Bures: Parlament ist offener Ort
 des Dialogs mit allen Menschen

 

erstellt am
19. 10. 16
11:00 MEZ

Parlament der Ausgegrenzten - Menschen mit Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen im Austausch mit Abgeordneten
Wien (pk) - Insgesamt rund 50 Personen - u.a. Frauen und Männer mit besonderen Bedürfnissen, psychischen Erkrankungen oder Lernschwierigkeiten, Wohnungslose, MigrantInnen, AlleinerzieherInnen und MindestpensionistInnen - traten am 18.10. im Rahmen des "Parlament der Ausgegrenzten" auf Einladung von Nationalratspräsidentin Doris Bures in den Dialog mit Nationalratsabgeordneten. "Das österreichische Parlament ist ein offener und lebendiger Ort, ein Ort der Begegnung, des Austausches und des Dialogs, ein Ort für alle Menschen. Heute bitten wir Menschen zum Gespräch, die normalerweise kein lautes Sprachrohr haben. Denn es ist wichtig, dass wir uns mit allen Lebensrealitäten und Lebensperspektiven auseinandersetzen", hob Bures bei ihrer Begrüßung die Bedeutung dieser Initiative der österreichischen Armutskonferenz hervor. Sie bedankte sich bei den InitiatorInnen und bei allen BürgerInnen, die bereit sind, ihre persönlichen Erfahrungen und Perspektiven zu teilen.

"Armut wird allzu oft als selbstverschuldetes Schicksal statt als gesellschaftliches Problem betrachtet", so die Nationalratspräsidentin, aber es seien oft "unvorhersehbare Schicksalsschläge wie Jobverlust, Krankheit, Scheidung oder auch schlechte Arbeitsbedingungen, die direkt in die Armut führen." Davon sind Frauen weit häufiger betroffen als Männer, und jeder Vierte von Armut Betroffene ist Kind oder Jugendlicher, betonte Bures. Für viele bleibe Armut Lebensrealität auf Dauer. "Um Armut zu bekämpfen, muss man viele Hebel bedienen", hält sie fest, dazu brauche es individuelle, lokale Initiativen genauso wie österreichweite Maßnahmen, europäische ebenso wie weltweite Anstrengungen. Wie wichtig dabei auch das Eigenengagement und die Selbstvertretung sind, zeigen tagtäglich die Expertinnen und Experten aus einigen solcher lokalen Vereinigungen, die heute im Parlament zu Gast sind, so die Nationalratspräsidentin. Auch nach dem heutigen Tag sollen die Gespräche fortgeführt werden, um gemeinsam die Ergebnisse zu diskutieren und zu sichern, dass es für diese Initiative mit dem Parlament auch Nachhaltigkeit gibt.

Josef Muchitsch, Vorsitzender des Arbeits- und Sozialausschusses, unterstrich ebenso, wie ernst dieser Austausch direkt mit den Betroffenen von den SozialsprecherInnen genommen wird. Es gibt sichtbare und unsichtbare Armut, so der Sozialdemokrat Muchitsch. Vor allem auch die Armut, die im Verborgenen bleibt, gelte es noch klarer zu analysieren. Denn Armutsbekämpfung sei ein wichtiger Schritt für sozialen Frieden und soziale Gerechtigkeit, ist der Ausschussvorsitzende überzeugt davon, dass der heutige Dialog im Parlament zum richtigen Zeitpunkt kommt um gemeinsam an diesem Ziel zu arbeiten. Vor Ort im Austausch mit den Betroffenen waren auch die Abgeordneten Ulrike Königsberger-Ludwig und Johann Hell (beide SPÖ), Gertrude Aubauer, Erwin Rasinger und Franz-Joseph Huainigg von der ÖVP, weiters Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ), Birgit Schatz und Judith Schwentner von den Grünen, Gerald Loacker (NEOS), sowie die BundesrätInnen Monika Mühlwerth und Bernhard Rösch (beide FPÖ).

Für die VertreterInnen der Plattform "Sichtbar Werden", Vera Hinterdorfer und Wolfgang Schmidt, zeigt sich beim "Parlament der Ausgegrenzten" durch den Dialog mit den PolitikerInnen das Gegenteil von Ausgrenzung. Im Mittelpunkt ihrer Anstrengungen steht genau das Sichtbarmachen von Armut und Ausgrenzung, wesentlich dabei sei, dass Nationalratsabgeordnete mit Menschen mit Armutserfahrungen direkt ins Gespräch kommen und von deren Alltagserfahrungen, Problemen, Lösungsvorschlägen und Forderungen Impulse fu¨r die parlamentarische Arbeit mitnehmen können. Es geht darum, Veränderungen herbeizuführen, so der Aufruf der beiden RednerInnen. Sie appellierten an die Politik, die Ergebnisse in ihre Arbeit einfließen zu lassen und auch für den weiteren Austausch im Gespräch zu bleiben.

Zum "Parlament der Ausgegrenzten" auf Initiative der Armutskonferenz werden über die Plattform "Sichtbar Werden" marginalisierte und unterrepräsentierte Stimmen in der Gesellschaft, Selbstorganisationen, Initiativen, SelbstvertreterInnen und Selbsthilfegruppen eingeladen, ihre Anliegen, Visionen und Forderungen einzubringen und ihre persönlichen Erfahrungen und Perspektiven mit PolitikerInnen zu teilen. Die Veranstaltung im Parlament fand im Rahmen des 10. österreichweiten Treffens von "Sichtbar Werden" statt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

 

 

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