"Dominique Chopin Award" erstmals an Österreicher

 

erstellt am
24. 10. 16
10:00 MEZ

Europäischer Forschungspreis für Innsbrucker Molekularpathologen
Parma/Innsbruck (scinews) - Der österreichische Molekularpathologe Zoran Culig wurde in Parma (IT) mit dem "Dominique Chopin Award" ausgezeichnet. Diesen europäischen Preis für besondere Leistungen in der urologischen Wissenschaft erhielt der Prostatakrebsforscher (51) von der Medizinischen Universität Innsbruck als erster Österreicher. Das teilte die Europäische Sektion für Urologische Forschung (European Section of Urological Research - ESUR) am Montag in einer Aussendung mit.

Die Auszeichnung an den Innsbrucker Molekularpathologen und Prostatakarzinomforscher, Ao. Univ.-Prof. Dr. Zoran Culig, wurde bei der "ESUR16" am Wochenende im italienischen Parma übergeben. Culig ist der neunte Preisträger dieser in der wissenschaftlichen Gemeinschaft der urologischen Forschung renommierten Auszeichnung. Der nach dem verstorbenen, französischen Urologen Dominique Chopin benannte Preis ging bisher an Wissenschaftler aus den Niederlanden, den USA und Großbritannien. Die ESUR ist eine international tätige Gesellschaft. Sie fungiert als eine Sektion der 16.000 Mitglieder zählenden, Europäischen Vereinigung für Urologie (EAU) mit Sitz im niederländischen Arnhem. Die ESUR vergibt den Dominique Chopin Preis jährlich seit 2008.

Culig erhielt diese europäische Auszeichnung für seine besonderen Forschungsleistungen zur Entstehung und zur Entwicklung neuer Grundlagen für eine verbesserte Behandlung des Prostatakarzinoms. Den vielschichtig ineinander greifenden Zusammenhängen zwischen männlichen Sexualhormonen (Androgenen) und entzündlichen Prozessen im Körper bei der Entstehung sowie dem Voranschreiten des häufigsten Tumors beim Mann ist der Wissenschaftler seit 1998 auf der Spur. "Während Entzündungsforschung im Kontext chronischer Erkrankungen wie Krebs vor 18 Jahren noch als vergleichsweise exotisch galt, ist diese heute unbestritten eine der größten Herausforderungen der modernen Medizin, ein so genanntes ´Hot topic`", freut sich der Preisträger.

Der Prostatakrebsforscher und sein junges Innsbrucker Team entschlüsseln auf Basis langjähriger Grundlagenforschungen im Labor die molekulare Basis zur Verbesserung der Hormontherapie beim Prostatakarzinom. Unter Leitung Culigs gelang auf Basis eines eigens entwickelten Zellkulturmodells der Nachweis, dass der bei chronischen Entzündungen in der Vorsteherdrüse vermehrt freigesetzte Botenstoff Interleukin-6 (IL-6) die Entwicklung von Prostatakrebs über den Rezeptor für Androgene fördern kann. Entzündungsfördernde Botenstoffe (proinflammatorische Zytokine) werden bei chronischen Entzündungen in der Vorsteherdrüse (Prostata) vermehrt ausgeschüttet. Diese sind auch intensiver exprimiert, je kanzerogener das Gewebe bereits ist. Laut

neuesten Ergebnissen des Innsbrucker Teams ist aber eine Anti-IL-6-Therapie nur in einer Subgruppe von Tumoren erfolgreich, weil die Tumore sehr heterogen sind. Auch weitere Schlüsselproteine im Krebsgeschehen nehmen in Primär- und in gestreuten Tumoren verschiedene Rollen ein und beeinflussen die Wirkung von Antiandrogenen. "Die Herausforderungen zur Entwicklung einer innovativen Target-Therapie bei Prostatakrebs sind daher vielschichtig und komplex ineinander greifend", betont Culig.

Stichwort "Prostatakrebs"
Das Karzinom der Vorsteherdrüse (Prostata) ist mit jährlich 382.000 neu Erkrankten und 92.200 Todesfällen in Europa der häufigste, bösartige Tumor beim Mann. Alleine in Österreich sterben pro Jahr 1.200 Männer an Prostatakrebs. Vor Blasenkrebs mit 140.000 Erstdiagnosen und 51.000 Todesfällen sowie Nierenkrebs mit 68.000 Neuerkrankten sowie 39.000 Opfern jährlich in Europa ist das Prostatakarzinom auch die häufigste urologische Tumorerkrankung. Bei dieser Krebsart sind bisher jene Mechanismen nicht vollständig bekannt, die zu Entartung, unkontrolliertem Wachstum und Streuung der Zellen führen. Entarten Prostatazellen und bilden über die Organgrenze - also über die Vorsteherdrüse - hinaus Metastasen, gilt dieser Tumor in seiner molekularen Kommunikation als äußerst trickreich und als nur begrenzt behandelbar.

Androgene spielen bei Prostatakrebs eine essenzielle Rolle. Entartete Zellen der Vorsteherdrüse benötigen diese männlichen Sexualhormone zur Stimulation ihres ungebremsten Wachstums. Seit rund 50 Jahren setzt die Medizin im Zuge der Hormonentzugstherapie daher Medikamente ein, die die Androgenproduktion in den Hoden verringern. Bezeichnet wird dies als "chemische Kastration". Diese führt zur Inaktivierung des Androgen-Rezeptors in den Tumorzellen und bremst das unkontrollierte Zellwachstum ein. Wirksam ist diese Therapie bisher allerdings maximal drei Jahre. In weiterer Folge entwickelt sich die kastrationsresistente Form von Prostatakrebs und es kommt zu einem Wiederauftreten (Rekurrenz) der Erkrankung.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.zculig.org

 

 

 

 

 

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