"Operation Seqing": 150 Opfer und keine Aussage

 

erstellt am
20. 01. 17
13:00 MEZ

Den Haag/Wien (bmi) - Kriminalisten aus mehreren Bundesländern gelang es, durch Strukturermittlungen, führende Mitglieder eines chinesischen Menschenhändlerrings auszuforschen und festzunehmen. Bei Europol wurde eine Plattform unter österreichischer Führung für zwölf Länder eingerichtet. 150 Frauen aus China, die allesamt als Prostituierte in Österreich arbeiten mussten – 150 Opfer von Menschenhändlern, Opfer die sich nicht als solche sahen und die bei den Befragungen der Kriminalistinnen und Kriminalisten schwiegen. "Mit dieser Schwierigkeit waren unsere Kriminalpolizisten in diesem Fall konfrontiert", sagte Sektionschef Dr. Franz Einzinger, Leiter der Sektion I (Präsidium) im Innenministerium, bei der Ehrung von 57 Polizistinnen und Polizisten der Landeskriminalämter Niederösterreich, Oberösterreich, Kärnten und Wien sowie des Bundeskriminalamtes am 18.01. im Innenministerium. Die Polizisten mussten nicht nur den Menschenhändlern ihre Straftaten nachweisen, sie mussten auch Sachbeweise dafür liefern, dass die Frauen Opfer waren. An drei "Action-Days" von Europol nahmen sie fünf Verdächtige fest und beschlagnahmten bei 13 Hausdurchsuchungen Handys, Computer, gefälschte Dokumente, Falschgeld und Bargeld aus kriminellen Geschäften.

Die Ermittlungen gegen die kriminelle Organisation begannen Ende 2015 und dauern noch an. Eingebunden waren auch Observationsspezialisten der Direktion für Spezialeinheiten (DSE), der Einsatzgruppen zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS), des Bereichs Ausgleichsmaßnahmen (AGM) und anderer Organisationseinheiten.

Bei den 150 Opfern handelt es sich um Chinesinnen, die mit falschen Versprechungen nach Österreich gelockt und hier gezwungen wurden, als Prostituierte zu arbeiten. Die Täter hatten die Frauen eingeschüchtert, bedroht und ihnen Repressalien so massiv angekündigt, dass kein einziges der Opfer es wagte, vor der Polizei auszusagen.

Zunahme chinesischer Menschenhändlergruppen

Generell ist ein Anstieg von kriminellen chinesischen Tätergruppen in Zusammenhang mit Menschenhandel in Österreich zu verzeichnen: Die Zahl der legalen Bordelle in Besitz von chinesischen Staatsbürgern ist seit 2011 im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Bordellbetriebe gestiegen. Illegale einschlägige Lokale sind oft als Massage-Studios getarnt, sogenannte "Seqing-Studios". Daher stammt auch der Name der "Operation Seqing". Seit 2012 wurden 13 solcher Lokale behördlich geschlossen.

Auch international haben die österreichischen Kriminalisten einiges bewegt: In der "Operation Seqing" ist es erstmals gelungen, in Führungsstrukturen der Menschenhändlerbanden aus China einzudringen. Bei Europol wurde unter österreichischer operativer Führung eine Plattform gegen chinesische Schlepperbanden eingerichtet (EMPACT – European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats). Derzeit sind daran zwölf Ländern beteiligt. Operative Zugriffe gab es bisher nur in Österreich.

 

 

 

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