Neuordnung des berufsbildenden
 Landesschulwesens in Niederösterreich

 

erstellt am
23. 09. 16
11:00 MEZ

LR Schwarz: Schulsystem in modernen Kompetenzzentren zukunftsfit gestalten
St. Pölten (nlk) - Am 22.09. präsentierte Bildungs-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz die Pläne zur Neuordnung des berufsbildenden Landesschulwesens in Niederösterreich. Diese Umstrukturierung wurde auf Basis von wissenschaftlichen Expertisen, durchgeführt von der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit der Hochschule Ober St. Veit, beschlossen. Das Investitionsvolumen in Baumaßnahmen und eine zeitgemäße Infrastruktur wird 100 Millionen Euro betragen.

Mit dieser Neuordnung im eigenen Bereich – nämlich bei den gewerblichen Berufsschulen und den Landwirtschaftlichen Fachschulen – wolle man zeigen, „dass im Bildungsbereich viel weitergehen kann“, so Landesrätin Schwarz. Diese Entscheidungen seien im „Blick auf die gesamte Bildungslandschaft Niederösterreichs“ getroffen worden. Ziel sei es, den Lehrlingen und zukünftigen Landwirten Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, die „zukunftsorientiert, modern und kompetent“ sind. Damit wolle man Menschen mit Lehre und bäuerlichen Berufen stärken. „Wir wollen an den Schulen zeitgemäße Strukturen schaffen“, so Schwarz. Eine wichtige Entscheidungsgrundlage dafür sei eine Studie der Donau-Universität Krems dazu gewesen.

Man wolle sicherstellen, „Doppelgleisigkeiten zu beseitigen und Kompetenzen zu bündeln“, so Schwarz. Daher werde man Standorte zusammenführen und Standorte, die neu entstehen, stärken. Gute Beispiele dafür seien das Weinkompetenzzentrum Krems, die Pferdewirtschaft Tullnerbach und das Floristik- und Gartenbauzentrum Langenlois. Im Bereich der Landwirtschaftlichen Fachschulen werde es folgende Änderungen geben: Der Standort Unterleiten wird in Hohenlehen aufgenommen, Ottenschlag in Zwettl. Poysdorf wird in Mistelbach integriert und der Standort Tulln findet seinen Platz in Obersiebenbrunn. Für den Standort Sooß bedeutet das eine Zusammenführung mit Pyhra. Gaming soll als Schulstandort erhalten bleiben, werde aber eine neue Aufgabe bekommen – welche sei derzeit noch offen. Im Bereich der Landesberufsschulen wird Wiener Neustadt im südlichen Niederösterreich aufgehen. Der Standort Hollabrunn wird in der Landwirtschaftlichen Fachschule Hollabrunn als Fleischkompetenzzentrum aufgehen und teilweise in Geras integriert. Die Landesberufsschule Stockerau II wird nach Eggenburg zurückwandern, „dort gibt es bereits top ausgestattete Werkstätten“, so Schwarz, am Standort Stockerau I wird sich nichts ändern.

Die Umsetzung werde in den nächsten fünf Jahren erfolgen, für jede Schule werde ein individueller Zeitplan entwickelt, so die Landesrätin, die betonte, dass es durch die Zusammenführungen nicht weniger Ausbildungsplätze geben werde und es auch zu keinen Kündigungen kommen werde. Für jede Person, die von der Verlegung betroffen sei, werde eine individuelle Lösung getroffen. Schülerinnen und Schüler, die ihre Ausbildung bereits begonnen haben, können diese auch am jeweiligen Standort zu Ende führen, so Schwarz. Zusätzlich zu den Zusammenlegungen werden auch die Lehrpläne massiv überarbeitet. Es solle ein modulares System geben, wonach sich die Schülerinnen und Schüler jene Module aussuchen könnten, die sie für den jeweiligen Betrieb auch bräuchten. Man wolle den Schülerinnen und Schülern eine „zukukunftsorientierte gestärkte Bildung“ bieten, so die Landesrätin.

„Die Studie besteht aus drei Teilen: Der erste Teil beschäftigt sich mit den Erwartungshaltungen der Schüler an moderne Schulen, der zweite Teil mit den betriebs- und volkswirtschaftlichen Zusammenhängen und der dritte Teil fokussiert sich auf die pädagogischen Auswirkungen“, informierte Univ.-Prof. Dr. Peter Filzmaier. Im ersten Teil der Studie seien knapp 600 14- bis 24-jährige junge Menschen in Niederösterreich mittels einer Online-Befragung befragt worden, was sie sich von Schule erwarten. „Die Zufriedenheit mit dem Schulsystem in Niederösterreich ist sehr hoch“, führte Filzmaier aus, dass an erster Stelle bei den Erwartungen gute Lehrerinnen und Lehrer und an zweiter Stelle der Praxisbezug stünden. Außerdem sei eine Mobilitätsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler gegeben, es gehe also weniger um das „wo“ als um das „wie“, also um die Qualität der Ausbildung. Kritikpunkte seien, dass die Lehrerinnen und Lehrer noch besser werden könnten, die nicht ganz moderne Ausstattung und, dass es im Lehrplan mehr Praxisbezug brauche. Zum Praxisbezug gehörten durchaus auch Alltagsthemen wie richtiges Bewerben und juristisches Wissen.

Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems ergänzte, dass an den betrachteten Schulen die Schülerzahlen in den letzten Jahren tendenziell zurückgingen. Vor allem bei den Landesberufsschulen verringerten sich die Schülerzahlen in den letzten drei Jahren um grob 3.000 Schülerinnen und Schüler, von rund 20.000 auf 17.000. Einzelne Standorte seien daher mit sinkenden Auslastungen konfrontiert, wodurch eine Zusammenlegung von Ausbildungsgängen sinnvoll sei. Dabei gehe es auch darum Doppelgleisigkeiten zu verhindern und Knowhow in Kompetenzzentren zu bündeln. „Es wird immer mehr nach generalistischem Wissen gefragt, das fundiert in die Tiefe aber auch in die Breite geht, so Haber.

 

 

 

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