"Qualifikationsplan Wien 2020"

 

erstellt am
11. 10. 16
11:00 MEZ

Gipfel mit Stöger, Brauner, Frauenberger, Hesoun, Kaske – bisherige Ergebnisse und neue Schwerpunkte
Wien (rk) - Der Qualifikationsplan Wien 2020 ist die gemeinsame Strategie von Stadt Wien, Bund, Sozialpartnern sowie von allen wichtigen Bildungs- und Arbeitsmarkteinrichtungen, um WienerInnen mit höchstens Pflichtschulabschluss zu einer besseren Ausbildung zu verhelfen. Der Startschuss erfolgte im Jänner 2013. Um bisherige Ergebnisse zu analysieren und künftige Schwerpunkt festzulegen, fand am 10.10. auf Einladung von Initiatorin Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner ein Gipfelgespräch mit Bundesminister Alois Stöger, Bildungsstadträtin Sandra Frauenberger, IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun, AK Präsident Rudi Kaske, den Vertretern der Wirtschaftskammer Wien, Erich Huber, und des ÖGB, Christian Meidlinger sowie Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky statt. An diesem hochkarätig besetzen Gipfelgespräch nahmen außerdem waff-Geschäftsführer Fritz Meißl, AMS Wien Chefin Petra Draxl, die Landesstellenleiterin des Sozialministerium Service, Andrea Schmon sowie weitere Arbeitsmarkt- und BildungsexpertInnen teil.

Brauner: “Qualifikation der Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist entscheidender Faktor für Erfolg des Wirtschaftsstandorts Wien“
Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner: „Die Qualifikation der Wiener Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist ein ganz entscheidender Faktor für den Wirtschaftsstandort Wien. Wir brauchen, um in Zukunft konkurrenzfähig bleiben zu können, gut qualifizierte Fachkräfte.“ Das bestätigen auch aktuelle Studien. Insgesamt wird die Beschäftigung weiter wachsen. Die Nachfrage nach Arbeitskräften, die nur Pflichtschulabschluss haben, wird allerdings sinken. „Die Ziele und dahinter stehenden Maßnahmen des Qualifikationsplans Wien 2020 sind daher aktueller denn je“, unterstreicht die Stadträtin. Das untermauern auch die aktuellen Arbeitsmarktdaten: Rund die Hälfte aller Wiener Arbeitslosen hat maximal Pflichtschulabschluss. Noch deutlicher zeigt sich die Problematik bei der Arbeitslosquote nach Bildungsniveau: Sie lag 2015 bei Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss bei 38,5 Prozent, bei jenen mit Lehrabschluss hingegen „nur“ bei 13,5 Prozent.

Vorrangiges Ziel: Jugendliche müssen einen über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss schaffen – „Ausbildung bis 18“ wichtiger Schritt
„Qualifikation reduziert nicht nur das Risiko von Arbeitslosigkeit. Wer besser qualifiziert ist, hat mehr Chancen auf einen besseren, zufriedenstellenderen Job mit der Perspektive auf ein entsprechendes Einkommen“, so Brauner weiter. „Wenn wir die Ziele des Qualifikationsplans Wien 2020 erreichen wollen, müssen in erster Linie die Jugendlichen einen über die Pflichtschule hinausgehenden Bildungsabschluss schaffen. Die gesetzliche Initiative „Ausbildung bis 18“ ist ein weiterer wichtiger Schritt dorthin. Entscheidend wird es sein, dass den Jugendlichen ein qualitativ hochwertiges Angebot zur Verfügung gestellt wird“, betont sie.

Stöger: „Qualifikationsplan Wien ist österreichisches best practice Modell“
„Arbeitsmarktpolitik ist in Österreich ein wichtiger Motor für berufliche Weiterbildung. Gerade gering Qualifizierte kommen meist nur dann mit Weiterbildung in Berührung, wenn sie arbeitslos sind. Das AMS Wien agiert hier gemeinsam mit dem Land Wien richtungsweisend. Der von Stadträtin Renate Brauner initiierte Qualifikationsplan Wien 2020 und die dahinter stehende breite Kooperation von Bund, Stadt und Sozialpartnern ist ein österreichisches Best Practice Modell“, unterstreicht Bundesminister Alois Stöger.

