Offene Jugendarbeit - das PLUS für Gemeinden

 

erstellt am
14. 02. 17
13:00 MEZ

Jugendliche sind die größte Ressource für die Zukunft - Offene Jugendarbeit bietet individuelle Lösungen für Jugendliche und Gemeinden
Wien (bmfj/gemeindebund) - "Jugendliche sind unsere größte Ressource für die Zukunft. Wir müssen sie bestmöglich unterstützen, um zu mündigen, selbstbewussten Erwachsenen heranzuwachsen. Offene Jugendarbeit spielt dabei in den Gemeinden eine wesentliche Rolle", betonen Jugendministerin Sophie Karmasin und Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer am 13.02. bei der gemeinsamen Pressekonferenz zum Thema "Offene Jugendarbeit - das PLUS für Gemeinden". Im Rahmen der Pressekonferenz berichtete Martina Steiner vom bundesweiten Netzwerk Offene Jugendarbeit von ihren Erfahrungen aus der Praxis. Dabei ist klar: "Es gibt kein Allgemeinrezept für die Gemeinde - die Maßnahmen werden individuell auf die Gemeinde und die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmt.

Als Beispiel dafür, was Offene Jugendarbeit in den Gemeinden leisten kann, nannte Karmasin "Z6 Kulturproduktionen", die im Rahmen des Jahres der Jugendarbeit 2016 mit dem ersten österreichischen Jugendpreis ausgezeichnet wurde. "Das Angebot erstreckt sich von sozialer Arbeit über Bildungs- und Kulturarbeit bis hin zur Einführung in den Arbeitsmarkt. Offene Jugendarbeit bietet jungen Menschen Freiräume, in denen sie sich entwickeln können. Sie bekommen Unterstützung in den unterschiedlichsten Lebenslagen", betont die Jugendministerin. Die über 300 Träger der Offenen Jugendarbeit mit ihren über 600 Einrichtungen und rund 2.000 Fachkräften erreichen jährlich rund 250.000 Jugendliche. Eine große Herausforderung für die Offene Jugendarbeit stelle das Phänomen des Frauenbashings unter dem Begriff "Haram" dar. "Vor allem unter muslimischen Jugendlichen zeigt sich ein Trend hin zur nach außen getragenen Religiosität. In Österreich können und werden wir aber nicht zulassen, dass Mädchen und junge Frauen unter diesen Macho-Tendenzen leiden müssen. Die Offene Jugendarbeit leistet hier einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung", so Karmasin.

"Die Gemeinden wollen, dass die jungen Menschen bleiben und nach der Ausbildung wieder zurück in die Gemeinde kommen. Durch Jugendarbeit kann das erreicht werden", betont der Gemeindebundpräsident. Gemeinsam mit dem bundesweiten Netzwerk Offene Jugendarbeit hat der Österreichische Gemeindebund die bisher größte Befragung zur Bedeutung von Offener Jugendarbeit in den Gemeinden durchgeführt. "Die Jugendarbeit hat für alle Befragten einen hohen Stellenwert. Offene Jugendarbeit schafft Beteiligungsmöglichkeiten, die für die Jugendlichen in den Gemeinden sehr wichtig sind", so Mödlhammer. Vor allem im Bereich der Integration würde hier viel geleistet, so der Gemeindebundpräsident, der präzisiert: "Integration betrifft nicht nur Jugendliche mit Migrationshintergrund. Auch sozial benachteiligte Gruppen müssen über die Offen Jugendarbeit aufgefangen werden." Gerade Mädchen zwischen 12 und 20 Jahren würden bisher von der Jugendarbeit in den Gemeinden zu wenig erfasst. Der Ausbau sei notwendig, erfordere aber auch finanzielle Mittel. "Dabei muss aber klar sein: In Jugendarbeit zu investieren bedeutet in die Zukunft der Gemeinde zu investieren. Durch Investitionen in die Jugendarbeit erspart man sich Geld, etwa im Bereich der Jugendwohlfahrt und der Kriminalitätsbekämpfung", so Mödlhammer.

"In den Gemeinden und Regionen bietet die Offene Jugendarbeit Raum für gelebtes Miteinander unterschiedlichster Kulturen und Generationen", beschreibt Martina Steiner ihren Alltag als Jugendstreetworkerin in Tirol. Die Offene Jugendarbeit bietet neben Räumlichkeiten auch verschiedenste Projekte, die gemeinsam mit den Jugendlichen vor Ort erarbeitet werden. Als Beispiel nennt Steiner etwa Treffen mit Lokalpolitikern, durch die Politik für die Jungen erlebbar werden soll. "Es geht darum, dass die Jugendlichen die Gemeindestrukturen kennenlernen und junge, engagierte Bürger werden", so die Jugendstreetworkerin. Jugendministerin Karmasin erklärt abschließend: "Jugendpolitik funktioniert nicht ohne Jugendarbeit. Jede Gemeinde in Österreich braucht Offene Jugendarbeit."

