Andrés Jaque erhält Friedrich Kiesler-Preis 2016

 

erstellt am
17. 06. 16
11:00 MEZ

Spanischer Architekt erhält renommierten, mit 55.000 Euro dotierten Architekturpreis
Wien (kiesler) - Der Österreichische Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst 2016 geht an den spanischen Architekten Andrés Jaque. Dies gab die Österreichische Friedrich und Lillian Kiesler-Privatstiftung am 17.06. bekannt. Die mit 55.000 Euro dotierte Auszeichnung wird abwechselnd alle zwei Jahre von der Republik Österreich und der Stadt Wien „für herausragende Leistungen im Bereich der Architektur und der Künste, die den experimentellen und innovativen Auffassungen Friedrich Kieslers und seiner Theorie der ,correlated arts‘ entsprechen“, vergeben (Statuten des Friedrich Kiesler-Preises).

Begründung der Jury
Die internationale Jury des Friedrich Kiesler-Preises 2016 würdigt Andrés Jaque und sein Office for Political Innovation für die „innovative Analyse, Multimedia Performance und sein herausragendes polemisches Design sowie den Fokus auf neue Wege sozialer Interaktionen. Andrés Jaque ist vielleicht der erste Architekt, der die urbanen und architektonischen Auswirkungen der neuen sozialen Medien und der damit verbundenen ,Sharing Economy' umfassend würdigt. Damit spielt er eine wichtige Rolle als Meinungsführer. Die Kiesler-Preis-Jury freut sich, den diesjährigen Preis an ein Büro zu verleihen, das verspielte Ästhetik mit ernsthafter Polemik kombiniert, um einige der originellsten, provokativsten und einflussreichsten Arbeiten hervorzubringen, die diese Branche seit langer Zeit gesehen hat (Auszug aus der Begründung der Jury)

Die Jury setzte sich dieses Jahr zusammen aus:
Ben van Berkel (Architekt, Amsterdam)
Beatriz Colomina (Architekturtheoretikerin, Princeton University)
Peter Kogler (Künstler, Wien)
Stella Rollig (Direktorin, Lentos Kunstmuseum Linz)
Benedetta Tagliabue (Architektin, Barcelona)

Die Jurysitzung fand am 14. Juni 2016 statt, am gleichen Tag wurde im Österreichischen Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst die Ausstellung „Friedrich Kiesler. Lebenswelten“ eröffnet, die noch bis 2. Oktober besucht werden kann.

Der Österreichische Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst 2016 wird im Herbst durch den Amtsführenden Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny verliehen werden. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.

Reaktionen
„Es ist eine sehr große Befriedigung, den Friedrich Kiesler-Preis zu erhalten, der Kieslers Bemühen ehrt, disziplinäre Grenzen und Konventionen herauszufordern. Ich glaube, dass das alltägliche Leben dazu da ist, um neu erfunden, diskutiert und in die Hand genommen zu werden; das versuchen wir, im Rahmen unserer Arbeit im Office for Political Innovation zu tun. Müssten wir Freunde und Freundinnen für diesen Zweck finden, würden wir die bisherigen Kiesler-PreisträgerInnen ganz oben auf die Liste setzen.“ Andrés Jaque, Friedrich Kiesler-Preisträger 2016

„Das Architekturverständnis von Andrés Jaque weist in die Zukunft:
Indem er die komplexen gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge thematisiert, positioniert er die Architektur als wesentliche Gestalterin des Alltags. Damit zeigt sich Andrés Jaque sowohl als Visionär wie auch als Pragmatiker, der mutige Lösungen zu einem Zeitpunkt entwirft, an dem die gewohnten Schemata nicht mehr greifen.“ Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport der Stadt Wien

„Andrés Jaque gehört so wie Friedrich Kiesler zu jenen, die die Architektur aus dem monothematischen Denken des Bauens befreien. Dass der spanische Architekt, Querdenker und Visionär Jaque heuer mit dem Kiesler-Preis – dem höchstdotierten Architekturpreis Österreichs – ausgezeichnet wird, ist mehr als logisch: er begreift die Architektur als Konstrukteur der Gesellschaft die Gesprächsräume schafft. Damit setzt er den Weg fort, den bereits Friedrich Kiesler mit seiner ganzheitlichen und interdisziplinären Arbeitsweise verfolgt hat.“ Thomas Drozda, Bundesminister für Kunst und Kultur

„Andrés Jaque ist ein würdiger Kiesler-Preisträger als ein Architekt, der furchtlos alles auf den Kopf stellt, wenn es um die zweitweise banalen Realitäten geht, die das Streben nach purem, fantastischem Raum erschweren. Seine Arbeit hob sich dieses Jahr hervor durch Lebendigkeit, Verspieltheit und kompromisslosen Einsatz, das Neue und Unorthodoxe ausfindig zu machen.“ Hani Rashid, Präsident der Friedrich Kiesler Stiftung

„Das transdisziplinäre Wirken von Andrés Jaque prädestiniert ihn zu einem würdigen Träger des 10. Kiesler-Preises. Seine ganz im Sinne von Friedrich Kieslers ,correalistischer‘ Theorie agierende künstlerische und wissenschaftliche Praxis, neue Konzepte zur politischen und gesellschaftlichen Innovation zu entwickeln, trägt maßgebend dazu bei, den rasanten aktuellen Veränderungen der Gesellschaft, der Architektur und des Urbanismus realistische Modelle anbieten zu können.“ Peter Bogner, Direktor der Friedrich Kiesler Stiftung

Andrés Jaque
Andrés Jaque wurde 1971 in Madrid geboren. Sein Studium der Architektur an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura in Madrid schloss er 1998 ab. Im Jahr 2000 gründete er das Architekturbüro Andrés Jaque Architects, 2003 das Office for Political Innovation. Jaque wirkt an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und kritischer Praxis. Er lebt und arbeitet in Madrid und New York.

Zu den wichtigsten Arbeiten zählen „Plasencia Clergy House“, „House in Never Never Land“, „ESCARAVOX“, „COSMO MoMA PS1“, „IKEA Disobedients“, „PHANTOM. Mies Redered Society“ und „Superpowers of Ten“. Das Büro wurde mit dem Silbernen Löwen (Best Research Project) auf der 14. Architektur-Biennale in Venedig ausgezeichnet sowie mit dem Dionisio Hernández Gil Award.

Andrés Jaque ist Professor an der Graduate School of Architecture, Planning and Preservation (GSAPP) der Columbia University in New York sowie Visiting Professor an der Princeton University School of Architecture. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter „PHANTOM. Mies as Rendered Society“, „Different Kinds of Water Pouring into a Swimming Pool“, „Dulces Arenas Cotidianas“ und „Everyday Politics“.

Bisherige Preisträger
Der Österreichische Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst wurde im Jahr 1997 auf Wunsch von Friedrich Kieslers zweiter Frau Lillian ins Leben gerufen. Heuer wird er bereits zum zehnten Mal verliehen. Die bisherigen PreisträgerInnen zeigen die große Bandbreite dieser Auszeichnung:
Frank O. Gehry (1998)
Judith Barry (2000)
Cedric Price (2002)
Asymptote Architecture / Hani Rashid + Lise Anne Couture (2004)
Olafur Eliasson (2006)
Toyo Ito (2008)
Heimo Zobernig (2010)
Andrea Zittel (2012)
Bruce Nauman (2014)

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.kiesler.org

 

 

 

 

 

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