Anglöckeln in Salzburg als vorweihnachtlicher Brauch

 

erstellt am
14. 12. 16
11:00 MEZ

Anklöcklergruppe Volksliedkreis Faistenau überbrachte Weihnachtswünsche an Landeshauptmann Haslauer
Salzburg (lk) - Die Anglöcklergruppe des Volksliedsingkreises Faistenau überbrachte am 13.12. die besten Weihnachtswünsche an Landeshauptmann Wilfried Haslauer. Seit vielen Jahren pflegt der Volksliedsingkreis Faistenau in der Adventzeit den traditionellen Brauch des Anklöckelns. Drei Kleingruppen gehen dabei in Faistenau von Haus zu Haus und führen eine Herbergsuche auf. Die Adventlieder und der weihnachtliche Segen der Anglöckler sollen Glück und Segen in die Stuben bringen. Die eingenommenen Spenden werden einem sozialen Zweck gewidmet.

Der Volksliedsingkreis Faistenau wurde 1971 gegründet. Derzeit kümmern sich 27 aktive Sängerinnen und Sänger sowie 37 unterstützende Mitglieder um die Erhaltung, Pflege und Förderung der Volkskultur, insbesondere in den Bereichen (alpenländisches) Volkslied, Volksmusik und Tracht.

Blick in die Geschichte
Das Anglöckeln ist heute in allen Landbezirken Salzburgs ein beliebter vorweihnachtlicher Brauch, den vor allem Kinder und Jugendliche an den drei Donnerstagen vor Weihnachten (Klöpfelnächte) ausüben. Als Hirten verkleidet, gehen sie von Haus zu Haus, singen Adventlieder, wünschen Glück und Segen und kündigen damit auch die Geburt von Jesus Christus an. Dabei erhalten sie oft kleine Gaben.

Belege für das Anglöckeln gehen bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück. Vor allem in Mitteldeutschland, Bayern bis hin nach Salzburg, Tirol und Südtirol ist dieser Brauch heute nach wie vor besonders auf dem Land verbreitet. Aus Quellen geht hervor, dass Ende des 19. Jahrhunderts im Rauriser Tal die Anglöckler "schiachvermummt" von Hof zu Hof zogen und in Reimen das Verhalten der Hofbewohnerinnern und Hofbewohner kritisierten, aber auch Glück wünschten. Dafür erhielten sie Nüsse. Ihr Kommen bedeutete den Bauersleuten Glück und Fruchtbarkeit. Im übrigen Pinzgau waren die Anglöckler ebenfalls vermummt, so trugen einige zu den Larven auch Bischofsmützen – ein deutlicher Bezug auch zum Nikolausspiel.

Im Gasteinertal führten die Anglöckler lange Stöcke mit sich, mit denen sie an Fenster und Türen klopften. In Knittelversen führten sie Frage- und Rätseldialoge mit den Hausleuten. Im Pongau erscheint – singend und spielend – ein ganzer Perchtenzug. Bei den sogenannten vermummten "Klezi-Klezi" aus St. Georgen bei Oberndorf und im Rupertiwinkl (auch Kletz-Kletz) stehen und standen Gabenbitten und Wünsche sowie ein gereimtes Rätselwettspiel, das für "Gaudi" sorgte, auf dem Programm.

Bis heute hat sich das Anglöckeln erhalten

Heute sind die Glöcklerzüge vielfach auch mit Adventandachten in den katholischen Pfarren verquickt. Oft treten sie im Laufe der Adventandacht oder des Adventsingens in den Kirchen ebenfalls auf. So wurden beispielsweise die Oberndorfer Anglöckler oder Adventsänger 1925 mit der Brauchtumspflege und -erneuerung eingeführt und stilisiert und nahmen dabei den alten Heischebrauch der Schöffleute auf. In Kraxe und Deckelkorb sammeln die Oberndorfer heute noch ihre Gaben – meist Geld und Süßigkeiten, die an Arme am Heiligen Abend verteilt werden, früher Brot, Kartoffeln, Selchfleisch, Kletzen u.a. Die Oberndorfer Glöcklergruppe war wie viele andere auch in der NS-Zeit verboten. Seit 1945 wird wieder das Brauchtum ausgeübt und gesungen.

 

 

 

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