"Morbide, schön und ziemlich skurril"

 

erstellt am
22. 09. 16
11:00 MEZ

Kurzfilmwettbewerb "The Rhythm of Vienna"
Wien (rk) - WienTourismus, VIS Vienna Independent Shorts und Vienna Shorts Agentur präsentierten am 20.09. im Wiener Metro Kinokulturhaus die drei Gewinnerfilme ihres internationalen Kurzfilmwettbewerbs „The Rhythm of Vienna“. Die Beiträge professioneller Filmschaffender zeigen Wien als Stadt mit vielfältigen Kulturen, morbidem Humor, schönen Momenten der Langsamkeit und kleinen Abenteuern. Welcher das Wiener Lebensgefühl am besten trifft, entscheidet das Publikum bis 31.10. mittels Onlinevoting.

Gewinnerfilme und Online-Voting
Keine Dokumentationen, maximal fünf Minuten und ein Abbild des Rhythmus von Wien – das waren die einzigen Vorgaben des Kurzfilmwettbewerbs, den der WienTourismus, VIS Vienna Independent Shorts, Österreichs einziges Oscar® Qualifying Festival, und die Vienna Shorts Agentur Anfang des Jahres international ausgeschrieben hatten. „Was man selbst über sich behauptet, zählt viel weniger als das, was andere sagen. Daher haben wir diesen Wettbewerb ins Leben gerufen und erfahrene Filmschaffende auf der ganzen Welt eingeladen, ihren Blick auf Wien einzufangen. Wir wollten keine Werbespots, sondern authentische und vielschichtige Kurzfilme zu Wien, die nicht nur das einzigartige Lebensgefühl der Stadt, sondern auch ihre Ecken und Kanten zeigen“, erläutert Tourismusdirektor Norbert Kettner die Zielsetzung. 129 Konzepte aus 28 Nationen langten ein, die ExpertInnenjury bestehend aus deren Vorsitzender Dr. Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission, dem Schauspieler Karl Markovics, Ulrike Lässer, Produktionsleitung bei Wega Film, und Tourismusdirektor Norbert Kettner wählte drei Einreichungen aus. Daniel Ebner, künstlerischer Leiter der VIS Vienna Independent Shorts, Österreichs größtem Festival für Kurzfilm, Animation und Musikvideo, berichtet: „Wir erhielten Konzepte aus knapp 30 Ländern und die Jury traf ihre Auswahl in einem anonymen Verfahren. Dass alle drei Gewinner einen persönlichen Bezug zu Wien haben, überraschte uns, zeugt aber von der Professionalität und Kreativität von Österreichs Filmschaffenden, die in ihren Gewinnerprojekten auf unterschiedliche Weise mit Wien-Klischees spielen.“

Filmische Aufbereitung von Wiens Jahresmotto 2017
Mit einem Produktionsbudget von je 5.000 Euro realisierten die Teams im Sommer 2016 ihre Kurzfilmkonzepte. Das SAE Institute Wien unterstützte die Filmteams mit Equipment, die Vienna Film Commission mit Drehgenehmigungen und Location-Suche. Passend zu Wiens Jahresmotto 2017 „Im Rhythmus von Wien“ setzt der WienTourismus die drei Filme im internationalen Tourismusmarketing, auf seinen Onlinekanälen und bei Veranstaltungen ein. Zudem werden sie beim nächstjährigen VIS-Festival sowie bei Kurzfilmfestivals im Ausland präsentiert. „Bewegtbild schürt Reiselust. Der Kurzfilm ist eine eigenständige Kunstform und aufgrund seiner Länge prädestiniert für eine Verbreitung auf Social-Media-Kanälen. Durch den Wettbewerb wird hochqualitativer Film-Content generiert und Wien als Filmstadt positioniert“, so Kettner.

Ein animiertes Skelett, surreale Alltagsbeobachtungen und ein Mann aus Papier im Prater
Die FilmemacherInnen heben in ihren Werken unterschiedliche Aspekte der Stadt hervor. Das britisch-österreichische Duo Susan Young und Paul Wenninger greift den morbiden Humor der WienerInnen auf und zeigt Szenen des täglichen Lebens. Die in Berlin lebende Wienerin Franziska Pflaum präsentiert in Momentaufnahmen nicht nur die schönen, sondern auch die hässlichen Seiten ihrer Heimatstadt. Der Wiener Wolfgang Matzl hingegen versteht seinen Film rund um einen kleinen Mann aus Papier auf Wiens Straßen als eine echte „Liebeserklärung“ an die Stadt.

