Belvedere: Sünde und Secession.
 Franz von Stuck in Wien

 

erstellt am
30. 06. 16
11:00 MEZ

Wien (belvedere) - Mit der Ausstellung "Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien" rückt das Belvedere vom 1. Juli bis 9. Oktober 2016 das ungewöhnliche Werk des deutschen Malerfürsten Franz von Stuck in den Mittelpunkt. Vor allem seine Verbindungen nach Wien werden aufgezeigt, im Besonderen jene zum Verlag Gerlach & Schenk. Gleichzeitig werden sein Einfluss und seine Bedeutung als Impulsgeber des Secessionismus in Wien beleuchtet.

Stucks skandalöse erotische Gemälde, allen voran "Die Sünde", waren nicht allein aufgrund der Motivwahl umstritten und populär, auch seine Bildauffassung und die stringente Gestaltung des Erscheinungsbildes der 1892 gegründeten Münchner Secession setzten Maßstäbe. Letztere sollte zum Vorbild für die 1897 gegründete Wiener Secession werden.

Stucks vielschichtige Beziehungen zu Wien wurden bisher nur in wenigen Essays berücksichtigt. Dies überrascht, hatte Stuck doch schon 1892 seine erste umfassende monografische Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Stuck, ein Jahr jünger als Gustav Klimt, war ein „Shooting Star“ seiner Zeit und schon früh mit der bei Gerlach in Wien ab 1882 verlegten Mappe Allegorien und Embleme und den 1886 erschienenen Karten & Vignetten bekannt geworden.

„Mit der Ausstellung "Sünde und Secession. Franz von Stuck in Wien" im Unteren Belvedere zeigen wir einerseits das vielfältige malerische, plastische und grafische Œuvre dieses Künstlers, andererseits greifen wir jene historischen Bezüge auf, die in München ihren Anfang genommen und die Entstehung sowie die Entwicklung der Wiener Secession maßgeblich vorbereitet und begleitet haben. Somit schließt die Ausstellung eine Lücke, indem sie das Fin de Siècle in Wien aus einem ganz neuen Blickwinkel präsentiert“, so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus.

„Die Ausstellung beschäftigt sich in vielfältiger Weise mit Stucks Entwicklung vom historistischen Kunstgewerbe bis zu einer symbolistisch/jugendstilhaften Malerei. Er hat dabei das neue Medium Fotografie wie selbstverständlich miteinbezogen – darin liegt die Verbindung zur zeitgleich im Belvedere laufenden Ausstellung Inspiration Fotografie. Von Makart bis Klimt. Es kommt selten vor, dass zwei gleichzeitige Ausstellungen auf eine so wunderbare Weise miteinander korrespondieren“, so Kurator Alexander Klee.

Franz von Stuck - Skandalmaler und Malerfürst
Franz von Stucks Sünde ist die personifizierte „Femme Fatale“ am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Künstler malte nicht in tonigen Farben, in akademisch-klassischer Weise: Seine Sünde ist von einem harten Hell-Dunkel-Kontrast gekennzeichnet. Das verlockend erotische Weib und die Schlange als biblische Inkarnation der Sünde fixieren respektlos den Betrachter und ertappen ihn bei der Beobachtung. Stucks Sünde wurde auf Ausstellungen vom Publikum regelmäßig umlagert und fand auch Niederschlag in der zeitgenössischen Literatur, so bei Theodor Fontane, Thomas Mann oder Hans Carossa.
Die Distanzlosigkeit seiner Bilderfindungen verschaffte ihm den frühen Ruhm eines Skandalmalers. Seinen künstlerischen Durchbruch sollte er 1889 mit der Ausstellung eines seiner provokanten Hauptwerke Der Wächter des Paradieses im Münchner Gaspalast erleben.

Wiener Bezüge und Vorbild der Secessionisten
Die zunehmende Buntfarbigkeit seiner Werke und die damit einhergehende Kulissenhaftigkeit seiner Hintergründe wiesen jungen Künstlern den Weg, der zum Jugendstil führen sollte. Stucks Vorbildfunktion für die späteren Wiener Secessionisten wurde bisher nur in einzelnen Publikationen erwähnt. Dabei waren seine vielfältigen Beziehungen zu Wien zentral für seinen künstlerischen Erfolg: So fand 1892 im Wiener Künstlerhaus seine bis dahin umfangreichste monografische Ausstellung statt. Jene Schau, bei der Stuck 35 Ölbilder und 170 Zeichnungen präsentierte, glich einem künstlerischen Paukenschlag. Schon zu jener Zeit hatte er Archetypen geschaffen, die als Bilderfindungen stellvertretend für den Symbolismus stehen konnten, wie Die Sünde, seine Pan- oder Faungestalten. Der außergewöhnliche Einfluss des Malers auf die Wiener Kunstszene ist auch an den zeitgenössischen meinungsbildenden Artikeln von Hugo von Hofmannsthal und Hermann Bahr ablesbar.

Stuck und die Bedeutung des Verlags Gerlach & Schenk
Für den Erfolg und die Wahrnehmung von Stucks Werk außerhalb Deutschlands waren die im Wiener Verlag Gerlach & Schenk veröffentlichten grafischen Entwürfe maßgeblich. Insbesondere können hier die Mappenwerke Allegorien und Embleme von 1882 und Karten und Vignetten von 1886 genannt werden. Stucks Einfluss auf Wiener Künstler wie Koloman Moser, Rudolf Bacher oder Wilhelm List lässt sich am Mappenwerk Allegorien – Neue Folge (1896, Gerlach & Schenk) ablesen. Die jungen Stürmer wie Stuck und Klimt waren jetzt die großen Vorbilder der neuen Generation.

Kurator: Alexander Klee

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.www.belvedere.at

 

 

 

 

 

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