Gedenkveranstaltung im Grazer Rathaus

 

erstellt am
21. 06. 16
11:00 MEZ

Graz (stadt) - „Es sind schreckliche Bilder, die sich in unser Gedächtnis gebrannt haben, Bilder, die wir wohl nie vergessen werden. Und dann sind da auch die Erinnerungen an Menschen, die uns in diesen Stunden der Not und der Trauer geholfen haben, professionell zur Seite gestanden sind. Sie alle möchte ich heute ganz herzlich hier im Rathaus zu einem gemeinsamen Gedenken begrüßen.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl am 20.06. eine Veranstaltung, zu der alle jene Personen mit Opferstatus geladen waren und an der auch die Vertreter der Glaubensgemeinschaften sowie die Zweite Landtagspräsidentin Manuela Khom, Stadtregierungsmitglieder und VertreterInnen der Politik, der Einsatzorganisationen und des Hauses Graz teilnahmen.

„Was bleibt von diesem Tag ein Jahr danach?“, stellte der Bürgermeister in seiner Rede als Frage in den Raum. Seine Antwort lautete: „Ich glaube jedenfalls, erhöhte Aufmerksamkeit für das, was um uns herum passiert, dass wir darauf auch reagieren, dass wir Hilfe einfordern, wenn wir merken, dass Menschen in unserer Nähe aus der Rolle fallen und zur Gefahr werden können. Dass wir auch aufmerksam sind und reagieren, wenn wir bemerken, dass es Mitmenschen gibt, die dieses Füreinander-da -sein durch Hetze und Hass stören und die Gesellschaft spalten wollen. Wir haben Sie heute eingeladen, auch um Sie zu stärken und den Versuch zu unternehmen, Kraft zu geben.“

Ja zu sich selbst sagen

Diese Kraft wurde im Anschluss durch die Worte des ärztlichen Leiters der Sigmund-Freud-Klinik Graz, Univ.-Prof. DDr. Michael Lehofer, gespendet, in ruhigem und klarem Tonfall. „Wenn man so etwas wie Sie erlebt, dann fällt man aus der Beziehung zu sich selbst heraus. Man ist sich selbst fremd. Trauma, das ist etwas, wo das Fremde in uns einbricht und unintegrierbar ist. Das Fremde erzeugt das Chaos. Die Folge daraus ist, dass wir nicht mehr Ja zu uns selbst sagen können. Aus diesem Grund ist es so wichtig, zu vermitteln: ‚Ich bin da‘. Dies stellt die größte Hilfe auf dem langen Weg zurück zur Bejahung des Ichs dar. Verbundenheit zu zeigen. Dabei wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches uns beruhigt.“ Den gemeinsamen Gedenkakt im Rathaus bezeichnete Lehofer als einen Akt der Verbundenheit. Und er brachte noch einen Aspekt zur Sprache: „Wenn man große Angst gehabt hat, dann kann das Gehirn das nicht vergessen. Dennoch muss versucht werden, das Negative durch positive neue Eindrücke zu entkräften und zu übermalen.“

Den Schlussakkord setzte stimmungsvoll das Anil-Bilgen-Trio der Kunstuniversität Graz mit dem Stück „In a Sentimental Mood“.

 

 

 

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