Steirische Erntebilanz 2016:
 Ein Katastrophenjahr mit Lichtblicken

 

erstellt am
19. 10. 16
11:00 MEZ

Titschenbacher fordert Entlastungen bei Sozialversicherung und Agrardiesel
Graz (lk-stmk) - "Es ist ein Katastrophenjahr mit Lichtblicken", mit diesen Worten zog Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher am 18.10. Bilanz über die Ernte 2016 in der Steiermark. Fast bei allen agrarischen Kulturen haben der Jahrhundertfrost und die Schneekatastrophe Ende April ihre Spuren hinterlassen. Den größten Schaden haben sie aber im Obst- und Weinbau angerichtet - der Großteil der Ernte wurde zerstört. Dazu kamen noch 17 Hagelstürme, die rund 36.000 ha landwirtschaftliche Kulturen (Kürbis, Mais, Getreide, Grünland sowie von Frost verschont gebliebene Wein- und Obstgärten) unterschiedlich stark in Mitleidenschaft gezogen und einen Gesamtschaden von 20 Mio. Euro angerichtet haben.

"Zu den Lichtblicken in der Erntebilanz zählen - vorausgesetzt Hagel und Frost haben nicht gewütet - der Kürbisanbau, die Käferbohnen, Hirse sowie Soja. Auch ausreichend Futter - Silage und Heu - guter Qualität konnte bei schwierigen Erntebedingungen eingefahren werden. Unterschiedlich fällt die Maisernte aus und durchwachsen ist die Saison bei Salaten sowie Paradeisern ausgefallen", teilte Titschenbacher mit.

Klimawandel wirkt sich verstärkt aus
"Die Klimaverschlechterung hat die Bäuerinnen und Bauern heuer in einem noch nie dagewesenen Ausmaß getroffen", hob der Kammerpräsident hervor. Während in den Jahren zuvor Hitze, Trockenheit und Dürre sowie hohe Niederschläge zur Anbau- und Erntezeit wie auch teils Überschwemmungen große Schäden anrichteten, haben Frost, Hagelschläge mit Stürmen und Überschwemmungen die heurigen katastrophalen Schäden angerichtet. Bis September 2016 war es in der Steiermark im Vergleich zum langjährigen Mittel sogar um 2,6 Grad wärmer. In diesem Zusammenhang forderte Titschenbacher die Bundesregierung auf, das Pariser Klimaabkommen konsequent umzusetzen und dabei die erneuerbaren Energien forciert auszubauen, wobei die Landwirtschaft dabei als Problemlöser einen wichtigen Beitrag leisten könne.

Bauern kämpfen zusätzlich mit Einkommensminus von rund 34%
Zusätzlich zu den heurigen Frost- sowie Hagelschäden haben die steirischen Bäuerinnen und Bauern auch mit dem vierten Einkommensminus in Folge zu kämpfen. Seit 2012 ist das Einkommen um 33,9% zurückgegangen. Die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark betrugen im Jahr 2015 im Schnitt nur mehr 18.604 Euro je Betrieb. Nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge liegt dieses pro Betrieb bei 12.340 Euro. Die durchschnittliche Entlohnung je Familienarbeitskraft liegt somit bei 10.283 Euro oder 857 Euro pro Monat (auf 12 Monate gerechnet). Spezialisierte durchschnittliche Milchviehbetriebe (18 Kühe) mussten innerhalb eines Jahres (von 2014 auf 2015) ein Minus von 30% hinnehmen. Nach Abzug der Sozialversicherung lag das Einkommen einer Familienarbeitskraft des durchschnittlichen Milchviehbetriebes bei 10.672 Euro oder 889 Euro pro Monat, das eines Bergbauern der Erschwerniszone vier bei 673 Euro pro Monat (auf 12 Monate gerechnet).

Forderungen: SV-Beitragsfreistellung im vierten Quartal 2016 und Agrardiesel
Titschenbacher bekräftigte heute erneut seine Forderung nach einem fairen Anteil der Landwirte am Endverbraucherpreis und forderte den Lebensmittelhandel auf, den Mehrwert der heimischen Produkte den Betrieben auch finanziell abzugelten. Weiters verlangte der LK-Präsident zur Kostenentlastung der heimischen Bäuerinnen und Bauern, die vom Ministerrat beschlossene Beitragsfreistellung von der Sozialversicherung im vierten Quartal 2016 umzusetzen. "Außerdem braucht auch Österreich eine Steuerentlastung beim Agrardiesel - hier sind fast alle anderen EU-Länder Wegweiser", so Titschenbacher.
Brugner: Zukunftsprogramm "Steirische Land- und Forstwirtschaft 2030" vorgelegt

Nach einem zweijährigen Strategieprozess mit rund 900 Bäuerinnen und Bauern aus allen Teilen der Steiermark hat die Landwirtschaftskammer jetzt das ambitionierte Zukunftsprogramm "Steirische Land- und Forstwirtschaft 2030" auf den Tisch gelegt. "Dieses Programm stellt die Weichen zur Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe durch Innovationen sowie marktangepassten Produktionspotenzialen und erfüllt die Wünsche der Bevölkerung nach noch mehr Qualität, Boden- und Klimaschutz sowie besonderen Tierwohlanforderungen", erläuterte Kammeramtsdirektor Werner Brugner. Um dieses Zukunftsprogramm erfolgreich umzusetzen, werde die Landwirtschaftskammer ihr Beratungs- und Weiterbildungsangebot an die Herausforderungen wie auch Chancen entsprechend ausrichten", so Brugner.

 

 

 

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