Leda mit dem Schwan im KHM

 

erstellt am
19. 12. 16
11:00 MEZ

Ein Bild zu Gast im Kunsthistorischen Museum – Jahrhunderte lang verschollen, jetzt wiederentdeckt
Wien (khm) - Jahrhundertelang verschollen und erst kürzlich wiederentdeckt: die Leda mit dem Schwan von Joseph Heintz d. Ä. (Basel 1564–1609 Prag). Der bereits seit 1591 am kaiserlichen Hof beschäftigte Künstler malte das Gemälde, wie ein unten links unterhalb des Monogramms befindliches Datum verrät, im Jahr 1605 für Kaiser Rudolf II. (reg. 1576 – 1612). Der in Prag residierende Monarch hatte eine ausgesprochene Vorliebe für solche Darstellungen erotisch-mythologischer Themen: Auch zahlreiche andere Werke in seinen legendären Kunstsammlungen widmeten sich der Geschichte vom Göttervater Zeus, der die schöne Leda in der Gestalt eines Schwanes schwängerte.

Die Bildgenese ist anhand von drei erhaltenen Vorzeichnungen, von denen zwei aus dem Besitz der Albertina im Original präsentiert werden, so ausführlich wie bei kaum einem anderen Gemälde der für Rudolf II. tätigen Hofmaler dokumentiert. Auf dem kleineren der beiden Blätter fixierte er zunächst die endgültige Positur der Schönen; während auf der zweiten, wesentlich größeren Wiener Zeichnung ihre Figur schließlich größengleich mit der auf dem Gemälde ist: Tatsächlich verraten Griffelspuren entlang ihrer Konturen, dass sie auf die grundierte Kupfertafel mechanisch übertragen wurden.

Für die Bildfindung nahm sich der Künstler eine antike, in verschiedenen Exemplaren überlieferte Komposition des Themas als Ausgangspunkt. Daneben verraten der sanft durchmodellierte Körper und die sensibel gebildeten, emailhaft schimmernden Oberflächen wesentliche Anregungen durch Hauptwerke Parmigianinos wie den Bogenschnitzenden Amor und Correggios, die Rudolf sein Eigen nannte (derzeit ausgestellt in Kabinett 3). Wie nachhaltig die Sinnlichkeit ihrer Kunst die sonstige Kabinettmalerei am Hof Rudolfs II. beeinflusste, machen die hier ebenfalls präsentierten Kupfertafeln Hans von Aachens und Bartholomäus Sprangers aus dem Bestand des Museums deutlich.

Das Werk lässt sich erstmals im Inventar der Prager Kunstsammlungen von 1621 greifen, in dem unter der Nr. 1137 eine „Leda mit einem schwan vom Joseph Hainz“ aufgeführt wird. Nur zwei Jahre später veräußerte Kaiser Ferdinand II. (reg. 1619 – 1637) die kleine Kupfertafel dann zusammen mit einer Reihe weiterer Gemälde und Goldschmiedearbeiten an den in Frankfurt a.M. ansässigen Kunsthändler und Juwelier Daniel de Briers, um den Kauf einiger kostspieliger Schmuckarbeiten zu finanzieren. Seitdem galt das Bild als verschollen. Zu den insgesamt 56 Gemälden, die 1623 aus den von Rudolf II. zusammengetragenen Prager Sammlungen verkauft wurden, zählte auch Hans von Aachens Tarquinius und Lucretia. Das großformatige Historienbild, das im benachbarten Saal IX ausgestellt ist, wurde erst im Jahr 1993 zurückerworben. Für drei Monate kehrt mit der Leda ein weiteres der vor fast vierhundert Jahren veräußerten Kunstwerke wieder in den größten heute noch zusammen bewahrten Teil der Gemäldesammlungen Rudolfs II. zurück.

Das Werk ist von 16. Dezember 2016 bis 12. März 2017 in der Gemäldegalerie zu sehen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.khm.at

 

 

 

 

 

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