„Dead Reckoning“ – Orte des echten Leben
„Dead Reckoning“ von Paul Wenninger (AT) und Susan Young (UK) ist eine Fahrt um den Wiener Ring, umgesetzt mit Animation und Stop-Motion-Technik sowie Musik der österreichischen Elektronik-Formation Elektro Guzzi. Der Film folgt dem Kreislauf des Lebens, dem Rhythmus der Stadt, wobei der Tod immer da, immer vor Augen ist. Die Animation von Susan Young ist ihre persönliche Reflexion zu Wien: Ein animiertes Skelett symbolisiert den morbiden Humor der WienerInnen und tritt sogar als grantiger Kellner auf. „Wir haben nicht so sehr nach der imperialen Schönheit der Stadt gesucht, sondern nach Orten, an denen sich das echte Leben abspielt“, so Paul Wenninger. Die Drehorte zeigen, wie Wien von Kulturen aus aller Welt beeinflusst wurde und dass das vermeintlich Wienerische eine Folge von Migration ist.

„Es ist wieder nichts passiert“ – Zustandsbeschreibung in Schwarz-Weiß
Franziska Pflaum (AT/DE) fängt in ihrem prominent besetzten Film „Es ist wieder nichts passiert“ besondere Momente der Langsamkeit ein, wobei sie das ‚Nichts‘ als „morbide, schön und ziemlich skurril“ beschreibt. In einer träumerischen und surrealistischen Stimmung reiht sie Alltagsbeobachtungen aneinander – etwa auf der Donauinsel, im Szeneclub Wiener Freiheit oder den vor einem Würstelstand singenden Austropop-Newcomer Voodoo Jürgens. Pflaum und ihr Team arbeiten mit Zeitlupe, Steadicam und Schwarz-Weiß-Bildern und möchten mit ihren Aufnahmen von Wien keine Geschichte erzählen, sondern einen Zustand beschreiben. „Der Film sollte eine spezielle Mischung aus Hässlichkeit und Schönheit in sich tragen, die ich nur aus Wien kenne. Er sollte schwebend wirken, als würde man sich daran erinnern, wie man einmal durch eine Stadt spaziert ist“, erklärt Franziska Pflaum die Intention zu ihrem Film.

Abenteuer eines kleinen Mannes aus Papier
„Klein Wien“ von Wolfgang Matzl (AT) erzählt die Geschichte eines kleinen Mannes, der ins große Wien kommt und sich auf die Suche nach dem Wiener Wurstelprater macht. Der Mann ist aus Papier, 20 Zentimeter groß und wird direkt auf den Straßen Wiens in der Stop-Motion-Technik animiert. Der Film ist laut Matzl „eine Liebeserklärung an Wien und eine Hommage an den Wiener Prater der vorigen Jahrhundertwende“. Der Regisseur spielt nicht nur mit unterschiedlichen Größenverhältnissen, sondern auch mit Geschwindigkeiten und Orten: „Für mich ist Wien sowohl eine sehr schnelle als auch eine sehr langsame Stadt. Daher lasse ich den kleinen Mann in Zeitlupe unterwegs sein, während der Hintergrund im Zeitraffer bewegt wird. Auch die Vielzahl an Orten und Attraktionen sowie das Ändern der Lichtverhältnisse vom Morgengrauen bis zum nächtlichen Wien bestimmen den Rhythmus des Films.“

Bitte mitvoten! Publikum kürt Wettbewerbs-Sieger
Bis 31. Oktober 2016 gibt es die Möglichkeit, unter shortfilm.wien.info die Filme anzusehen und für einen der Beiträge abzustimmen. Das Team des Siegerfilms erhält den Publikumspreis in der Höhe von 3.000 Euro, die Voting-TeilnehmerInnen können eine Reise nach Wien für zwei Personen gewinnen.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://shortfilm.wien.info/

 

 

 

 

 

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