EU-Ausschuss des Bundesrats diskutiert EU-Plan zu
 nachhaltigen Investitionen in Entwicklungsländern

 

erstellt am
18. 01. 17
13:00 MEZ

Neuausrichtung der Entwicklungspolitik soll mehr Perspektiven für die Menschen in Entwicklungsländern schaffen
Brüssel/Wien (pk) - Neue Wege in der Entwicklungspolitik will die EU gehen, indem sie eine Investitionsoffensive für Drittländer (EIP) vorlegt. Die angepeilte verstärkte Zusammenarbeit mit dem europäischen Privatsektor soll Arbeitsplätze und nachhaltiges Wachstum in den Zielländern schaffen, betriebswirtschaftliches Know-how und neue Technologien zur Verfügung stellen sowie zusätzliches privates Kapital für entwicklungspolitische Ziele gewinnen. Dazu soll vor allem ein Garantiefonds beitragen, um das Risiko von Privatinvestitionen zu minimieren. Völlig abnehmen könne man das Risiko jedoch nicht, die Investitionen würden bis zu einem gewissen Prozentsatz geschützt, bekräftigte man im Ausschuss seitens des Außenministeriums gegenüber Vorsitzendem Edgar Mayer (V/V).

Die EIP wird sich auf drei eng miteinander verbundene Säulen stützen: Der Europäische Fonds für nachhaltige Entwicklung (EFSD) soll ein integriertes Finanzpaket und ein Bündel an Instrumenten anbieten, um private Investitionen in Entwicklungsländern zu stimulieren. Neben bewährten Instrumenten – wie nicht rückzahlbare Zuschüsse und begünstigte Kredite – wird mit dem EFSD erstmals auch ein Garantiefonds eingerichtet. Konkret würden über den EFSD zusätzliche EU-Mittel in der Höhe von 3,35 Mrd. € zur Verfügung stehen, mit denen Investitionen von rund 44 Mrd. € mobilisiert werden sollen. Die zweite Säule betrifft technische Hilfen, um lokale Behörden und Unternehmen dabei zu unterstützen, eine höhere Anzahl an nachhaltigen Projekten zu entwickeln und Investoren anzuziehen. Im Rahmen der dritten Säule – sie stellt das Bindeglied zwischen dem EFSD und der Partnerschaft zwischen der EU und ihren Partnerländern dar - geht es um nationale und regionale Programme zur Verbesserung des Investitionsklimas und der allgemeinen politischen Rahmenbedingungen in den betreffenden Ländern.

Dem EU-Ausschuss des Bundesrats lag dazu der Vorschlag für eine Verordnung über den Europäischen Fonds für nachhaltige Entwicklung (EFSD) und die Einrichtung der EFSD-Garantie und des EFSD-Garantiefonds vor.

Wie das Außenministerium in seinen Erläuterungen dazu ausführt, dienen die Maßnahmen dazu, die nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO umzusetzen. Die verstärkten Investitionen sollen aber auch irreguläre Migration bekämpfen, indem Arbeitsplätze sowie ein nachhaltigeres Wachstum und damit bessere Perspektiven für die Menschen geschaffen werden. Primäre Zielregionen des EFSD sind Afrika und die Länder der EU-Nachbarschaftspolitik. Der EFSD operiert mit Mitteln bestehender außenpolitischer Entwicklungsprogramme der EU, wie der Experte des Außenministeriums versicherte, sie werden aus dem allgemeinen EU-Budget und mit Mitteln des außerbudgetären Europäischen Entwicklungsfonds (EEF) finanziert. Für das Management des EFSD ist die Europäische Kommission in enger Abstimmung mit der Europäischen Investitionsbank verantwortlich. Die Umsetzung der konkreten Projekte erfolgt zuvorderst durch die Europäische Investitionsbank (EIB) und durch Privatinvestoren. Die EU Mitgliedstaaten sind zu keiner finanziellen Mitwirkung verpflichtet, werden aber eingeladen, sich zu beteiligen.

Bundesrat: Plan lebt vom Prinzip Hoffnung
Auch wenn die Initiative weitgehend begrüßt wurde, äußerten die Ausschussmitglieder leichte Zweifel, ob der Plan tatsächlich aufgeht. Hier unterliege viel dem Prinzip Hoffnung, meinten in diesem Sinne Stefan Schennach (S/W) und Monika Mühlwerth (F/W). Man verfüge ja bereits über Instrumente, sagte Schennach. Er glaube kaum, dass dieser Garantiefonds – Schennach sprach vom "Juncker-Plan Nr. 2" - Auswirkungen jenseits bestehender Möglichkeiten haben werde, auch wenn der Ansatz gut sei. Jedenfalls sei eine solche Initiative besser, als über die normale Entwicklungszusammenarbeit Gelder auszuschütten, meinte Mühlwerth. Die größte Schwierigkeit liegt ihr zufolge in der Tatsache, dass die ansässige Bevölkerung und damit die heimischen Investoren kein Vertrauen in ihre Regierungen und in ihr Land haben.

Das sei auch der Grund dafür, dass die lokalen Banken zu wenig Eigenkapital haben, merkte dazu der Vertreter des Außenressorts an. Er zeigte sich daher auch skeptisch, dass es möglich sein werde, Finanzinstrumente wie etwa private Investitionen in gebündelter Form anzubieten, wie dies Bundesrätin Ingrid Winkler (S/N) zur Diskussion gestellt hatte.

Monika Mühlwerth (F/W) thematisierte zudem auch die schwierigen Exportbedingungen für landwirtschaftliche Produkte in den afrikanischen Ländern aufgrund der Abschottungspolitik der EU. Dazu meinte Ferdinand Tiefnig (V/O), Afrika könne teilweise nicht einmal die Eigenversorgung sicherstellen, Korruption und Stammeskriege stellten ein großes Problem dar. Für die schwierige landwirtschaftliche Situation machte Stefan Schennach (S/W) wiederum die, wie er sagte, verheerende Bodenreform verantwortlich, von der man einfach nicht leben könne. Seitens des Außenministeriums machte der zuständige Experte darauf aufmerksam, dass die EU mit den ärmsten Ländern vereinbart habe, dass diese ohne quantitative Beschränkungen nach Europa exportieren können. Leider funktioniere das meist auch nicht. Mit dem Garantiefonds versuche man jedoch, diese Problematik insofern anzugehen, als der Fonds nur ein Element des externen Investmentplans darstelle: Die zweite Schiene diene der Verbesserung der Rahmenbedingungen, um das wirtschaftliche Engagement zu heben, eine weitere Schiene stelle den Rahmen dafür dar, Projekte bankfähig zu machen. Grundsätzlich versuche man gewisse Produktstandards zu schaffen, erklärte er. Gegenüber Michael Lindner (S/O) betonte er zudem, dass die Prüfung, ob die Projekte in die sozialen Strukturen der betreffenden Länder passen und ob diese wirklich gebraucht werden, fixer Bestandteil bei jeder Prüfung von Projektvorhaben sei. Der Investitionsplan laufe bis 2020, im Jahr 2018 werde man eine Evaluierung vornehmen.

Aus Sicht der Grünen kritisierte Ewa Dziedzic (G/W), dass mit diesem Plan einmal mehr die Entwicklungszusammenarbeit und die Migration verknüpft werde.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

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