10. Oktober 2016: Heimat Kärnten

 

erstellt am
11. 10. 16
11:00 MEZ

Identität und Vertrauen für ein friedliches Miteinander – LH Kaiser: Alles tun, um auf Basis von Respekt und Wertschätzung gegenüber anderen, unsere Identität schützen
Klagenfurt (lpd) - Kärnten gedachte am 10. Oktober der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920. Offizielle Landesfeiern mit Kranzniederlegungen und Ansprachen fanden wie gewohnt in Klagenfurt beim Ehrenmal am Soldatenfriedhof Annabichl und im Landhaushof bei der Stätte der Kärntner Einheit statt. Sie standen heuer unter dem Motto „Heimat Kärnten. Identität und Vertrauen für ein friedliches Miteinander“. Landeshauptmann Peter Kaiser und Kärntens Militärkommandant Walter Gitschthaler schritten die Ehrenformation ab.

Der Landeshauptmann strich die Bedeutung des 10. Oktober hervor und appellierte, die Identität Kärntens zu bewahren sowie Europa zu stärken. „Der 10. Oktober 1920 war ein Meilenstein in der Geschichte unseres Landes. Der 10. Oktober erinnert mich und er erinnert wohl nahezu alle Kärntnerinnen und Kärntner daran, wie sich unsere Väter, Großväter, Mütter und Großmütter für unser Bundesland eingesetzt haben. Sie haben größte Entbehrungen und Opfer auf sich genommen, um den Grundstein für unser heutiges Kärnten zu legen“.

Der 10. Oktober sei nunmehr ein besonderer Feiertag, ein Tag der Einheit, was er nicht immer war. So erinnert er uns auch daran, wie wertvoll und opferreich die Einheit und der Frieden im Land erkämpft wurde. Die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 ergab bei einer fast 100prozentigen Wahlbeteiligung, dass die Mehrheit der Bevölkerung, nämlich fast 60 Prozent, für einen Verbleib Kärntens bei Österreich stimmte. Das Ergebnis der Abstimmung zeigt auch, dass fast die Hälfte der Slowenen, die im Abstimmungsgebiet rund 70 Prozent der Wähler stellten, für den Verbleib bei Österreich gestimmt hatten.“ Der Landeshauptmann sprach auch Worte auf slowenisch: To pomeni, da bi brez te jasne opredelitve – tudi naših slovensko govorecih sodeželanov – za Koroško, rezultat bil drugacen in bi usoda Koroške s tem potekala drugace.

„Die Volksabstimmung am 10. Oktober 1920 war eine Sternstunde für Kärnten“ Die Menschen damals haben sich zu Österreich, zur Demokratie, zur Republik und zur Landeseinheit in kultureller und sprachlicher Vielfalt bekannt. Und das in der demokratischsten Form – in jener einer Volksabstimmung. Heute sollte klar sein, dass die Zukunft Kärntens nicht in der Vergangenheit, nicht in der Enge liegt. Prihodnost naše dežele je v odprtosti, v daljnovidnosti – unsere Identität ist die Basis für das Vertrauen in ein friedliches Miteinander in einem wiedererstarkten Kärnten.

Der 10. Oktober bezeichnete der Landeshauptmann auch ein Tag der Besinnung. „In größter Demut und mit allerhöchstem Respekt danken und ehren wir all jene, die im Kampf für ihr, für unser Kärnten ihr Leben lassen mussten“, so Kaiser. Viele, viel zu viele, mussten ihr Leben lassen. Und bei allen Gegensätzen, Unterschiedlichkeiten und Auseinandersetzungen, eines verbindet immer beide Seiten: nämlich der Tod.

Der 10. Oktober habe gerade in einer Zeit der vielen kriegerischen Auseinandersetzungen sowie feiger Terroranschlägen wie jenen des IS nichts an Aktualität verloren. Deshalb gelte heurige Motto. „Die eigene Identität zu bewahren ist für eine Nation ebenso wichtig wie für eine Region oder ein Bundesland. Andere Kulturen, Bevölkerungsgruppen, Religionen zu akzeptieren und zu respektieren heißt nicht, seine Identität aufzugeben.“ Ganz im Gegenteil: Spoštovanje do drugih je to, kar tudi zaznamuje mocno identiteto. Kärntens Identität sei sehr stark, daher werde er als Landeshauptmann, genauso wie als leidenschaftlicher Kärntner und überzeugter Europäer alles tun, um auf Basis von Respekt und Wertschätzung gegenüber anderen unsere Identität zu schützen. Die Identität sei stark genug, um große Herausforderungen zu bewältigen, wie etwa anhaltende Flüchtlingsbewegung oder die schwierige Wirtschaftslage.

Kärnten habe immer gezeigt, und der Abwehrkampf und das Ergebnis der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 sind leuchtende Beispiele dafür, "dass wir in besonders schwierigen Situationen auch ganz besonders eng zusammenstehen. Dieses Markenzeichen, dieser so wichtige Baustein der Kärntner Identität, unserer DNA, ist es, was immer wieder Mut und Hoffnung gibt und unser Vertrauen in uns selbst stärkt“.

