14. Tag (02.11.)

 

erstellt am
03. 11. 16
11:00 MEZ

Wien (öj/mg) - Für "I tempi felici veranno presto" (I/F 2016) verbindet Alessandro Comodin die Legenden vom Wolf, die er in seiner Heimatregion Friaul - Julisch Venetien kennengelernt hatte, mit einem Chronikbericht von der schönen Arianne, die im Wald verschwand und nur noch tot aufgefunden werden konnte. Comodin selbst mag es nicht, wenn Filme allzu eindeutig sind und möchte keinen Unterschied zwischen Dokumentar- und Spielfilm machen, weswegen die von ihm erzählte Geschichte eine äußerst offene Form erhält.

Die Protagonistinnen des Dokumentarfilms "Plaza de la Soledad" (Mexiko 2015) von Maya Goded sind mehrere ältere Frauen, die jedoch immer noch der Prostitution nachgehen. Sie treffen sich täglich am Hauptplatz einer mexikanischen Kleinstadt, auf dem Platz der Einsamkeit, den sie selbst sauber halten. Jede dieser Frauen hatte eine schwere Kindheit, wurde von einem Familienmitglied oder von Fremden vergewaltigt oder psychisch misshandelt. Einige von ihnen konnten trotz dieses Schicksals ihr Glück finden. Mit Regisseurin Maya Goded führen sie Gespräche über Gott und die Welt.

Wir schreiben das Jahr 1972. In Argentinien herrscht die Militärdiktatur. Täglich werden Mitglieder des Widerstands entführt, die als die ‚desaparecidos' (dt. die Verschwundenen) in die Geschichte eingehen werden. Der Angestellte Francisco Sanctis hat die Zeit der Rebellion bereits hinter sich: vor 20 Jahren hat er ein Kampfgedicht veröffentlicht, das jedoch, längst vergessen, die vergilbten Seiten einer Studenten-Zeitschrift in der verstaubten Kiste im Abstellraum schmückt. Mittlerweile ist er verheiratet, hat zwei Kinder, einen schlecht bezahlten, aber sicheren Job und hat mit dem Untergrund schon lange nichts mehr gemeinsam. Eines Tages erhält Francisco jedoch einen Anruf, der seinem kommoden Leben ein plötzliches Ende bereitet. Es gilt zwei Menschen vor der für diese Nacht geplanten Verhaftung zu warnen. Es wird eine lange Nacht. "La larga noche de Francisco Sanctis" (Argentinien 2016) von Andrea Testa und Francisco Márquez ist ein Film über Prinzipien, Prioritäten und Courage.

Mit der Galavorstellung von "La La Land" (USA 2016) endete die Viennale 2016. Damien Chazelle erzählt in Anlehnung an die Musicals von Jacques Demy die Liebesgeschichte von Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling), die davon träumen, in den Filmstudios Lalaland Karriere zu machen.


Preisverleihung
Wiener Filmpreis

Spielfilm: "Thank you for bombing" von Barbara Eder (A 2016)
Auszug aus der Jury-Begründung: "Es ist die Geschichte von drei KriegsreporterInnen während ihres Einsatzes in Afghanistan, die in drei spannend erzählten Episoden lose zusammengeführt werden. Neben diesen persönlichen Narrationen, in denen die SchauspielerInnen überzeugen, wirft der Film vor allem medien- und gesellschaftsanalytische Fragen auf. Es geht also darum, echte Information von propagandistischer Desinformation unterscheidbar zu machen, ob nun, wie in diesem Film, am Beispiel der Kriegsberichterstattung oder generell in der alltäglichen Berichterstattung. THANK YOU FOR BOMBING trägt zu einer Reflektion über diese Thematik bei."

