das europäische Projekt „Hidden History“.

Der Landeshauptmann dankte ARBOS-Geschäftsführer Gantschacher sowie dem Historiker Rathkolb für ihr Engagement. Die Ausstellung mache deutlich, welche Riesenaufgabe es war, in Politik wie auch Gesellschaft demokratische Strukturen wieder aufzubauen. Die Wissensvermittlung sei sehr wichtig, um die Vergangenheit genau kennenzulernen. Die Ausstellung solle ein Beitrag dazu sein, autokratischen Entwicklungen vorzubeugen, so Kaiser. „Die Vergangenheit zu kennen und sich ihr zu stellen, ist die Voraussetzung dafür, für die Zukunft zu lernen und diese friedvoll und konfliktfrei zu gestalten“. Gedenkpolitik sei ein Auftrag im Rahmen der Bildungspolitik, dankte Kaiser den Initiatoren.

Gantschacher dankte dem Land, insbesondere LH Kaiser, Landtagspräsident Rohr und Landesschulratspräsident Altersberger für die Unterstützung der Ausstellung. Es gehe ihm darum, Bildung, Kultur und Geschichte zu verbinden. Auch sei dieses Kulturprojekt am Bahnhof dem nunmehrigen Bundeskanzler Christian Kern zu verdanken, so Gantschacher.

Rathkolb ging auf 1945 als Schlüsseljahr der Geschichte ein. Erst später habe sich die Sichtweise durchgesetzt, die Zerschlagung des NS-Regimes als neue Ära, als Beginn der Befreiung und der Freude anzusehen. Er wies auf die Aufarbeitung der NS-Geschichte der Bahn in Form einer Wanderausstellung hin, die der nunmehrige Bundeskanzler veranlasst hatte. Auch die Initiative der AK Kärnten mit den „Achtsamkeitspunkten“ im öffentlichen Raum sei beispielhaft gewesen, lobte der Historiker. Er plädierte für eine kritische Auseinandersetzung mit Geschichtsbildern, um autoritären Entwicklungen vorzubeugen. Er kündigte auch an, dass Bundespräsident Heinz Fischer Gedenkveranstaltungen im Jahr 2018 koordinieren werde. Zugleich sei geplant, dazu eine Wanderausstellung in Österreich und seinen Nachbarländern im Sinn einer europäischen Geschichtspolitik durchzuführen. Der Historiker meinte, dass die Gewaltgeschichte am Ende des Krieges durch eine internationale Historikergruppe aufgearbeitet werden sollte.

Die von Rathkolb gestaltete Ausstellung zeigt auf anschauliche und beeindruckende Weise in 17 Kapiteln das Werden der Zweiten Republik. Dabei werden die Schwerpunkte Flüchtlinge, Opfer, Täter, Befreiung, Widerstand, Nahrungsmittelversorgung, die Wirkung von Kunst und Kultur, usw. thematisiert. Führungen durch die Ausstellung und durch den Bahnhof gibt es von Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr. Sie finden in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Landesschulrat und den ÖBB statt. Die Anmeldung wird erbeten per Mail an arbos.carinthia@arbos.at

Gespräche mit Zeitzeugin Leni Birnbaum via Skype wird es vom 19. September bis 23. September (zwischen 8 und 9 sowie 10 und 11 Uhr) geben. Birnbaum wurde 1923 geboren, lebt heute im Kibbutz Ma’oz Hayyim und ist die Enkelin des Philosophen, Reformpädagogen und Pazifisten Wilhelm Jerusalem (1854- 1923). Nach dem Anschluss des austrofaschistischen Ständestaates an das Naziregime am 13. März 1938 gelang es den Eltern Edmund und Anna Jerusalem, ihre Tochter Leni mit einem Kindertransport nach Großbritannien zu schicken. Später gelang es der Familie, nach Palästina zu übersiedeln. Die Gespräche finden in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Landesschulrat und der Arbeiterkammer Kärnten statt.

Abgerundet wird das Projekt durch zwei Opernkompositionen von Viktor Ullmann unter der Regie von Herbert Gantschacher. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung wurde am Klagenfurter Hauptbahnhof „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ aufgeführt. Zum Ausstellungsende am 30. September wird um 20 Uhr, ebenfalls am Klagenfurter Hauptbahnhof, „Der Kaiser von Atlantis oder die „Tod-Verweigerung“ präsentiert.

 

 

 

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