Belebung der Inlandsnachfrage ermöglicht
 2016 höheres Wachstum…

 

erstellt am
15. 06. 16
11:00 MEZ

… trotz höherer globaler Risiken – Bank Austria Konjunkturindikator im Mai im Aufwind: Stimmungsverbesserung in der Industrie und bei den Konsumenten
Wien (bank austria) - Nach einer Verlangsamung zu Beginn des zweiten Quartals nimmt die österreichische Konjunktur aktuell wieder etwas mehr Fahrt auf. „Der Abschwächung im April folgte im Mai eine eindeutige Verbesserung des Bank Austria Konjunkturindikators. Im derzeitigen fragilen globalen Wachstumsumfeld ist eine volatile Entwicklung nicht überraschend. Der aktuelle Anstieg auf 0,4 Punkte weist jedenfalls darauf hin, dass sich die Erholung der heimischen Wirtschaft weiter fortsetzt“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Das Wirtschaftswachstum wird im laufenden Quartal allerdings hinter dem starken Jahresbeginn 2016 mit einem BIP-Anstieg um 0,8 Prozent zum Vorquartal zurückbleiben. „Das Wirtschaftswachstum hat zu Beginn 2016 voraussichtlich bereits die höchste Dynamik des Jahres erreicht. Im zweiten Quartal präsentierte sich die österreichische Wirtschaft anfangs träge. Der Bank Austria Konjunkturindikator weist im Mai aber wieder auf mehr Schwung hin, der sich in einer erneuten Belebung der österreichischen Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte niederschlagen sollte. Die Dynamik wird aber hinter jener des ersten Quartals zurückbleiben“, so Bruckbauer.

Die etwas verbesserten Wachstumsaussichten die der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator rund um den Sommerbeginn signalisiert, ist eine Folge der leichten Aufhellung der Konjunkturstimmung. „Die Konjunkturstimmung hat sich in Österreich im Mai auf breiter Ebene verbessert. Sowohl die Konsumenten als auch die Industrie blicken etwas optimistischer in die Zukunft, wenn auch generell die Österreicher weiterhin deutlich skeptischer als der Rest der Europäer eingestellt sind“, so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die relativ stabile Lage am Arbeitsmarkt in den vergangenen Monaten und die spürbaren Effekte der Steuerreform haben die Stimmung der heimischen Konsumenten zumindest auf das Niveau vom Sommer 2015 gehoben. Unterstützt durch die positiven Vorgaben aus Europa hat sich auch die Geschäftseinschätzung der österreichischen Industrie im Mai verbessert.

„Nach dem schwungvollen Jahresbeginn und gestützt auf die jüngste Stimmungsauffrischung ist die österreichische Wirtschaft weiterhin auf Kurs für ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent im Jahr 2016. Dank der Belebung der Inlandsnachfrage wird der BIP-Anstieg den Wert von 0,9 Prozent des Vorjahres damit übertreffen“, meint Pudschedl. Die Steuerreform wirkt spürbar positiv auf den privaten Konsum. Zudem setzen auch die defiziterhöhend finanzierten Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlingen einen Wachstumsimpuls. Erstmals seit drei Jahren treibt auch die Investitionstätigkeit die österreichische Wirtschaft wieder merklich an. Der Aufwärtstrend der Ausrüstungsinvestitionen wird von Bauinvestitionen im späteren Jahresverlauf zunehmend begleitet werden. Während die Inlandsnachfrage das Wirtschaftswachstum bestimmt, können die Nettoexporte 2016 keinen Wachstumsbeitrag leisten. Im Gegenteil durch höhere Importe wird 2016 der Außenhandel das Wachstum voraussichtlich sogar geringfügig dämpfen.

