Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie

 

erstellt am
25. 11. 16
11:00 MEZ

IMC FH Krems eröffnet Josef Ressel Zentrum
Krems (fh) - Mit der Eröffnungsfeier des neuen Josef Ressel (JR) Zentrums für die Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie an der IMC FH Krems am 24.11. setzt das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) als Fördergeber einen weiteren bedeutenden Schritt in der innovativen und zukunftsorientierten Gesundheitsforschung. Gewidmet ist das neue JR-Zentrum – das erste im Gesundheitssektor der österreichischen Fachhochschulen – der Schaffung evidenzbasierter wissenschaftlicher Grundlagen für eine personalisierte Musiktherapie in ausgewählten Feldern der neurologischen Rehabilitation. Das neue JR-Zentrum ist mit einem Gesamtvolumen von 1,7 Millionen Euro projektiert. Die IMC FH Krems gilt in Österreich als Pionier der Musiktherapie im Sinne des Bologna-Prozesses und nimmt international eine führende Rolle ein.

In Josef Ressel Zentren wird anwendungsorientierte Forschung auf hohem Niveau betrieben, hervorragende Forscherinnen und Forscher kooperieren dazu mit innovativen Unternehmen. Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international als Best-Practice-Beispiel. Josef Ressel Zentren werden vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und den beteiligten Unternehmen gemeinsam finanziert. Unternehmenspartner des neuen JR-Zentrums für Musiktherapie an der IMC FH Krems sind die Niederösterreichische Landeskliniken Holding sowie s-team IT solutions GmbH. Forschungspartner sind die FH St. Pölten, die FH Gesundheit Tirol und die Anglia Ruskin University in Cambridge.

"Das neue Josef Ressel Zentrum eröffnet neue Perspektiven für die Therapiewissenschaften und leistet einen Beitrag für eine ganzheitliche und nachhaltige Gesundheitsversorgung", so Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner. "Von einer Ausweitung der Personalisierung auch auf nichtärztliche Gesundheitsbereiche profitieren Patientinnen und Patienten durch schnellere und bessere Genesungsprozesse sowie höhere Lebensqualität."

Das neue JR-Zentrum nahm seine Tätigkeit mit elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits im September 2016 auf.

Schwerpunkt auf dem richtigen Therapiezeitpunkt und auf Empathie
Die Musiktherapie ist eine an individuellen Bedürfnissen von Patientinnen und Patienten orientierte Therapieform. Sie vermag Patientinnen und Patienten unter anderem körperlich zu aktivieren oder zu entspannen, begleitet sie bei der psychischen Krankheitsbewältigung und vermag auch sozial-kommunikative Fähigkeiten zu fördern. In den nächsten fünf Jahren wird sich nun ein internationales Forscherteam schwerpunktmäßig im JR-Zentrum mit den Themen "right period", "right moment" sowie "Empathie" anhand von Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten auseinandersetzen. Resonanzerfahrungen zwischen Therapeutin bzw. Therapeut und Patientin bzw. Patient, sogenannte Begegnungsmomente, nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein.

Forschungsthemen aus der Praxis für die Praxis
Ziel des JR-Zentrums ist es – und dies ist auch zugleich das Innovative und Besondere – neue wissenschaftliche Messverfahren und Modelle zu entwickeln, mit deren Hilfe individuell auf die Patientin bzw. den Patienten abgestimmte Therapiezeiträume ("right period") und passende Therapiezeitpunkte ("right moment") festgestellt werden können. Das interdisziplinäre Team von Forscherinnen und Forschern folgt der Idee, dass es einen Zusammenhang zwischen verbesserten Therapieergebnissen und psychophysiologisch passenden Zeitpunkten gibt. Unter anderem soll bestimmt werden, wie viel Zeit Patientinnen und Patienten zwischen zwei Therapien benötigen, bevor sie in der Lage sind, einen nächsten therapeutischen Impuls aufzunehmen. Auch für Therapeutinnen und Therapeuten stellt sich die Frage, unter welchen psychophysiologischen Voraussetzungen sie sich bestmöglich auf eine nächste Therapieeinheit einlassen können.

Der zweite Forschungsschwerpunkt stellt sich der Frage, wie Studierende und Therapeutinnen sowie Therapeuten ihre empathischen Fähigkeiten vertiefen können, um mit ihren Patientinnen und Patienten besser in Resonanz zu treten.

In den ersten beiden Jahren des JR-Zentrums wird die Methodenfindung in einem an der IMC FH Krems eingerichteten Labor im Fokus stehen. Dazu werden unter anderem die Erkenntnisse einer abgeschlossenen Pilotstudie mit Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten im niederösterreichischen Landesklinikum Mauer herangezogen, weitere Patientenstudien werden folgen. Die Studienergebnisse werden nach den ersten beiden Jahren einem Peer-Review-Prozess durch internationale Expertinnen und Experten unterzogen und ab dem dritten Jahr in die klinische Praxis übertragen.

"Im Rahmen des angestrebten personalisierten Zugangs wollen wir versuchen, den Patientinnen und Patienten in ihrer Vielschichtigkeit gerecht zu werden. Indem wir unser Augenmerk auf psychophysiologisch stimmige Aktivitäts- und Erholungsphasen richten sowie auf emotionale und psychosoziale Gestimmtheiten Rücksicht nehmen, versuchen wir, einen personenzentrierten Zugang zu etablieren", so Prof.(FH) Priv.-Doz. Mag. Dr. Gerhard Tucek, Leiter des JR-Zentrums für die Grundlegung einer personalisierten Musiktherapie und Institutsleiter für Therapiewissenschaften an der IMC FH Krems.

Derzeit werden in zehn niederösterreichischen Landeskliniken (Allentsteig, Amstetten, Hochegg, Hollabrunn, Mauer, Mistelbach, Gänserndorf, St. Pölten, Tulln, Wiener Neustadt, Zwettl) Musiktherapeutinnen und -therapeuten erfolgreich in den Bereichen Intensivmedizin, Neonatologie, Palliativpflege und Krebstherapie eingesetzt. Ein weiterer Bereich ist die Jugendpsychiatrie.

Von neurologischen Erkrankungen betroffen sind Patientinnen und Patienten nach Schlaganfällen, mit Bewegungsstörungen wie zum Beispiel Morbus Parkinson, mit Multipler Sklerose sowie Patientinnen und Patienten, die an den Folgen von Verletzungen des zentralen und peripheren Nervensystems sowie an Folgen von Erkrankungen der Bandscheiben mit neurologischen Ausfällen leiden. Neurologische Erkrankungen treten auch nach neurochirurgischen Eingriffen an Gehirn und Rückenmark sowie bei Erkrankungen peripherer Nerven auf.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.fh-krems.ac.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at