„Berufliche Weiterbildung mit einem formalen Bildungsabschluss erhöht die Arbeitsmarktchancen deutlich. In diesem Zusammenhang ist besonders der Qualifikationspass Wien hervorzuheben, wo AMS Wien und der waff gemeinsam ein innovatives Instrument entwickelt haben“, erklärt der Minister.

Frauenberger: „Jugendliche müssen ihr Bildungsziel erreichen und nicht nur Schulpflicht absitzen“
Für die Wiener Bildungs- und Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger ist die Reduktion des frühen Bildungsabbruches eine zentrale Aufgabe für das Bildungssystem: „Noch immer sind über 15 Prozent der 18 bis 24-Jährigen BildungsabbrecherInnen, 6,4 Prozent der Jugendlichen verlassen die Schule direkt nach der Absolvierung der Schulpflicht. Unser Ziel muss aber sein, dass Jugendliche ihr Bildungsziel erreichen und nicht nur ihre Schulpflicht absitzen. Denn wir wissen, dass die Schule der wichtigste Hebel ist, um Zukunftschancen abzusichern. Diese Chancen müssen dabei alle Jugendlichen haben. Auch für AsylwerberInnen und –berechtigte, die nicht mehr schulpflichtig sind, müssen wir Bildungsmöglichkeiten schaffen.“ Die Stadt Wien hat daher heuer das Jugendcollege eröffnet, indem 1000 AsylwerberInnen und –berechtigte zwischen 15 und 21 Jahren in einem modularen System notwendige Kompetenzen für Schule oder Berufsausbildung erlangen. „Wenn wir jetzt in unsere Jugendlichen investieren, bauen wir auch an einer guten Zukunft für unsere ganze Gesellschaft“, so Frauenberger.

Hesoun: „Wir müssen der Zukunft einen Schritt voraus sein“
„Das heutige Gipfeltreffen unterstreicht die Bedeutung des „Qualifikationsplanes Wien 2020“, mit dem es gelungen ist, eine Vielzahl von Aktivitäten nicht nur in ein strategisches Gesamtkonzept zur Höherqualifizierung der Wienerinnen und Wiener zu gießen, sondern auch die Fortschritte gemeinsam zu monitoren. Ich bin davon überzeugt, dass nur dieser gemeinsame Weg uns den erhofften Erfolg, nämlich die hohe Anzahl von Personen mit maximal Pflichtschulabschluss in Wien zu reduzieren, bringen wird“ sagt IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun, der gleichzeitig aber auch betont, dass noch mehr Anstrengungen unternommen werden müssen, dass die Begeisterung von Kindern und Jugendlichen für technische und naturwissenschaftliche Themen noch stärker als bisher und so frühzeitig wie möglich geweckt werden müsse. „Acht von 10 Industrieunternehmen in Österreich haben Rekrutierungsprobleme in Zukunftsbereichen wie Technik, Produktion oder F&E, da nicht ausreichend technisch ausgebildete Bewerberinnen und Bewerber zur Verfügung stehen. Wir müssen der Zukunft einen Schritt voraus sein -und die liegt in technischen und analytischen Berufen“ so Hesoun.

Kaske: Herausforderungen werden nicht kleiner werden
„Wien wächst. Die Zuwanderung, allen voran die Flüchtlingsbewegung, bringt neue Herausforderungen mit sich. Trotz aller Erfolge des Wiener Qualifikationsplans müssen wir deshalb damit rechnen, dass es auch weiterhin viele Menschen in unserer Stadt gibt, die keine Ausbildung über den Pflichtschulabschluss hinaus haben“, sagt AK Präsident Rudi Kaske und will eine Verlängerung der erfolgreichen und institutionalisierten Zusammenarbeit im Rahmen des Qualifikationsplans Wien über 2020 hinaus.

