Tirol: Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen

 

erstellt am
22. 11. 16
11:00 MEZ

"16 Tage gegen Gewalt an Frauen" vom 25. November bis 10. Dezember
Innsbruck (lk) - „16 Tage gegen Gewalt“ ist eine internationale Kampagne, die jedes Jahr das Thema Gewalt gegen Frauen in das Bewusstsein der Menschen rückt – zwischen dem 25. November, dem Internationalen Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen, und dem 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Weltweit wird dieser Zeitraum von Fraueninitiativen genutzt, um auf das Recht auf ein gewaltfreies Leben aufmerksam zu machen. „Ich freue mich sehr, dass wir heuer in Tirol einen Aufruf starten, der sowohl von Fraueninitiativen, aber auch dem Verein Mannsbilder getragen wird“, betont Frauenlandesrätin Christine Baur, denn: „Gewalt geht uns alle an und ist ein gesellschaftspolitisches Problem, dass wir nur als Gesamtgesellschaft bekämpfen können“.

Die weltweit größte Erhebung über Gewalt gegen Frauen, die die Europäische Union für Grundrechte im Jahr 2014 durchgeführt hat, kam zu dem Ergebnis, dass ein Drittel aller Frauen seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erfahren hat. Dies entspricht etwa 62 Millionen Frauen. Jede dritte Frau hat auch psychische Misshandlungen in der Partnerschaft erlebt. 38 Prozent der Frauen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren haben mindestens eine Form der sexuellen Belästigung erlebt, im Alter zwischen 30 und 39 Jahren waren es 24 Prozent der Frauen.

Über 1.000 Meldungen von häuslicher Gewalt und Stalking
In Tirol verzeichnete das Gewaltschutzzentrum im Jahr 2015 Meldungen von 1.051 Personen, die Opfer von häuslicher Gewalt und Beharrlicher Verfolgung (Stalking) wurden. Davon waren 905 Frauen und 146 Männer. 580 Mal wurden polizeiliche Meldungen gemacht und 460 Betretungsverbote verhängt.

„Diese Zahlen sind nur die Spitze des Eisbergs“, weiß Gabi Plattner vom Tiroler Frauenhaus. Laut der EU-weiten Erhebung zur Gewalt gegen Frauen meldeten 67 Prozent der Frauen die schwerwiegendsten Gewaltvorfälle innerhalb einer Partnerschaft nicht der Polizei oder einer anderen Organisation. „Diese Fakten unterstreichen einerseits die Tatsache, dass der vermeintlich sicherste Ort, das Zuhause, für Frauen und Kinder eigentlich der gefährlichste ist, wenn es um Gewalttaten an Frauen und Kindern geht. Andererseits verweist diese Prozentzahl auch darauf, dass noch viel getan werden muss, um die Zugangsbarrieren zu den Hilfseinrichtungen abzubauen“. stellt Plattner klar.

Das Frauenhaus verfügt über 19 Plätze für Frauen und Kinder. 2015 suchten 132 Frauen und Kinder Schutz vor Gewalt im Tiroler Frauenhaus. 18 Personen wurden in den Übergangswohnungen des Frauenhauses betreut. 66 Personen nutzten das ambulante Nachbetreuungsangebot. Die Beratungsstelle verzeichnete 2.564 Beratungskontakte.

Männer gegen Gewalt an Frauen
„Männer sind aber nicht nur Täter. Der Großteil der Männer und Burschen lehnt Gewalt gegen Frauen strikt ab“, betont Martin Christandl vom Verein Mannsbilder. Aus diesem Grund schließt sich der Verein auch der deutschen Initiative „Nicht mit mir – Männer gegen Gewalt und Rassismus“ an. Diese Initiative spricht den Frauen, die in der Silvesternacht in Köln und anderswo zu Opfern sexualisierter Gewalt gemacht wurden, ihr Mitgefühl und ihre Solidarität aus. Unterstützt werden die Forderungen von frauenpolitischen Organisationen, dass gesetzliche Schutzlücken bei Nötigung, Vergewaltigung und Beleidigung schnellstens beseitigt werden müssen. „Gleichzeitig wendet sich die Initiative dagegen, dass die sogenannten ‚Silvestervorfälle‘ für rassistische Zuschreibungen und rechtspopulistische Hetze genutzt werden. Denn dadurch wird das Stereotyp des orientalischen, männlichen Triebtäters bedient und sexualisierte Gewalt zu einem Problem ‚der anderen‘ gemacht“, stellt Christandl klar.

Am 25.11. wird am Landhausplatz die Fahne „Frei leben ohne Gewalt“ gehisst und ist als Zeichen gegen Gewalt an Frauen bis zum 10.12. zu sehen.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.gewaltfrei-tirol.at

 

 

 

 

 

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