„Wir alle, jede und jeder Einzelne, vor allem alle verantwortungsbewussten politischen Entscheidungsträger müssen sich heute noch mehr als an anderen Tagen ins Bewusstsein rufen, dass für uns, für Kärnten, für Österreich eine starke, solidarische und friedliche Europäische Union von allerhöchster Bedeutung ist.Dafür müssen wir heute kämpfen, die EU ist der Garant für Frieden“.

Der Landesfeiertag in diesem Jahr sei auch aus einem brandaktuellen Anlass zu einem besonderen Tag geworden. Denn der Landeshauptmann konnte die erfreuliche Mitteilung machen, dass die Last der Heta-Haftungen wegfällt und die Gläubiger das Angebot Kärntens und des Bundes mit sehr hohem Prozentsatz annehmen. Der Respekt gegenüber den Opfern des Abwehrkampfes von 1920, gegenüber ihren Familien und Hinterbliebenen sei ganz besonders wichtig. Diese stehen bei diesen Landesfeiern an erster Stelle. „Wir sind unserer Identität treu geblieben, tragen wir sie weiter mit Stolz nach außen. Vertrauen wir auf unsere Identität und unsere Stärken. Und lernen wir aus der Vergangenheit für die Zukunft“.

Landtagspräsident Reinhart Rohr erinnerte daran, dass auch 96 Jahre nach dem Abwehrkampf und der Volksabstimmung es die Pflicht der Öffentlichkeit sei, das Geschehene wach zu halten. „Das Volksabstimmungsergebnis hat deutlich die Einheit des Landes festgeschrieben und bis in die Gegenwart gesichert“, so Rohr. Kärnten und die Menschen beider Volksgruppen hätten über Jahrzehnte viele Hürden und Missverständnisse überwunden und würden heute im Dialog und kultureller Vielfalt friedlich miteinander leben. „Das gilt es sicherzustellen und weiter positiv für das Land zu nützen und auszubauen“, betonte der Landtagspräsident.

Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz sagte, dass sie sich auch angesichts der heutigen Heta-Lösung ein Kärnten wünsche, dass die Vergangenheit hinter sich lasse und mit Optimismus in die Zukunft blicke. „Der heutige 10. Oktober bekommt eine zusätzliche Bedeutung, ist ein Tag der Hoffnung auch für unsere Kinder und Enkelkinder mehr denn je und ich habe die Hoffnung, dass sich alle hinter Kärnten stellen“, so die Stadtchefin.

Gedanken zum Motto der Feier hörte man von Billard-Europa- und Weltmeisterin Jasmin Ouschan, Nachwuchs-Skispringer Julijan Smid, Fußballerin Anna Malle und Segel-Vizeweltmeister und Olympiateilnehmer Niko Resch. Ouschan hob die Vielfalt Kärntens und das Miteinander beider Volksgruppen hervor, auf dass sie stolz sei. Zudem erklärte sie, dass sie von Sportkollegen immer wieder höre, dass sich Sportler bei ihrem Aufenthalt in Kärnten wohl fühlen würden. Für Smid ist jeder sportliche Erfolg auch ein Aushängschild für Kärnten, Österreich und die slowenische Volksgruppe. „Hier ist meine Heimat, hier bin ich zu Hause und hier fühle mich wohl“ so Smid. Malle freut sich immer wieder, wenn sie von Graz nach Kärnten komme, um Freunde und die Familie zu treffen, aber auch die Natur und die Seen zu genießen. „Sie geben mir Kraft und Energie“, so die Nationalteamspielerin. Resch hob die vielfältige Kultur des Landes und den für ihn wichtigen Identitätsbegriff hervor. „Identität ist in Zeiten wie diesen wichtig, denn man lernt dadurch auch neue Kulturen kennen“.

Bei der Gedenkfeier am Friedhof Annabichl dankte der Landeshauptmann dem Bundesheer, allen Traditions- und Einsatz- sowie Blaulichtorganisationen dafür, dass die Feierstunde in Würde und Respekt abgehalten werden kann.

Die Feier wurde von Ute Hofstätter-Pichler (ORF Kärnten) moderiert. Musikalisch und gesanglich wurde das Gedenken von der Militärmusik Kärnten, der VS Globasnitz, dem Schulchor der HLW St. Peter und dem Klassenchor der 3b der Musik-NMS Wolfsberg sowie dem stimmungsvollen Lied „Is schon still uman See“ in einem Arrangement von Tonc Feinig bereichert. Nach der Kranzniederlegung folgten Landeshymne, Europahymne und Versöhnungshymne Kärnten-Koroška.

Unter den vielen Ehrengästen befanden sich auch LHStv.in Gaby Schaunig und die Landesräte Christian Benger, Gernot Darmann, Rolf Holub und Gerhard Köfer sowie die Landtagspräsidenten Rudolf Schober und Josef Lobnig stellvertretend für alle Abgeordneten und Landesamtsdirektor Dieter Platzer. Weitere Gäste waren der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer und Alexander van der Bellen sowie Bischof Alois Schwarz und Superintendent Manfred Sauer. Gekommen waren Bundesheer, Exekutive, Vertreter des öffentlichen Lebens und der Behörden, Heimat- und Traditionsverbände sowie Slowenenverbände.

 

 

 

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