   

Wie Gemeinden mit Jugendlichen umgehen
Für Gemeinden hat Jugendarbeit einen hohen Stellenwert. Aber vor allem im Bereich der Beratungsangebote, der Mobilität und der Lernangebote gibt es noch Aufholbedarf. Das zeigt eine aktuelle Studie von BOJA und dem Österreichischen Gemeindebund.

Jugendarbeit hat einen wichtigen Stellenwert in Gemeinden - das zeigt eine Umfrage, die von BOJA - dem bundesweiten Netzwerk für offene Jugendarbeit in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Gemeindebund durchgeführt wurde und an der sich 183 Gemeinden beteiligt haben. Demnach schätzen fast 90 Prozent die Jugendarbeit in Kommunen als hoch bzw. sehr hoch ein. Ebenso viele Gemeinden geben an, dass die Anliegen der Jugendlichen einen hohen Stellenwert in der Gemeinde haben.

Mangel an Beratungsangeboten
Der Hauptteil des Angebots für Jugendliche besteht aus Sportangeboten und Jugendvereinen. "Das ist der Teil, den wir unter 'verbandlicher Jugendarbeit' verstehen", sagt Gemeindebund-Chef Helmut Mödlhammer bei der Präsentation der Studie mit Familienministerin Sophie Karmasin. "Da geht es um Sportvereine, Feuerwehr, aber auch Landjugend-Organisationen." In der Studie gehe es vorwiegend um so genannte "offene Jugendarbeit", also außerhalb fester Strukturen. Den größten Mangel gibt es bei adäquaten Beratungsangeboten. Auch Jugendeinrichtungen, Lernbetreuung und Mobilitätsangebote fehlen oft. Kulturangebote sind hingegen meistens vorhanden und werden von der überwiegenden Mehrheit der Gemeinden auch als wichtig erachtet.

Für Gemeinden sind Jugendliche eine wichtige Zielgruppe. 70 Prozent der befragten Gemeinden geben an, eine Jugendgemeinderätin bzw. einen Jugendgemeinderat zu haben. Weniger als die Hälfte der Gemeinden hat spezielle Kommunikationskanäle für Jugendliche. Hauptkommunikationskanäle sind die Homepage, die Gemeindezeitung oder Facebook. 44 Prozent der Gemeinden geben an, mit einem eigenen Account auf Facebook vertreten zu sein. In den meisten Fällen betreut diesen ein Gemeindemitarbeiter oder ein Mandatar. Den meisten Informationsbedarf gibt es zu Jugendbeteiligung, Bildung und Beschäftigung sowie politischer Bildung. "Die Art und Weise, wie wir mit Jugendlichen Kontakt halten und kommunizieren ist extrem wichtig für den Erfolg von Jugendarbeit in einer Gemeinde", weiß Mödlhammer. "Sonst erreichen wir die Zielgruppe nicht."

Das klassische Mittel offener Jugendarbeit sind Jugendzentren oder zumindest eigene Räume für Jugendliche. "Oft kommt man mit einem Raum und wenig Betreuung aus", weiß Karmasin. "Oft braucht es aber auch intensivere Betreuung, damit es nicht zu dauerhaften Konflikten untereinander oder mit anderen Menschen kommt." Hier würden die Partner des Netzwerks BOJA professionelle Unterstützung bieten. "Sozialarbeiter vor Ort zu haben, ist dabei ganz wichtig, auch wenn das nur stundenweise ist", so Mödlhammer. "Die Gemeinden werden aus dieser Studie die richtigen Schlüsse ziehen und Jugendarbeit besser planen und durchführen können", glaubt Mödlhammer. "Ein nächster Schritt wird die Erarbeitung eines Leitfadens sein, wie man solche Projekte von Null weg angehen kann, um am Ende bei der qualitativ guten und partnerschaftlichen Jugendarbeit zu landen."

Jugendarbeit bietet Chancen für alle sozialen Schichten
Mit der starken Zuwanderung hat sich nicht nur in urbanen Gebieten der Bedarf nach professioneller Jugendarbeit verstärkt. Für marginalisierte Gruppen wie geflüchtete Jugendliche oder sozial benachteiligte Jugendliche leistet die offene Jugendarbeit besonders wichtige Inklusionsarbeit. "Für diesen Bereich gibt es nun erstmals einen Leitfaden", sagt Mödlhammer. "Wir werden ihn allen Gemeinden zur Verfügung stellen." Darüber hinaus kann eine professionell gestaltete Jugendarbeit die Bindung junger Menschen an die Gemeinde verbessern, eine Vermittlerposition zwischen Jugend und Gemeinde einnehmen, sowie Partizipationsprozesse gestalten. Die Jugendarbeit kann als "Radar" für Probleme und Anliegen Jugendlicher von besonders hohem Stellenwert für die Gemeinde sein.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.gemeindebund.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at