Goldene Wiener Auszeichnung für drei bildende Künstler

 

erstellt am
30. 09. 16
11:00 MEZ

Elfriede Mejchar, Gerlinde Wurth und Oskar Höfinger mit Goldenem Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet
Wien (rk) - Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny zeichnete am 28.09. im Wiener Rathaus drei eigensinnige und imposante KünstlerInnen aus: Elfriede Mejchar, Grafikerin, Gerlinde Wurth, Fotografin, und Oskar Höfinger, Bildhauer, Maler, Zeichner, erhielten jeweils das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

„Die drei Ehrengäste haben jede und jeder für sich ein imposantes Werk vorgelegt und damit auch jüngere Künstlergenerationen befeuert“, betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Im Rahmen der Verleihung wies der Stadtrat auch darauf hin, dass die drei KünstlerInnen mit zahlreichen Werken in der zeitgenössischen Kunstsammlung der Stadt Wien vertreten sind. „Die Werke werden regelmäßig in Ausstellungen gezeigt und haben dadurch einen unverrückbaren Platz in der Kunstlandschaft“.

„Oskar Höfinger ist ein Künstler, dessen Spektrum kaum Grenzen kennt. Er verwendet Holz, Messing, Stein, Granit und Marmor. In seinen Werken widmet er sich Fragen nach dem Sinn des Seins“, unterstrich Willi Hörmanseder, Vorstandsvorsitzender der Mayr-Melnhof Karton AG.

„Elfriede Mejchar ist die Grande Dame der Fotografie“, hob Galeristin Roswitha Straihammer in ihrer Laudatio hervor. „In ihrer 70-jährigen künstlerischen Laufbahn nimmt das Thema Möblierung der Landschaft breiten Raum ein. Insbesondere die Spuren, die der Mensch in ihr hinterlässt, wie auch die Peripherie, wo Stadt und Land aufeinandertreffen“.

Universitätsprofessorin Eva Maltrovsky wies in ihrer Laudatio auf das herausragende grafische Werk von Gerlinde Wurth hin. Naturalistische Arbeiten mit Tusche und Ölkreide dominierten ihr Frühwerk, später erfolgte die Hinwendung zu Abstraktion“.

Oskar Höfinger bedankte sich im Namen aller Geehrten und hielt dabei ein Plädoyer für die Kunst: „Ich kenne keinen schöneren Weg im Leben als den der Kunst.“
Biographie Oskar Höfinger

Oskar Höfinger wurde 1935 in Golling an der Erlauf (Niederösterreich) geboren. Er studierte ab 1956 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien und beschäftigte sich vornehmlich mit Aktzeichnen bei Herbert Boeckl. 1961 wechselte er in die Meisterklasse von Fritz Wotruba. Höfinger beschäftigte sich mit der kubischen Form und schuf geschlossene figurale Arbeiten. 1960 begründete er gemeinsam mit KünstlerkollegInnen die Galerie „Junge Generation“ in der Blutgasse in der Wiener Innenstadt.

Höfinger ist seit 1971 Mitglied der Wiener Sezession; 1973 wurde er in den Vorstand dieser Institution berufen. In den 1970er Jahren entstanden Chrom-Nickel-Stahlkonstruktionen. In den 1980er Jahren arbeitete Höfinger an Glasfenstern und schuf Arbeiten aus verschiedensten Materialien wie Porphyr, Marmor und Granit. Die Objekte wurden abstrakter, die Formen scheinbar geometrisch. Der Künstler führte einerseits öffentliche Aufträge aus und arbeitete immer wieder an sakralen Objekten. Zu seinen bekanntesten Monumentalwerken zählen das „Pflugfeld“ (Chrom-Nickel-Stahl) aus dem Jahr 1972 für den Großmarkt Inzersdorf, die Figur „Sturz“ vor der Unfallversicherungsanstalt in Wien-Brigittenau, „Empfang“ (1982) für die Wirtschaftsuniversität Wien, „Durchdringung“ (1985) in der Wiener Dorotheergasse oder „Fußballer“ (1997) im Grazer Stadion.
Biographie Elfriede Mejchar

