MAK präsentiert Pläne und Strategien für das Jahr 2017

 

erstellt am
10. 01. 17
13:00 MEZ

Von der Wegwerfgesellschaft zur Qualitätskultur
Wien (mak) - Eine Abkehr von der „Wegwerfgesellschaft“ und eine „neue Kultur nachhaltigen Qualitätswachstums und menschlicher Resonanz als Schlüssel der Erneuerung Europas“ fordert MAK-Generaldirektor Christoph Thun-Hohenstein anlässlich der MAK-Jahrespressekonferenz am 10.01. Wie ein leuchtender roter Faden zieht sich dieser gesellschaftspolitische Anspruch des MAK durch das diesjährige Jahresprogramm – von Handwerk- und Glasausstellungen über die zweite Ausgabe der VIENNA BIENNALE und eine umfassende Schau des Künstlers Thomas Bayrle bis zur großen Ausstellungskooperation mit der Angewandten zu ihrem 150-Jahr-Jubiläum. „Die Förderung einer neuen Kultur erschwinglicher Qualität ist ein wesentlicher Auftrag des MAK. Von der angewandten Kunst, speziell Design und Architektur, aber auch der bildenden Gegenwartskunst erwarten wir zentrale Impulse und Innovationen, damit wir die Digitale Moderne verantwortungsvoll gestalten können. 2017, in unserem ersten vollen Jahr als Doppel-Geschäftsführung, wollen wir das MAK noch sichtbarer als erste Museumsadresse für gesellschaftlich relevante Themen positionieren“, so Thun-Hohenstein und Teresa Mitterlehner-Marchesani, wirtschaftliche Geschäftsführerin des MAK.

GLAS UND HANDWERK IM FOKUS
Mit der im Dezember 2016 eröffneten Ausstellung „handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt“ (bis 9. April 2017) fordert das MAK eine neue Wertschätzung für das Handwerk. Das Handwerk stärkt die Resonanz zwischen Menschen und Produkten und ist somit ein ideales Leitbild für die nachhaltige Weiterentwicklung der zunehmend digitalisierten Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund bilden zwei hochkarätige Ausstellungen zum Thema Glas den Auftakt ins Jahr 2017. „DAS GLAS DER ARCHITEKTEN. Wien 1900–1937“ (MAK-Ausstellungshalle, 18. Jänner – 17. April 2017) rollt ein faszinierendes Kapitel des österreichischen Kunsthandwerks auf: Entwürfe junger Architekten übten einen epochalen Einfluss auf die Entwicklung des Kunstglases in der Wiener Moderne aus. Nach der erfolgreichen Präsentation in Venedig 2016 bietet die vom MAK kuratierte, gemeinsam mit LE STANZE DEL VETRO realisierte Ausstellung auch in Wien erstmals eine Gesamtschau von über 300 Gläsern aus den letzten Jahrzehnten der österreichisch-ungarischen Monarchie bis zum Ende der Ersten Republik.

Nahezu zeitgleich versammelt „GLÄSER DER EMPIRE- UND BIEDERMEIERZEIT. Aus der Sammlung des MAK und der Glassammlung Christian Kuhn“ (MAK-Ausstellungshalle, 1. Februar – 17. April 2017) 180 ausgewählte Objekte aus der MAK-Sammlung Glas und Keramik sowie rund 180 Objekte des Sammlers Christian Kuhn und rückt Biedermeierglas nach knapp einem Jahrhundert wieder in den Mittelpunkt einer MAK-Ausstellung. Thematisiert werden alle Bereiche der Glaskunst des Empire und Biedermeier, vom Schliff- bis zum Steinglas sowie Meisterstücke in Transparentmalerei.