Dokumentarfilm: "Holz Erde Fleisch" von Sigmund Steiner (A 2016)
Auszug aus der Jury-Begründung: "Sigmund Steiner, selbst Bauernsohn, begleitet in seinem essayistischen Dokumentarfilm drei Männer bei der Arbeit im Wald, auf dem Feld und auf der Alm. Dabei gibt er einen sensiblen Einblick in ihre Gedankenwelt, schafft eine Metaebene des Vater-Sohn-Konflikts, der sich als roter Faden durch den Film zieht. Die Behutsamkeit, mit der Steiner mit seinen Protagonisten umgeht, spürt man in jeder Minute. Deshalb gelingt es ihm auch auf bemerkenswerte Weise, dass sie - durchlässig, die Kamera scheinbar vergessend - ihre Geschichte erzählen, die auch ein bisschen die Geschichte von Sigmund Steiner ist."

Standard-Viennale-Publikumspreis
"Under the shadow" von Babak Anvari (Iran/Jordanien/Katar/GB 2016)
Auszug aus der Jury-Begründung: "Das Gespenst des Terrors geht um, unsichtbar, unfasslich. Aus historischer Begebenheit heraus erwächst eine häusliche Fiktion, die äußeren und inneren Krieg kurzschließt und zwischen Konkretheit und verstörender Allgemeinheit oszilliert. Das Böse wandert mit dem Wind heißt es einmal - dieser Film stürmt die Wahrnehmung, fließt formal ineinander, jeder Filmmoment sitzt; ein cineastischer Trip, dem man sich nicht entziehen kann und will."

FIPRESCI-Preis
"Bodkin Ras" von Kaweh Modiri (NL/B 2016)
Auszug aus der Jury-Begründung: "Das Auftauchen eines mysteriösen Fremden in einer schottischen Kleinstadt legt bei den Einheimischen Gefühle der eigenen Entfremdung frei. Der Film BODKIN RAS beeindruckt in der Art und Weise, wie es ihm gelingt, die verschiedenen Facetten des gesellschaftlichen Ausgeschlossenseins zu thematisieren. Regisseur und Autor Kaweh Modiri überschreitet - nicht nur in formaler, sondern auch in narrativer Hinsicht überraschend - die dünne Linie zwischen Fiktion und Dokumentarischem."

Mehr-WERT-Filmpreis der Erste Bank
"Mister Universo" von Tizza Covi und Rainer Frimmel (A/I 2016)
Auszug aus der Jury-Begründung: "Die erste Produktion, die von der Jury prämiert wird, ist ein Spielfilm. Ein charmanter, empathischer und zugleich optimistischer Film, der durch Sympathie und Authentizität der ProtagonistInnen überzeugt. Eine Geschichte wie das Leben selbst. Ein junger Mann nimmt das Verschwinden seines Talismans zum Anlass, den Alltag hinter sich zu lassen. Er fährt quer durch Italien auf der Suche nach dem ehemaligen Mister Universum, um seinen Glücksbringer zurückzuholen. Eine außergewöhnliche Spurensuche als feinsinnige Entdeckungsreise mit magischen Momenten. Der MehrWERT-Filmpreis 2016 geht an Tizza Covi und Rainer Frimmel für MISTER UNIVERSO."

"Moghen Paris und sie ziehen mit" von Katharina Copony (A/I 2016)
Auszug aus der Jury-Begründung: "Die zweite Produktion, die von der Jury prämiert wird, ist ein Dokumentarfilm. Ein Film, der uns auf eine atmosphärische Reise einlädt, beginnend mit uralten Korkeichen führt er behutsam zu einem Karnevalumzug in einem sardischen Bergdorf. Es ist die filmische U?bersetzung eines magischen Vorganges. Die Magie zeigt sich in der sozialen Praxis des Karnevals, die sich in der Form einer Bewegung hin zum kollektiven Rausch entwickelt. Es ist eine lebendige, mitreißende Wandlung in einem Gefüge, die nicht in der Erinnerung eingeschrieben, aber dennoch im Handeln der Menschen sichtbar wird. Der MehrWERT-Förderfilmpreis 2016 geht an Katharina Copony für MOGHEN PARIS - UND SIE ZIEHEN MIT."

 

 

 

Margarethe Glac berichtet für das "Österreich Journal" täglich von der VIENNALE
Weitere Informationen:
http://www.viennale.at

 

 

 

 

 

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