Aus Beruf wird Berufung

 

erstellt am
01. 07. 16
11:00 MEZ

Bischof Zsifkovics weiht Anwalt zum Priester
Eisenstadt (martinus) – Er war ein beruflich höchst erfolgreicher Jurist und Unternehmer, Leiter einer eigenen Anwaltskanzlei und entschloss sich, den bisherigen Beruf gegen seine Berufung zu tauschen und trat in das Burgenländische Priesterseminar ein. Nun wurde der gebürtige Kroatisch-Minihofer Stefan Jahns am 29.06. im Eisenstädter Martinsdom von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics zum Priester geweiht.

"Du bist Advokat für alle!"
Vor sieben Jahren kam der heute 42-Jährige zum damaligen Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Ägidius Zsifkovics, um ihm seinen Entschluss mitzuteilen, Priester werden zu wollen: "Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Tag. Das Gespräch hat mich innerlich berührt und bleibt mir unvergesslich. Schließlich wird ein sicheres Leben als Anwalt und Chef einer Anwaltskanzlei zurückgelassen und ein neues, riskantes, geistliches Leben gewählt", so der Bischof. In seiner Berufung zum Priester könne er nun für andere zum Anwalt werden: "Du sollst Dich vor dem Neuen nicht fürchten! Du bist Advokat für alle! Als Priester wirst Du nicht nur auf eine Pfarre geweiht, sondern zum Dienst in der Kirche, der Du Dich ganz zur Verfügung stellst!", so Bischof Zsifkovics in seiner ermutigenden Predigt.

Geist des Evangeliums in Wort und Tat verkündigen
Zugleich sei er, der ehemalige Anwalt Stefan Jahns, nicht alleine auf dem Weg seiner Berufung, sondern könne auf eine Fülle von "Advokaten" im eigentlichen Sinne des Wortes bauen, nämlich auf "Personen, die man herbeiruft und um Hilfe bittet, wenn man sie braucht". So sei der heilige Petrus in der Verkörperung des Zusammenhaltenden der Kirche der "erste Advokat" des neu geweihten Priesters, "sozusagen unser Familienanwalt", der stets aufs Neue die primäre Aufgabe des Priesters wachhalte: die "unverkürzte, authentische, überzeugende Verkündigung des Evangeliums durch Wort und Tat", so Bischof Zsifkovics im Rahmen der Priesterweihe.

Der zweite Advokat, das sei der heilige Paulus, weil "er sich nicht in der eigenen Gemeinschaft verschließt, sondern offen ist für das Neue! Wenn Paulus heute Anwalt geworden wäre, dann wäre er ein Anwalt der weltweiten Fusionierungen im Sinne der Liebe zu allen und Hingabe." So sei auch der priesterliche Dienst wesentlich mit dem Zugehen auf die Menschen verbunden, der "niemanden ausschließt und sich nicht vor dem Neuen fürchtet", so der Bischof.

Der heilige Martin als Anwalt für die Barmherzigkeit
Und schließlich sei der heilige Martin der dritte, zur Seite stehende Advokat, weil er der "Anwalt der Armen, Kleinen, Schwachen und Benachteiligten" sei, gewissermaßen der "Pflichtverteidiger unter den Heiligen", der denen zur Seite steht, die wenig oder nichts haben. Und dies sei Vorbild und Kompass für das priesterliche Unterwegssein im Verwirklichen von Werken der Barmherzigkeit, betonte Bischof Zsifkovics. Das bedeute immer, "einem Menschen zu sagen: Du gehörst dazu. Ich höre dir zu. Ich rede gut über dich. Ich gehe ein Stück mit dir". Zugleich sei Martin auch ein Brückenbauer zwischen den Kulturen und damit wegweisend für das Verbindende und Dialogische zwischen kulturellen und gesellschaftlichen Gruppen, der immer gegen Spaltendes und Ausgrenzendes gewirkt habe. So ermutigte Bischof Zsifkovics den neu geweihten Priester Stefan Jahns auch, mutig die Verwurzelung in der eigenen kroatischen Volksgruppe weiterzuleben und zugleich "offen zu sein für andere Volksgruppen und Minderheiten in unserem Land".

Vom Anwalt zum Priester
Stefan Jahns kommt aus einem bürgerlichen Elternhaus. Der aus Kroatisch-Minihof stammende Jahns wuchs in Wien auf. Sein Vater leitete die Landesdirektion einer großen Versicherung, die Mutter arbeitete als Gerichtsdolmetscherin. Religion und Glaube spielten in der Jugend des Stefan Jahns eine zunächst untergeordnete Rolle, auch wenn er mit der Familie an Wallfahrten teilnahm. Der Ruf zum Priestertum ereilte den Absolventen von Privatschulen, der bereits mit 14 Jahren die feste Absicht hatte, Anwalt zu werden, erst später. "Ich spüre die große Freude und Erwartungshaltung der Menschen und frage mich, wie man sie zur Begegnung mit Christus führen kann", sagte er noch kurz vor der Priesterweihe im Gespräch mit dem "martinus". Nun ist er selbst ein "Anwalt des Herrn" und Advokat für die Menschen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.martinus.at

 

 

 

 

 

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