Ablehnung der dritten Piste am Flughafen
 Wien – Sackgasse für Wirtschaftsstandort

 

erstellt am
06. 03. 17
13:00 MEZ

WKÖ-Bundessparte Transport und Verkehr und VIE-Vorstand Ofner warnen vor gesamtwirtschaftlichen Folgen
Wien (pwk) - Dass für eine dritte Piste am Flughafen Wien Notwendigkeit besteht, sagt sogar die Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichtes. Die dennoch erfolgte Ablehnung des Ausbaus hat weitreichende negative Auswirkungen für den gesamten Wirtschaftsstandort, unterstrichen Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKÖ, Bundessparten-Geschäftsführer Erik Wolf und Flughafen Wien-Vorstand Günther Ofner am 06.03. in einer gemeinsamen Pressekonferenz.

„Das Gericht argumentiert, dass das öffentliche Interesse für den Klimaschutz wichtiger sei als die übrigen öffentlichen Interessen wie Arbeitsplätze, Infrastruktur oder Standort. Das ist nicht nur unverständlich, sondern gefährlich. Wir dürfen nicht zu einem Land werden, das seine Infrastruktur nur mehr verwaltet. Wir müssen aktiv in die Zukunft gehen und investieren, nur so können wir an Europa und die Welt angebunden bleiben und Beschäftigung schaffen“, betonte Klacska.

Es sei gänzlich unverständlich, dass ein Gericht den CO2-Abbau der Republik auf ein einzelnes Projekt umrechne. Abgesehen davon, dass es ein großes Mediationsverfahren gegeben habe, indem Anrainerwünsche berücksichtigt worden seien, sei es nicht Aufgabe eines Gerichtes, sondern der Politik, die Klima- und Emissionsziele eines Staates umzusetzen, unterstrich der Branchensprecher.

Ein Bärendienst für die Umwelt
Weder wurde bei der Erkenntnis berücksichtigt, dass die Warteschleifen der Flugzeuge, die länger auf Landeerlaubnis warten müssen, Luftverschmutzungen verursachen, noch sei die von manchen ins Spiel gebrachte Verlagerung von Flügen nach Bratislava eine Alternative für die Umwelt, stellte Klacska klar. Dazu ein Rechenbeispiel der Bundessparte: allein für einen Flug einer Boeing 777, der statt in Wien in Bratislava startet, fielen pro Jahr zusätzliche 280 Tonnen CO2 an Emissionen durch den Bustransfer der Passagiere nach Bratislava an. Falls die Passagiere mit dem eigenen Pkw nach Bratislava anreisten, wären es sogar mehr als 770 Tonnen zusätzliches CO2 per anno.

Den wachsenden Bereich Luftfracht aus Wien zu verdrängen, indem man einen Ausbau des Flughafens unterbindet, wird zwangsläufig zu mehr Lkw-Verkehr führen, sagte Flughafen-Vorstand Ofner. Zudem sei die Abwanderung von Unternehmensstandorten und Produktionsstätten aus Österreich zu befürchten.

Dritte Piste würde 30.000 zusätzliche Jobs bedeuten
„Das Urteil gefährdet das Wachstum des gesamten Wirtschaftsstandortes“, brachte es Ofner auf den Punkt. Derzeit gibt es rund 20.000 Beschäftigte am Standort Wien-Schwechat - mit einem Multiplikator-Effekt von 1:2, das heißt: für jeden Job am Flughafen kommen bei Zulieferern weitere zwei Stellen hinzu. Ofner: „Wenn man davon ausgeht, dass eine dritte Piste unsere Kapazität um 40 Prozent erhöhen würde, würde das rund 30.000 zusätzliche Jobs bedeuten. Dieses Potenzial in einer Zeit mit einer halben Million Arbeitslosen zu verschwenden, kann man nicht wegwischen mit dem Argument, die Piste wäre nicht im öffentlichen Interesse.“

In rechtlicher Hinsicht drohe durch diese Erkenntnis ein „Flächenbrand“, weil potenzielle Investoren massiv verunsichert seien, während NGOs versuchten, die Argumentation des Gerichtes in laufende Verfahren einfließen zu lassen. Hier sei die Politik gefordert, sehr schnell die Rahmenbedingungen am Wirtschaftsstandort Österreich klarzustellen. Ofner: „Und das, je schneller desto besser, denn diese Erkenntnis wird zu einer Verzögerung von 3 bis 5 Jahren führen.“

Diese Zeit sei nicht aufzuholen, der Flughafen hoffe dennoch auf eine Kehrtwende und werde jedenfalls beim Verwaltungs- und beim Verfassungsgerichtshof Einspruch erheben, kündigte Ofner an.

 

 

 

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