VIENNA BIENNALE 2017: Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft
Der Sommer und Frühherbst stehen im Zeichen der VIENNA BIENNALE (21. Juni – 1. Oktober 2017), die unter dem Motto „Roboter. Arbeit. Unsere Zukunft“ die Vision eines digitalen Humanismus thematisiert. Die von Thun-Hohenstein initiierte VIENNA BIENNALE wird, wie bei ihrer Premiere 2015, auch im Jahr 2017 vom MAK in Partnerschaft mit der Universität für angewandte Kunst Wien, der Kunsthalle Wien, dem Architekturzentrum Wien sowie der Wirtschaftsagentur Wien mit ihrem Kreativzentrum departure und mit Unterstützung des AIT Austrian Institute of Technology als außeruniversitärer Forschungspartner realisiert. Im Rahmen der VIENNA BIENNALE 2017 zeigt das MAK folgende Projekte (Gesamtprogramm unter viennabiennale.org):

„Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ (Eine Ausstellung im MAK; Koproduktion des Vitra Design Museums mit dem MAK und dem Design Museum Gent) untersucht, wie die Robotik in unseren Alltag einzieht und welche entscheidende Rolle Design dabei spielt. Zahlreiche Exponate verdeutlichen, wo wir Robotern schon heute und in naher Zukunft begegnen: in der Industrie, im Militär und im alltäglichen Umfeld; im Kinderzimmer und im Altersheim; in unseren Körpern und in der Cloud; beim Shoppen und beim Sex; in Computerspielen und natürlich in Film und Literatur. Die Ausstellung beleuchtet unsere – oft ambivalente – Beziehung zu neuen Technologien und erörtert, welche Chancen und Herausforderungen sich für uns als Individuum und als Gesellschaft in diesem Zusammenhang ergeben.

Künstlerische Arbeiten rund um den ungewissen Zustand zwischen Fortschritt und Archaik stehen im Zentrum der Gruppenausstellung „ARTIFICIAL TEARS: Singularität & Menschsein – eine Spekulation“ (Eine Ausstellung des MAK), die bewusst Zitate aus der Science-Fiction zum Realitätsabgleich bringt. Mit der Erweiterung bzw. „Optimierung“ des menschlichen Organismus durch tragbare oder implantierte Computertechnologie, Nanotechnologie, gedächtniserweiternde Drogen (Nootropics) und lebensverlängernde Maßnahmen werden gängige Vorstellungen und Lebensentwürfe völlig neu definiert – von Geschäftsmodellen bis zum menschlichen Lebenskreislauf, einschließlich des Todesbegriffs.

Die „StadtFabrik“(ein Projekt der Wirtschaftsagentur Wien, Kreativzentrum departure, und des MAK im Rahmen der VIENNA BIENNALE 2017) ist ein „Real-time“-Forschungslabor für neue kreativwirtschaftliche Arbeitsfelder, das sich auf die Entdeckung und Sichtbarmachung zukünftiger urbaner Potenziale in einer sich im Umbruch befindenden Stadt konzentriert. Während der VIENNA BIENNALE wird die StadtFabrik sechs Demonstratoren an verschiedenen Standorten in Wien platzieren. In prototypischen Versuchsanordnungen setzen sich die Demonstratoren mit den Themen Digitalisierung, neue Arbeitskultur und städtische Produktionsprozesse auseinander. Im MAK kuratiert das IDRV – Institute of Design Research Vienna für die „StadtFabrik“ eine Ausstellung zu drei Arbeitsfeldern der Digitalen Moderne und deren transfomierenden Möglichkeiten für gesellschaftspolitische und sozioökonomische Prozesse: kreatives Arbeiten und spartenübergreifende Ko-Kreativität, soziales Arbeiten einschließlich Arbeiten für Gemeingüter („commoning“) und nachhaltiges Arbeiten im Sinne von Kreislaufwirtschaft und innovativer Nutzung städtischer Ressourcen.

Das „MAK Future Lab“ ist ein informelles Open-Source-Netzwerk, das aus Anlass der VIENNA BIENNALE 2017 Teile des MAK DESIGN LABOR weiterentwickelt. Als Einstieg dienen eine übersichtliche Darstellung der Hauptfragen der Digitalisierung und die Vermittlung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Erarbeitung langfristiger Lösungen. Im Vordergrund stehen für die Zukunft der Arbeit wie auch des Konsums relevante (neue) Werte wie „fairness“, Vielfalt, Teilen, Sorgen und Wertschätzen, Reparieren, „slow consumption“ und „prosuming“ und deren Eignung für die Marktwirtschaft.

Der Vienna Biennale Circle, eine flexible Plattform von in Wien lebenden Persönlichkeiten verschiedener Sparten, verdichtet die Eckpunkte eines neuen Humanismus in einem Ausstellungsmanifest im MAK.

