Koalition will stärkeres Vorgehen gegen Hasspostings

 

erstellt am
18. 01. 17
13:00 MEZ

Weitere Themen im Menschenrechtsausschuss: Einschränkungen der Justiz in der Türkei, Tätigkeitsverbote für Sexualstraftäter
Wien (pk) - Der Menschenrechtsausschuss nahm am 17.01. einen Antrag von Abgeordneten der SPÖ und ÖVP an, in dem Maßnahmen gefordert werden, wonach von Hasspostings im Netz betroffene Personen besser zu ihrem Recht kommen sollen. Die Forderung der Grünen an den Justizminister, sich für die Entsendung einer Europarat-Beobachtermission einzusetzen, die Inhaftierungen und Strafprozesse im Gefolge des Putschversuchs in der Türkei beobachtet, stieß zwar in einer engagierten Debatte auf großes Verständnis, wurde aber dennoch vertagt. Vertagt wurde auch die Forderung der FPÖ nach gesetzlichen Maßnahmen, die verhindern sollen, dass verurteilte SexualstraftäterInnen wieder in erzieherischen oder pädagogischen Berufen tätig werden können.

SPÖ und ÖVP wollen stärkeres Vorgehen gehen Hasspostings
Für den Schutz der Menschenrechte im Internet durch stärkeres Vorgehen gegen Hasspostings im Netz sprechen sich die Abgeordneten Franz Kirchgatterer (S) und Elisabeth Pfurtscheller (V) in einer Entschließung aus ( 1958/A(E)). Der Antrag wurde im Ausschuss von den Koalitionsparteien sowie von den Grünen unterstützt. Die bisherigen Bemühungen der Regierung seien um konkrete Maßnahmen zu ergänzen, um sicherzustellen, dass alle BürgerInnen, die von ungerechtfertigten Angriffen und Beleidigungen im Internet betroffen sind, zu ihrem Recht kommen, erläuterte Kirchgatterer.

Bedenken gegen den Antrag wurden von FPÖ und NEOS geäußert. FPÖ-Abgeordneter Philipp Schrangl sprach sich dafür aus, abzuwarten, was in dieser Frage auf EU-Ebene beschlossen werde, und beantragte die Vertagung des Antrags. Sein Fraktionskollege Günther Kumpitsch warnte vor einer Einschränkung der Meinungsfreiheit durch weitere gesetzliche Maßnahmen. Diese Gefahr sah auch Nikolaus Scherak von den NEOS. Grundsätzlich sei er dagegen, die Gesetze gegen Beleidigung noch weiter zu verschärfen, die Meinungsfreiheit gehe vor.

Positiv bewerteten hingegen die Grünen den Antrag. Albert Steinhauser (G) stellte fest, es gehe hier nicht um weitere gesetzliche Regelungen, sondern darum, Lücken im Rechtsschutz zu schließen. Damit solle sichergestellt werden, dass alle von Hasspostings Betroffenen und nicht nur besonders prominente Personen erfolgreich dagegen vorgehen können. Die Gefahr einer Einschränkung der Meinungsfreiheit sehe er dabei nicht.

Grüne fordern österreichischen Einsatz für Unabhängigkeit der Justiz in der Türkei
Die Grünen sorgen sich um die Unabhängigkeit der Justiz und des Rechtsstaats in der Türkei nach dem gescheiterten Putschversuch im Juli 2016, der auch zu massenhaften Inhaftierungen, Suspendierungen und Absetzungen von RichterInnen geführt hat. Sie sehen daher die Regierung gefordert, sich für die Entsendung einer Europarat-Beobachtermission einzusetzen, um Inhaftierungen und Strafprozesse im Zuge des Putschversuchs zu beobachten. ( 1946/A(E)). Außerdem soll sich der Justizminister vor allem bei seinem türkischen Amtskollegen einsetzen, Behinderungen und Beeinflussungen der Justiz zu beenden sowie Amtsenthebungen von StaatsanwältInnen und RichterInnen rückgängig zu machen, fordert Albert Steinhauser (G). Justizminister Brandstetter habe sich dankenswerter Weise bereits eindeutig positioniert, der Antrag ziele darauf ab, ihm den Rücken zu stärken. Seine Fraktionskollegin Aygül Berivan Aslan bekräftigte, dass Österreich an seiner kritischen Position festhalten und die Dinge beim Namen nennen müsse. So würden an die Türkei EU-Gelder unter dem Titel "Stärkung des Rechtsstaats" fließen, angesichts der derzeitigen Situation sei das ein Missbrauch von EU-Mitteln. Man müsse vielmehr jenen Menschen, die sich noch für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei einsetzen, konkret helfen, unter anderem den RechtsanwältInnen, die schon seit langem unter starkem Druck seitens der Politik stehen.

