Regionalwirtschaft 2015: Geringe
 Wachstumsunterschiede mit Vorteilen im Westen

 

erstellt am
01. 06. 16
11:00 MEZ

Wien (wifo) - Die Wirtschaft entwickelte sich 2015 vor dem Hintergrund nur schwacher Auftriebskräfte in allen Nachfragekomponenten regional recht gleichförmig. Wachstumsdifferentiale waren stärker durch die geographische Lage als durch die jeweilige Wirtschaftsstruktur bestimmt, mit Vorteilen für die Bundesländer im Westen. Die Beschäftigungsdynamik blieb in allen Regionen lebhaft, reichte aber nicht aus, um ein deutlich wachsendes Arbeitskräfteangebot aufzunehmen. Die Arbeitslosigkeit stieg daher weiter, insbesondere in Ostösterreich und in den Ballungsräumen.

Gemessen an der realen Bruttowertschöpfung (ohne Land- und Forstwirtschaft) expandierte die heimische Wirtschaft im Jahr 2015 mit +0,9% etwas stärker als in den zwei Jahren zuvor. Die Dynamik verstärkte sich dabei im Jahresverlauf etwas (1. Halbjahr +0,7%, 2. Halbjahr +1,0%), ohne in einen tragenden Aufschwung zu münden. Aufgrund des nur schwachen Auftriebs aller Nachfragekomponenten ergaben sich kaum markante Entwicklungsunterschiede nach Branchen. Das regionale Konjunkturmuster war damit stärker durch die geographische Lage als durch Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur geprägt.

Die WIFO-Schätzung zur Entwicklung der realen Bruttowertschöpfung in den Bundesländern zeigt für 2015 einen Vorsprung von Westösterreich (+1,2%) gegenüber Süd- und Ostösterreich (+0,7% bzw. +0,6%). Dieses Wachstumsgefälle schwächte sich im Jahresverlauf nur wenig ab und galt auch für die einzelnen Bundesländer fast durchgängig: Während die Wirtschaftsleistung in allen Regionen im Westen mit Werten zwischen +1,1% und +1,6% teils deutlich überdurchschnittlich zunahm, entwickelte sie sich in den anderen Regionen nur im Burgenland (+2,2%) günstiger. Dabei resultierten die Wachstumsunterschiede nach Großregionen vorrangig aus regionalen Entwicklungsunterschieden innerhalb der Branchengruppen: So verzeichneten Sachgütererzeugung und Bauwesen im Westen ebenso Wachstumsvorteile wie große Teile des Tertiärbereiches (vor allem Information und Kommunikation, Wirtschaftsdienste, sonstige Dienstleistungen). Dieser Anstieg machte die regional gegenläufige Tendenz in Energiegewinnung, Verkehr und Tourismus mehr als wett.

Wie in den zwei Jahren zuvor wuchs die Wirtschaft 2015 im Burgenland (als Ausnahme im Osten, +2,2%) und in Vorarlberg (+1,6%) am stärksten. Gemeinsam waren beiden Regionen eine gute und sektoral breite Industriekonjunktur sowie deutlich Impulse aus Handel und Wohnungswesen. Im Burgenland kamen eine kräftige Baunachfrage sowie (ähnlich wie in der Steiermark) ein erheblicher Wachstumsbeitrag des öffentlichen Sektors hinzu.

Die übrigen Bundesländer im Westen übertrafen den Österreich-Durchschnitt ebenfalls merklich, wobei der Wachstumsvorsprung von Salzburg (+1,5%) gegenüber Oberösterreich und Tirol (jeweils +1,1%) auch auf einen Vorjahreseffekt zurückging. Auch hier entwickelten sich vor allem Industrie und Handel günstig, positive Impulse aus der Bauwirtschaft (Tirol), dem Wohnungswesen (Salzburg, Oberösterreich) sowie dem Tourismus (Salzburg, Tirol) kamen hinzu. Dagegen blieb die Entwicklung im übrigen Tertiärbereich unterschiedlich, mit dämpfenden Einflüssen aus dem Verkehrsbereich.

Gespalten war die Konjunktur im Süden: Während die Wirtschaftsleistung in der Steiermark (+0,9%) entsprechend dem Österreich-Durchschnitt wuchs, blieb sie in Kärnten wie im Vorjahr zurück (+0,3%), obwohl die Kärntner Industrie ein gutes Ergebnis verzeichnete, während in der Steiermark vor allem die dominierende Autoindustrie Einbußen erlitt. Für das Konjunkturbild bestimmend waren im Süden allerdings erhebliche Entwicklungsunterschiede im Tertiärbereich, welcher nur in Kärnten insgesamt keinen Beitrag zur regionalen Wertschöpfungsentwicklung leistete.

Im Osten blieb das Wachstum in Wien (+0,5%) und Niederösterreich (+0,6%) wie im Vorjahr unter dem Österreich-Durchschnitt; es scheint hier der (vor allem in Wien) dynamischen demographischen Entwicklung weiter kaum angemessen. In Niederösterreich trug der sekundäre Sektor - bei unauffälliger Entwicklung im Tertiärbereich - sogar leicht negativ zur Wirtschaftsleistung bei, auch durch Sondereffekte in der Industrie bedingt. In Wien drückte dagegen die schwache Konjunktur in den (hier wichtigen) wissensintensiven Dienstleistungsbereichen das Ergebnis, insgesamt gingen von den Marktdiensten in Wien damit keine Wachstumsimpulse aus.

Die Entwicklung auf den regionalen Arbeitsmärkten war bei beträchtlichen Beschäftigungsgewinnen zwischen +0,5% (Kärnten) und +1,7% (Vorarlberg) einmal mehr durch eine deutliche Zunahme des Arbeitskräfteangebotes bestimmt (zwischen +0,9% in Kärnten und +3,0% in Wien). Die Arbeitslosenquote stieg damit in allen Bundesländern, allerdings mit großen Unterschieden zwischen Westösterreich (Tirol und Vorarlberg jeweils +0,1 Prozentpunkte) und der Ostregion (Wien +1,9 Prozentpunkte, Niederösterreich +0,6 Prozentpunkte).

 

 

 

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