INSPIRATIONSQUELLE GEGENWARTSKUNST
Ein bedeutender Gegenwartskünstler durchflutet das MAK im Herbst 2017: Thomas Bayrle verbindet in seiner die MAK-Sammlung reflektierenden Ausstellung „Wenn etwas zu lang ist – mach es länger“ (MAK-Schausammlung Gegenwartskunst, MAK-Säulenhalle, MAK DESIGN LABOR, MAK GALERIE, 25. Oktober 2017 – 2. April 2018), zitiert nach Eero Saarinen, traditionelle handwerkliche Techniken mit computergenerierter Kunst des Informationszeitalters. Als Künstler agiert Bayrle auch in der Rolle des Kommunikations-, Textil- oder Produktdesigners avantgardistisch. Grafische Muster treffen auf das Modell der Maschine und Prinzipien des Seriellen, der Wiederholung. Seine Themen findet Bayrle in der osmotisch vernetzten Zivilgesellschaft, die er zu einem kritischen Blick in den Spiegel anleitet. Metaphern des Färbens, Webens und Programmierens untersuchen die Ambivalenz von Produktionsketten und lassen komplementäre Formen – Ornamente der Masse – entstehen.

ANGEWANDTE KUNST AUS VIELEN PERSPEKTIVEN
Anlässlich ihres 150-jährigen Bestehens wird der Universität für angewandte Kunst Wien in beiden Ausstellungshallen die Großausstellung „ÄSTHETIK DER VERÄNDERUNG. 150 Jahre Universität für angewandte Kunst Wien“ (15. Dezember 2017 – 22. April 2018), eine Kooperation der Universität für angewandte Kunst Wien und des MAK, gewidmet. Die Geschichte der Universität ist ein Teil der Kunstgeschichte unseres Landes. In der Ausstellung wird ein historischer Abriss der Highlights der 150-jährigen Geschichte der Universität für angewandte Kunst Wien zu sehen sein wie auch ein Blick in die Zukunft von Kunst und Bildung in einer Welt der gesellschaftlichen und technologischen Umbrüche.

Die zeitlose Schönheit und Relevanz der Wiener Werkstätte zeigt einmal mehr die Ausstellung „BUCHEINBÄNDE DER WIENER WERKSTÄTTE“ (MAK-Kunstblättersaal, 8. März – 28. Mai 2017). Bucheinbände waren ein fixer Bestandteil der (Leder-)Produktion der Wiener Werkstätte, sowohl im Auftrag von KundInnen als auch auf Eigeninitiative nach Entwürfen von KünstlerInnen. Die Ausstellung basiert vorwiegend auf Leihgaben aus den Sammlungen Ernst Ploil und Richard Grubman und wird durch Bestände der MAK-Sammlung, die auch das Archiv der Wiener Werkstätte beherbergt, ergänzt.

MAK VERNETZT
Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Initiativen im Kulturbereich wird auch im Jahr 2017 forciert. Neben den bereits erwähnten Kooperationen präsentiert das MAK auch 2017 in Kooperation mit dem Verein 100 Beste Plakate e. V. die Ergebnisse des Wettbewerbs „100 BESTE PLAKATE 16. Deutschland Österreich Schweiz“ (MAK-Kunstblättersaal, 18. Oktober 2017 – 25. Februar 2018).

Das MAK ist erneut Schauplatz der „photo::vienna“ (MAK-Ausstellungshalle, 11.–15. Oktober 2017), die fotografische Arbeiten aus den Bereichen Kunst, Architektur und Porträt sowie Werbung, Editorial und Reportage – vereint unter dem Begriff „angewandte Fotografie“ – zeigt.

In Kooperation mit der AG Gesellschaftsdesign der Hochschule für bildende Künste Hamburg wird die „BIBLIOTHEK FÜR GESELLSCHAFTSDESIGN“, eine mobile Institution, im MAK erstmals präsentiert (MAK FORUM, 26. April – 14. Mai 2017). Sie soll in der Folge an verschiedenen Orten auftauchen und geht der Frage nach, ob und wie Design die Gesellschaft verändert. Sechzig DesignerInnen und GesellschaftstheoretikerInnen wurden gebeten, ein Buch zu benennen, das für das Thema wichtige Impulse liefert.