Elfriede Mejchar wurde 1924 in Wien geboren und wuchs in Niederösterreich auf. Ab 1939 lebte sie in Deutschland, wo sie 1941 bis 1944 eine Lehre zur Fotografin in einem Porträtstudio bei Bremen absolvierte. Ab 1945 lebte Mejchar wieder in Österreich und arbeitete ab 1947 im Amt für Denkmalforschung. 1952 trat sie als Fotografin in den Dienst des Bundeskanzleramts, wo sie bis 1984 wirkte und in dessen Auftrag österreichisches Kulturgut dokumentierte. 1961 legte Mejchar die Meisterprüfung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien ab. Seit 1984 ist sie als selbstständige Fotografin tätig. Außerdem führten sie seither zahlreiche Aufträge des Instituts für Bauschutz und Denkmalpflege an der Technischen Universität Wien durch ganz Österreich. Als Künstlerin entwickelte sie in ihrer freien künstlerischen Arbeit bereits ab den 1950er Jahren einen vom Mainstream unabhängigen Stil. Ihr persönliches Interesse galt dem scheinbar Bedeutungslosen und den zivilisatorischen Spuren, die der Mensch – im Großen wie im Kleinen – in der Natur oder im Stadtraum hinterlässt, wobei weniger der dokumentarische Aspekt als vielmehr ein erzählerisches Moment im Vordergrund stand. Sie setzte sich auch mit dem Genre Stadtlandschaft auseinander. Die im Zeitraum 1967 bis 1976 entstandenen Fotografien von der Simmeringer Haide und dem Erdberger Mais zeigen die Randzonen im Südosten Wiens, die den Übergang von Stadt und Land, Natur und Kultur, markieren. Eine andere Facette ihres Schaffens beschäftigte sich mit dem Menschen. Ihre Porträtserie „Künstler bei der Arbeit“ (1954-1961) zeigte berühmte Künstlerpersönlichkeiten. Elfriede Mejchars Fotografien wurden in zahlreichen kunstwissenschaftlichen Büchern, Bildbänden zur Kunst- und Architekturgeschichte Österreichs und in Kulturjournalen publiziert. Portfolios befinden sich im Besitz namhafter öffentlicher und privater Sammlungen.
Gerlinde Wurth

Gerlinde Wurth wurde 1933 in Wien-Breitensee geboren und begann schon als Kind naturgetreue Bilder zu malen. Sie absolvierte eine Bürolehre bei der Firma Hoffmann & Cerny (Klavierfabrikanten in Wien 1903-1963). In der künstlerischen Volkshochschule belegte sie in den Jahren 1950-1954 zunächst kurz einen Kurs für Bildhauerei und später intensiver auch einen für Aktzeichnen. Für vier Jahre übersiedelte sie 1959 nach Schweden. In diesen Jahren entstanden vor allem zahlreiche naturalistische Tuschezeichnungen und starkfarbige, eher abstrahierte Ölkreidearbeiten der nordischen Landschaften. Besonders häufig finden sich Motive des rund um und vor Stockholm gelegene „Skärgarden“ mit seinen fast 30.000 Inseln. 1964 kehrte Gerlinde Wurth nach Wien zurück. Künstlerisch experimentierte sie immer stärker mit den verschiedenen Formen der Abstraktion auch in der Landschaftsdarstellung. Neben den skizzierten Landschaftsaufnahmen war vor allem die Form des menschlichen Körpers bestimmend für die weiteren Werke. 1982 zog sich Gerlinde Wurth für mehr als zwei Jahrzehnte vom Kunstbetrieb völlig zurück, war ab 2003 aber wieder in Ausstellungen und auf Kunstmessen präsent.

 

 

 

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