Inflation nimmt wieder zu
Die rückläufige Inflationsentwicklung der ersten Monate des laufenden Jahres ist im Mai voraussichtlich zum Stillstand gekommen – bedingt durch die im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Ölpreise. In den ersten fünf Monaten betrug die durchschnittliche Teuerung nur 0,8 Prozent im Jahresvergleich. Ab Herbst ist mit einem spürbaren Aufwärtstrend der Inflation in Österreich zu rechnen. Die mittlerweile auf rund 50 US-Dollar pro Barrel gestiegenen Ölpreise sowie ein Basiseffekt aufgrund des starken Ölpreisverfalls ab Herbst des Vorjahres werden bis zum Jahresende die Inflation in Österreich in Richtung 2 Prozent im Jahresvergleich ansteigen lassen. „Für das Gesamtjahr gehen wir derzeit von einer Inflation im Jahresdurchschnitt 2016 von 1,1 Prozent aus. Damit wird die Teuerung nur unwesentlich über dem Vorjahreswert von 0,9 Prozent liegen, aber spürbar über dem erwarteten EU-Durchschnitt von nur 0,2 Prozent“, so Pudschedl. Angeheizt vor allem durch steigende Mieten und Hotel- und Restaurantpreise wird die Inflation in Österreich das vierte Jahr in Folge über dem Durchschnitt der Eurozone liegen.

Vielzahl an Prognoserisiken begrenzen Aussichten
Unter den bestehenden globalen Rahmenbedingungen fehlt es weiterhin an Nachfrageunterstützung für die heimische Wirtschaft. Das globale Wachstum ist fragil. Zwar setzen die entwickelten Länder, wie die USA und auch Europa ihren soliden Wachstumspfad weiter fort, was sich positiv auf die Nachfrage nach „Made in Austria“ auswirkt, doch fehlt der zusätzliche Schwung aus den Schwellenländern. Für die kommenden Monate ist keine Beschleunigung der globalen Konjunktur in Sicht und weiterhin begrenzen eine Reihe von Risiken die weiteren Aussichten. Neben dem Umbau der chinesischen Wirtschaft stellt auch die weitere Zinsstraffung durch die US-Notenbank ein evidentes Konjunkturrisiko dar. Darüber hinaus sind geopolitische Risiken, wie der Syrien-Konflikt, das Flüchtlingsmanagement in Europa und die bevorstehende US-Präsidentenwahl mögliche konjunkturelle Hemmschuhe.

BREXIT brächte negative Folgen für UK und auch für Österreich
Ein markantes politisches Risiko für die europäische Konjunktur und damit auch für die österreichische Wirtschaft steht mit der Abstimmung über einen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union in der kommenden Woche im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Der Brexit wäre nach meiner Einschätzung ein wirtschaftliches Desaster für das Königreich. Eine Abwertung des Pfund, ein Inflationsanstieg und eine Rezession wären einige der Folgen. Auch für die EU hätte der Brexit massive Auswirkungen mit negativen wirtschaftlichen Konsequenzen, die zumindest aus österreichischer Sicht jedoch verkraftbar wären“, so Bruckbauer. Kurzfristig würde die aufkeimende Verunsicherung zu Turbulenzen an den Märkten führen, von denen Länder an der EU-Peripherie und die Länder Mittel- und Osteuropas besonders stark betroffen wären. Damit wäre auch Österreich als stark in Osteuropa engagiertes Land anfällig für Verwerfungen. „Das Wachstum von 1,5 Prozent für Österreich 2016 wäre bei einer Entscheidung der Briten für einen Ausstieg wohl gefährdet“, meint Bruckbauer. Langfristig spielt die Handels- und Investitionsverflechtung, die Verschränkung der Arbeitsmärkte (Stichwort Migration) und die Abhängigkeit von EU-Fonds eine Rolle bei der Beurteilung der möglichen Auswirkungen. Die Güter- und Dienstleistungsexporte Österreichs ins Königreich betragen nur etwa 1,6 Prozent der Gesamtausfuhren. Aufgrund dieser relativ geringen wirtschaftlichen Verflechtung mit dem Vereinigten Königreich sowie der Position als Nettozahler in der Europäischen Union wären die langfristigen wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritt für die österreichische Wirtschaft überschaubar. Nur Finnland und Italien wären innerhalb Europas noch weniger betroffen, während Irland mit den schwerwiegendsten Einbußen rechnen müsste. Welche negativen politischen Folgen ein Brexit für Europa hätte, wird stark von der Reaktion der EU abhängen.

 

 

 

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