In Würdigung einer Ikone des österreichischen Kunstgewerbes laden das MAK, das Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien und die Universität für angewandte Kunst Wien zum Symposium „RUDOLF VON EITELBERGER. Tagung anlässlich seines 200. Geburtstages“ (MAK-Vortragssaal, 27. – 29. April 2017). Als ein Höhepunkt des MAK-Veranstaltungsprogramms soll die Tagung zur Aufarbeitung des Werks von Eitelberger (1817–1885) – erster Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien (1852), Gründungsdirektor des ersten Kunstgewerbemuseums (1863, heute MAK) außerhalb Englands und der ehemals angegliederten Kunstgewerbeschule (1867) – beitragen.

Anlässlich des 650-Jahr-Jubiläums der Gold-, Silberschmiede und Juweliere veranstaltet die Bundesinnung die Wettbewerbe Die Jungen Wilden 2016 sowie 650 Jahre Gold-, Silberschmiede und Juweliere. Die prämierten Einreichungen werden im MAK unter dem Titel „650 JAHRE GOLD- UND SILBERSCHMIEDE. Die Wettbewerbe“, eine Kooperation der Landesinnung Wien der Kunsthandwerke und des MAK, (MAK DESIGN LABOR, 15. März – 17. April 2017) gezeigt.

MAK-AUSSENSTELLEN
Das Josef Hoffmann Museum, Brtnice, eine gemeinsame Expositur der Mährischen Galerie in Brno und des MAK, Wien, widmet sich mit der Ausstellung „JOSEF HOFFMANN – OTTO WAGNER. Vom Nutzen und Wirken der Architektur“ (24. Mai – 29. Oktober 2017) dem Verhältnis Josef Hoffmanns zu seinem Lehrer Otto Wagner. Für Hoffmann waren die Ausbildung bei Wagner in der Specialschule für Architektur an der Wiener Akademie der bildenden Künste, die gemeinsame Arbeit in seinem Atelier und in der Secession sowie Wagners Förderung bei der Bestellung zum Professor an der Kunstgewerbeschule entscheidend für seine Karriere.

Das MAK Center for Art and Architecture, Los Angeles (MAKcenter.org) vertieft seine experimentell orientierte Programmierung. Die für das MAK Center konzipierte Ausstellung von „Mandla Reuter: WASSER“ (Schindler House, 10. März – 4. Juni 2017, Installation im Fitzpatrick-Leland House) bildet den Auftakt zum Jahresprogramm 2017. „Lush: R. M. Schindler’s Fitzpatrick-Leland House and the Re-Imagined Yard“ läutet im Fitzpatrick-Leland House (Juli 2017) und im Schindler House (Juli 2017) ein Charrette-Verfahren zur Stadtentwicklung in Los Angeles mit führenden Landscape-Architekten ein. Ausgewählte KünstlerInnen setzen sich in der Ausstellung „Anarchism Without Adjectives: On the Work of Christopher D’Arcangelo“ (Mackey Garage Top, März 2017) mit dem Werk des Konzeptkünstlers auseinander. „How to Read El Pato Pascual: Disney’s Latin America and Latin America’s Disney“ (Schindler House, 10. September 2017 – 15. Jänner 2018, zusätzliche Präsentation in der Luckman Gallery an der California State University Los Angeles) diskutiert die Genese kultureller Identitäten als Folge von kulturellem Austausch, Dialog, Missverständnissen und (widerrechtlicher) Aneignung.

Im Rahmen der Reihe „GARAGE EXCHANGE VIENNA – LOS ANGELES“ bespielen in jährlich zwei Ausstellungen ehemalige österreichische Schindler-StipendiatInnen in Zusammenarbeit mit in Los Angeles ansässigen KünstlerInnen und ArchitektInnen das zu einem Ausstellungsraum ausgebaute Garagendach der Mackey Apartments. Heuer werden Positionen von Sabine Bitter & Helmut Weber & N. N. (April 2017) sowie Johann Lurf & N. N. (November 2017) gezeigt. Diese Ausstellungsreihe wird durch das Bundeskanzleramt ermöglicht.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.mak.at

 

 

 

 

 

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