12. und 13. Tag (31.10. und 01.11.)

 

erstellt am
02. 11. 16
11:00 MEZ

Wien (öj/mg) - Der neue Film von Justine Triet trägt den Titel "Victoria" (F 2016) und ereignet sich, wie auch schon "La Bataille de Solférino", auf engstem Raum - im Wohn- und Schlafzimmer der Protagonistin, im Hochtzeits- bzw. Gerichtssaal, im Zugabteil.
Triet wollte, wie Hauptdarstellerin Virginie Efira verrät, die Figur einer selbstbewussten Anwältin einführen, um diese stückweise auseinandernehmen zu können. Und tatsächlich ist es zuerst Victoria, die den viel jüngeren Sam bei sich zu Hause aufnimmt, um ihn vor der Obdachlosigkeit zu bewahren, jedoch am Ende kehrt Sam die Scherben ihres Lebens zu einem Häufchen und klebt sie behutsam, Stück für Stück, wieder zusammen. Erst dann kann Victoria auch kurz innehalten, und sich ihrer Gefühle klar werden, vor allem, wenn sie hört: "You are the queen of all drama-queens".

"Mimosas" ( E/Marokko/F/Katar 2016) oszilliert zwischen Dokumentarfilm und Traum oder Phantasie - ein Spiel mit Licht, Farben und Klängen. Regisseur und Drehbuchautor Oliver Laxe wurde in Paris geboren, ist in Spanien aufgewachsen und lebt nun seit zehn Jahren in Marokko, wo er den Sufismus, den spirituellen Islam, für sich entdeckte. Diese weltoffene Haltung des Filmemachers spiegelt sich auch in seinem Film wieder. So wirken die Figuren in "Mimosas", die übrigens von Laxes Freunden gespielt werden, gleichzeitig real und bodenständig und dann wieder wie hinter einem Schleier des Mythischen. Unvergesslich sind die grandiosen Aufnahmen in der Wüste.


In "I, Daniel Blake" (GB/F/B 2016) zeigt Ken Loach die Tücken des britischen Sozialsystems, indem er zeigt, dass gerade denjenigen, die es am meisten brauchen, die Leistungen verwehrt werden, oder sie werden solchen Schikanen ausgeliefert, dass sie von selbst aufgeben und aus der Datenbank verschwinden. Versuchen sie dennoch, es mit dem Moloch aufzunehmen, fragt man sich, ob es nicht etwa Kampf gegen Windmühlen ist. Loach führt in seinem Film einen Witwer ein, der nach einem Herzinfarkt nicht arbeiten darf, von dem ‚Entscheidungsträger' dennoch als arbeitsfähig eingestuft wird und eine junge alleinerziehende Londonerin mit zwei Kindern, die nach einer Delogierung eine Sozialwohnung im Norden Englands erhält. Ein knapp verpasster Termin löst eine Lawine aus. Endlose Warteschleifen am Telefon, sinnlose Formulare und Beamten, die lediglich Dienst nach Vorschrift machen.


"Kater" (A 2016) ist Händl Klaus zufolge ein Liebesfilm und ein Tierfilm. Im Mittelpunkt steht das Beziehungsdrama von zwei Musikern, die ein auf den ersten Blick erfülltes, regelrecht zu beneidendes Leben führen. Eine Villa am Stadtrand, gemeinsame Leidenschaften, vertraute Gesten, Grillpartys mit Freunden und mittendrin der eigenwillige und äußerst fotogene Kater Moses. Als diese Idylle auf einmal unterbrochen wird, bleibt nur noch eine Frage: "Wer bist du eigentlich?"
Der Film wurde gemeinsam mit Musikern des RSO gedreht und interessanterweise ist es unmöglich, die Berufsschauspieler von den Laien zu unterscheiden.


Once (sp. ‚elf') ist die inoffizielle Bezeichnung des Stadtteils Balnavera in Buenos Aires, das für großteils von Juden betriebene Geschäfte bekannt ist. Dort führt Usher, der Vater den in den USA lebenden Ariel, eine Stiftung, die hauptsächlich Lebensmittel, aber auch Kleider und Einrichtungsgegenstände an Arme und Obdachlose verteilt. Als Ariel nach Buenos Aires kommt, um Usher, von den Nachbarn als Rey del Once (König des Once) bezeichnet, zu besuchen, wird er mit der Tradition, Kultur und Religion konfrontiert, denen er ein Leben lang trotzte. "El rey del once"(Argentinien 2015) von Daniel Burman zeigt, wie man etwas finden kann, ohne danach zu suchen.

 

 

 

Margarethe Glac berichtet für das "Österreich Journal" täglich von der VIENNALE
Weitere Informationen:
http://www.viennale.at

 

 

 

 

 

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