Nikolaus Scherak (N) und Ausschussvorsitzende Alev Korun (G) sahen in einer Mission des Europarats ein geeignetes Instrument, um ein klares Signal an die Türkei zur Wahrung einer unabhängigen Justiz zu senden. Skeptisch über die Wirksamkeit eines solchen Schritts äußerten sich hingegen Josef Cap (S) und Elisabeth Pfurtscheller (V). Cap sprach sich dafür aus, einen umfassenderen Antrag zu formulieren. Pfurtscheller betonte, dass sie keineswegs leichtfertig für die Vertagung des Antrags sei. Österreich habe sich jedoch bereits sehr klar positioniert und eine Vorreiterrolle in Europa gespielt. Sie warnte davor, durch einen Alleingang die diplomatischen Beziehungen zur Türkei zu gefährden, denn damit helfe man niemandem. Sie sei dafür, in Abstimmung mit den anderen europäischen Staaten vorzugehen. Man sei nicht gegen den Antrag, unterstrich SPÖ-Abgeordnete Nurten Yilmaz, sie unterstütze aber den Vorschlag Caps, einen weiter gefassten Antrag zu formulieren. Die Initiative der Grünen wurde schließlich mit SPÖ-ÖVP-Mehrheit vertagt.

Justizminister Wolfgang Brandstetter zeigte für den Antrag Sympathie, dieser sei aber besser an den Außenminister zu richten. Die Situation in der Türkei müsse jedenfalls auf europäischer Ebene weiter thematisiert werden. Die Österreichische Richtervereinigung sei im Übrigen sehr aktiv im Sammeln von wichtigen Informationen über Maßnahmen, die sich gegen die Unabhängigkeit der türkischen Justiz richten, unterstrich Brandstetter

FPÖ: Lebenslanges Tätigkeitsverbot für Sexualstraftäter im pädagogischen und erzieherischen Bereich
Die FPÖ kritisiert, dass das derzeit gültige Strafrecht einschlägig vorbestraften Sexualstraftätern ermöglicht, erneut ihren zum Tagzeitpunkt ausgeübten erzieherischen oder pädagogischen Tätigkeiten nachzugehen. Aus diesem Grund drängt Gernot Darmann (F) in einem Antrag auf Maßnahmen zur Vorbeugung von sexuellen Übergriffen auf minderjährige, wehrlose sowie psychisch beeinträchtigte Personen in privaten und öffentlichen Betreuungseinrichtungen im Sinne des Artikels 1 der EU-Grundrechtscharta ( 1189/A(E)). Einschlägig verurteilte Sexualstraftäter sollen demnach ein lebenslanges Berufsverbots im erzieherischen und pädagogischen Bereich erhalten, um das Risiko wiederholter sexueller Übergriffe zu miniminieren. Geht es nach der FPÖ, sollen entsprechende Verurteilungen zudem lebenslang und gesondert im Strafregister ausgewiesen werden, erklärte Josef Riemer (F).

SPÖ-Abgeordneter Franz Kirchgatterer betonte, dass dem Thema von sexuellen Übergriffen in Betreuungseinrichtungen, anders als in früheren Jahren, endlich die nötige Aufmerksamkeit geschenkt werde. Der Justizminister habe hier weitere gesetzliche Anstrengungen angekündigt. Man werde die Problematik im Blick behalten, betonte Kirchgatterer in Zusammenhang mit seinem Vertagungsantrag, der mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP angenommen wurde.

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

 

 

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