Österreichs Industrie hält moderaten Wachstumskurs

 

erstellt am
30. 05. 16
11:00 MEZ

Aufwärtstrend der Industrie setzt sich fort und ist die längste Aufschwungsphase seit der Erholung, die unmittelbar der Wirtschaftskrise 2008/09 folgte
Wien (bank austria) - In Österreich setzt sich der moderate Aufwärtstrend der Industriekonjunktur weiter fort. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex erreichte im Mai – wie schon im Monat davor – genau 52 Punkte. Damit signalisiert der Indikator ein Anhalten des moderaten Wachstums der heimischen Industrie, dem globale Konjunktursorgen oder Unsicherheiten hinsichtlich einer möglichen EU-Austrittsentscheidung der Briten beim anstehenden Referendum nichts anhaben konnte“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Seit über einem Jahr liegt der Indikator bereits über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Damit befindet sich die heimische Industrie nunmehr in der längsten Aufschwungsphase seit der Erholung, die unmittelbar der Wirtschaftskrise 2008/09 folgte. „Die heimische Industrie hat im Mai trotz einem leicht verringerten Auftragsplus die Produktionsleistung noch stärker erhöht als im Vormonat. Zudem wurden erneut neue Jobs geschaffen. Allerdings weisen die Preistrends erstmals seit dem Sommer des Vorjahres auf eine Verschlechterung der Kostensituation für die Unternehmen hin“, fasst Bruckbauer die wichtigsten Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanagern zusammen.

In der Berechnung des Gesamtindikators, in der insgesamt fünf Teilergebnisse berücksichtigt werden, wirkte sich im Mai die Verlangsamung des Auftragswachstums dämpfend aus, was unter anderem durch eine beschleunigte Produktionsausweitung ausgeglichen wurde. Die heimischen Industriebetriebe haben im Mai ihre Produktion kräftig erhöht und sogar das Tempo der Ausweitung gegenüber dem Vormonat gesteigert. Der Produktionsindex stieg auf 53,9 Punkte und lag damit über dem langjährigen Durchschnitt. „Die Auftragslage der heimischen Betriebe hat sich im Mai weiter verbessert. Der Zuwachs an Neu- und Folgeaufträgen hat sich jedoch leicht eingebremst. Ausschlaggebend war nicht zuletzt das Neugeschäft aus dem Ausland, das aufgrund der unsicheren Konjunkturentwicklung in einigen Schwellenländern, erneut zurückging“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Dagegen blieb die Inlandsnachfrage, wenn auch etwas schwächer als im Vormonat, die tragende Säule der Nachfrage. Insgesamt gaben rund ein Drittel der befragten Unternehmen an, noch mehr Neuaufträge als im Vormonat an Land gezogen zu haben.

„Aufgrund der kontinuierlichen Produktionsausweitung der vergangenen Monate haben die heimischen Industriebetriebe auch im Mai wieder neue Arbeitskräfte eingestellt. Der Beschäftigungsaufbau verlangsamte sich gegenüber April jedoch leicht und blieb insgesamt moderat“, analysiert Pudschedl. Immerhin 18 Prozent der Unternehmen vermeldeten Neueinstellungen, hauptsächlich im Investitionsgüterbereich. Im Konsum- und Vorleistungsbereich haben sich die Beschäftigungszahlen weitgehend nicht verändert.

Die Preise für Rohstoffe und Vormaterialien verringerten sich im Mai weiter. Der Rückgang der durchschnittlichen Einkaufspreise verlangsamte sich jedoch deutlich und war der schwächste seit Beginn der rückläufigen Preisentwicklung im Sommer 2015. Während sich Treibstoffe weiter verbilligten, waren bestimmte Rohstoffe, wie einige Metalle und viele Chemikalien, sogar nur noch teurer am Markt erhältlich. Dennoch wurden die Verkaufspreise angesichts des hohen Wettbewerbsdrucks stark verringert. „Im Mai führten die Preisentwicklungen im Ein- und Verkauf erstmals seit dem Sommer 2015 nicht zu einer Kostenentlastung und Ertragsverbesserung für die heimischen Betriebe im Vergleich zum Vormonat“, so Pudschedl. Durch den fortgesetzten Abbau der Lager wird versucht, der Verschlechterung der Kosten- bzw. Ertragslage entgegenzuwirken. Die Bestände an Vormaterialien werden mittlerweile seit rund zweieinhalb Jahren zurückgeführt, wenn auch im Mai nur noch minimal. Die Fertigwarenlager wurden deutlich stärker und mit zunehmendem Tempo abgebaut.

Der gegenüber dem Vormonat unveränderte Wert des Bank Austria EinkaufsManagerIndex von 52 Punkten signalisiert, dass die heimische Industrie die moderate Aufwärtsbewegung der vergangenen Monate im Mai beibehalten konnte. Die österreichischen Produktionsunternehmen sind derzeit dank der guten Nachfrageentwicklung aus dem Inland recht gut in Schwung. „In den kommenden Monaten sollte die heimische Industrie das aktuelle Erholungstempo nicht nur beibehalten können. Ich gehe davon aus, dass der Wachstumskurs auch robuster wird“, meint Bruckbauer und ergänzt: „Zum einen zeigt das Ergebnis der aktuellen Umfrage, dass die Stärke der Nachfrage unter Berücksichtigung der vorhandenen Lagerkapazitäten unmittelbar zu weiteren Produktionsanstiegen führen wird. Zum anderen signalisieren die vorliegenden internationalen Einkaufsmanagerindizes eine Stabilisierung der Konjunktur in vielen Schwellenländern sowie vor allem aber die Standfestigkeit der Erholung in Europa.“ In der Eurozone hat sich der vorläufige Einkaufsmanagerindex nur geringfügig von 51,7 auf 51,5 Punkte bewegt, in Deutschland, Österreichs wichtigsten Handelspartner jedoch einen kleinen Sprung nach oben auf 52,4 Punkte gemacht. Auch der jüngste starke Anstieg des IFO-Geschäftsklimaindex in Deutschland unterstreicht, dass die Erholung in der Eurozone vorankommt. Die österreichische Industrie sollte davon in den kommenden Monaten weiter profitieren können.

 

 

 

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