Während die bundesweite Integrationspolitik durch Zögern, Zaudern und Blockaden geprägt ist, geht Wien mit dem Programm „StartWien“ für Kaske den richtigen Weg, weil bereits die Phase des Asylverfahrens für Sprachausbildung und Kompetenzerhebung genützt wird. Die Sozialpartner haben heuer in Bad Ischl diesen Ansatz der „early intervention“ der Bundesregierung als Strategie vorgeschlagen – „leider will ausgerechnet der Integrationsminister davon nichts wissen. Für mich ist es auch nicht nachvollziehbar, dass jugendliche AsylwerberInnen mit hoher Anerkennungswahrscheinlichkeit von der gesetzlichen Ausbildungspflicht bis 18 ausgeschlossen wurden.“ Der AK Präsident hält es für gesellschaftspolitisch bedenklich und für die Jugendlichen selbst wenig zuträglich, wenn sie zu monatelangem Nichtstun verurteilt werden: „Das Zuwarten und Nichthandeln wird uns aber auch finanziell teurer kommen als die Kosten für eine effiziente Integration durch rasche Aus- und Weiterbildung es wären.“

Maßnahmen des Qualifikationsplans beginnen zu greifen - jährlich holen über 2.000 WienerInnen den Lehrabschluss nach
Die bisher im Rahmen des Qualifikationsplans Wien gesetzten Maßnahmen beginnen zu greifen. Dank der gemeinsamen Bemühungen wurden gerade auch in der Erwachsenenbildung herzeigbare Ergebnisse erzielt. So holen seit Start des Qualifikationsplans jährlich über 2.000 Wienerinnen und Wiener den Lehrabschluss nach. Das ist eine kontinuierliche Steigerung gegenüber den Jahren vor 2013. „Mit den neu entwickelten Instrumenten, insbesondere mit dem Qualifikationspass Wien, mit den neuen Unterstützungsangeboten des AMS, dem Chancen-Scheck des waff, mit dem Beschäftigte kostenlos den Lehrabschluss nachholen können, aber auch mit zusätzlichen ‚vor- Ort-Initiativen‘ wird es gelingen, diesen positiven Trend in den nächsten Jahren fortzusetzen,“ ist Brauner überzeugt.

„Qualifikationspass“ wird nach Pilotphase Standardangebot – erfolgreiche waff-„vor Ort Aktionen“
Der Qualifikationspass Wien wurde von AMS Wien und waff gemeinsam entwickelt und Ende des Vorjahres als Pilotprojekt eingeführt. 1.000 WienerInnen besitzen bereits diesen speziellen Pass, der sie auf direktem Weg zum Lehrabschluss oder einen anderen Ausbildungsabschluss begleitet. In dem Dokument sind alle mitgebrachten Kompetenzen, Bildungsschritte und Ausbildungsziele erfasst und auf einen Blick für alle Institutionen abrufbar, bei denen die betreffende Person andockt. So können sie punktgenau unterstützt werden. Der waff stellt dieses Angebot bereits jetzt seinen KundInnen lückenlos zur Verfügung. Außerdem kooperiert der waff mit Bildungseinrichtungen, wie den Volkshochschulen, dem bfi und dem WIFI, damit sie den Qualifikationspass ihren KundInnen ebenfalls anbieten und gleich an Ort und Stelle anlegen können. Das AMS Wien wird ab November dieses Instrument auf breiter Ebene zum Einsatz bringen. Erfreulich ist auch, dass der waff Chancen-Scheck seit Einführung Anfang 2015 bereits 3.500 Mal in Anspruch genommen wurde. Allein im kommenden Jahr sollen davon 2.930 Wiener Beschäftigte, die maximal die Pflichtschule absolviert haben bzw. als Hilfskräfte arbeiten, für ihre Qualifizierung profitieren können. Ein wesentlicher Teil des Maßnahmenpaketes des Qualifikationsplans Wien 2020 sind „vor-Ort-Aktionen“ in Wiener Bezirken und größeren Wohnhausanlagen. Wesentliche Herausforderung dabei: verstärkt berufstätige WienerInnen mit höchsten Pflichtschulabschluss für Weiterbildung zu gewinnen.

 

 

 

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