Sojabohne mit Donau Soja auf Erfolgsspur

 

erstellt am
17. 03. 17
13:00 MEZ

Linz (lk-oö) - Die Sojabohne spielt weltweit eine überragende Rolle als Eiweißquelle, aber auch als Lieferant pflanzlichen Öles. Bekanntlich wird Sojabohne überwiegend in Nord- und Südamerika angebaut. Europa ist hochgradig abhängig von Sojaimporten, vorwiegend aus den USA, Brasilien und Argentinien. In Österreich wurde Sojabohne zu einer wichtigen Kultur in der Ackernutzung und die Nachfrage nach den hierzulande produzierten gentechnikfreien Qualitäten ist hoch. In der Initiative Donau Soja sieht die Landwirtschaftskammer OÖ großes Potenzial, um die Abhängigkeit von Soja- Importen zu mindern.

"Österreich ist innerhalb der EU ein Vorreiter im Sojaanbau. Heuer rechnet die Landwirtschaftskammer OÖ mit einer Anbaufläche von etwa 55.000 bis 60.000 Hektar, ca.
15.000 davon in Oberösterreich. Die Anbaufläche könnte aus ackerbaulicher Sicht in Österreich auf etwa 70.000 bis 80.000 Hektar gesteigert werden. Damit setzt Österreich wichtige Schritte auf dem Weg in Richtung besserer Selbstversorgung mit Eiweiß. Noch vor fünf Jahren wurden in Österreich ca. 600.000 Tonnen Soja jährlich importiert, die sich durch verschiedene Initiativen doch wesentlich reduziert haben. Die Landwirtschaftskammer begrüßt daher das Projekt Donau Soja, mit dessen Hilfe der Sojaanbau in der Donauregion propagiert werden soll und das dieser Kultur weit über Österreich hinaus Bedeutung gibt", umreißt Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, die Perspektiven des Sojaanbaus.

Österreich hat bei Sojabohne eine lange Tradition und Geschichte, denn schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beschäftigte sich Professor Haberlandt an der damaligen Hochschule für Bodenkultur in Wien intensiv mit Sojabohne - sowohl pflanzenbaulich als auch mit den vielfältigen Verwertungsmöglichkeiten. Vor etwa 30 Jahren wurde in Oberösterreich die pflanzenbauliche Grundlagenforschung zu Soja wieder aufgenommen. Aus sehr bescheidenen Anfängen hat sich ein interessantes Projekt entwickelt. Im Vorjahr wurden österreichweit rund 150.000 Tonnen Soja produziert, heuer wird - wegen der Ausweitung der Anbauflächen - mit einem Ertrag von 170.000 bis 180.000 Tonnen gerechnet.

Bedeutung der Sojabohne in der Welt, in Europa und Österreich
Sojabohne ist eine klassische Mehrnutzungspflanze und eigentlich eine Ölsaat, deren Ölgehalt mit ca. 20 Prozent allerdings relativ gering ist. Die Bedeutung der Sojabohne ist jedoch enorm: Mit einer Ernte von ca. 330 Millionen Tonnen pro Jahr hat Soja einen Anteil von 60 Prozent an der globalen Ölsaatenernte.

Die Sojabohne ist global gesehen ein wichtiges Handelsprodukt - allerdings gibt es weltweit nur wenige Länder bzw. Regionen mit hohem Zukaufsbedarf. Traditionell ist die EU ein großer Sojaimporteur, sie wurde mittlerweile aber von China als größter Importeur abgelöst. Der wachsende Wohlstand der Bevölkerung und der damit einhergehende steigende Fleischkonsum haben die chinesischen Sojaimporte geradezu explodieren lassen. Innerhalb von nur 20 Jahren sind die chinesischen Sojaimporte von Null auf über 80 Millionen Tonnen gestiegen.

Soja ist in Österreich und der EU gentechnikfrei
In den Hauptproduktionsländern wird der Großteil der Sojabohne mit gentechnisch veränderten Sorten erzeugt, in Österreich und der EU wird GVO-frei produziert. Mit einer verstärkten heimischen Sojaproduktion kann daher auch der Markt für GVO-freies Soja zunehmend besser bedient werden. Gerade im Fleischbereich werden immer mehr Produkte
"gentechnikfrei" ausgelobt. Für die Produzenten wird es allerdings immer schwieriger, garantiert gentechnikfreien Sojaschrot zu bekommen. Bei schlechterer Verfügbarkeit sind die Preise schon gestiegen und werden weiter steigen. "Hier liegen durchaus Chancen für die heimischen Produzenten. Im Rahmen von Donau Soja sollen die Chancen der Länder des Donauraums im Sojaanbau wahrgenommen und gebündelt werden", verdeutlicht Reisecker.

Mit der Ölmühle in Güssing und neuerdings in Straubing (Bayern) gibt es auch Verarbeiter für Sojabohne - Österreich ist geographisch für die Nutzung dieser Mühlen zur Produktion von Sojaöl und Sojaschrot recht günstig positioniert. Eine größere Rolle könnten künftig noch die heimischen Soja-Toastereien spielen, in denen die Sojabohne hitzebehandelt wird, um sie vollwertig in der Fütterung einsetzen zu können.

Erfreulich ist auch, dass es in Österreich eine eigenständige Sojazüchtung gibt. Für den langfristigen Erfolg der Sojaproduktion ist es wichtig, dass beim Betriebsmittel Saatgut auf österreichische Sorten zurückgegriffen werden kann.

Soja hat noch Potenzial
2016 betrug die Anbaufläche in Österreich 50.000 Hektar - für heuer rechnet die Landwirtschaftskammer OÖ mit einem recht deutlichen Zuwachs. In Österreich könnten ohne weiteres auch 70.000 bis 80.000 Hektar Sojabohnen angebaut werden - der Markt würde es "vertragen". Neben den Märkten für Speisesoja entwickeln sich auch immer mehr Märkte für Soja als Futtermittel - sei es als heimischer Sojaschrot aus gentechnikfreiem Anbau oder auch getoastet als Vollsoja.

Sojamarkt in Österreich
Der Sojamarkt in Österreich unterliegt eigenen "Spielregeln". In Österreich gibt es einen hohen Anteil an Bio-Soja, der überwiegend in die Lebensmittelverarbeitung geht. In Niederösterreich und im Burgenland erfolgt jeweils rund ein Drittel der Sojaproduktion in Bio- Qualität. In Oberösterreich liegt der Bio-Anteil aktuell bei etwa sieben Prozent der Anbaufläche, da die Biosoja-Produktion im Feuchtgebiet sehr herausfordernd ist. Dennoch sollen künftig in Oberösterreich aber auch speziell auch im Biosoja-Anbau weitere Akzente gesetzt werden. In Österreich gibt es einige innovative Unternehmen, die Soja zu Lebensmitteln verarbeiten, und daher wird etwa die Hälfte der österreichischen Sojaernte unmittelbar im Lebensmittelsektor verwendet, vor allem für die Produktion von Tofu, Milchersatzprodukten und auch für die Backmittelindustrie. Die Nachfrage nach GVO-freiem Soja ist in diesem Bereich groß.

Im Sinne des Sojapioniers Prof. Friedrich Haberlandt, der schon im 19. Jahrhundert sehr viel Grundlagenforschung mit Sojabohne betrieben hat, hat Österreich sehr viel theoretische und praktische Erfahrung mit dem Sojaanbau.

Österreich: ein bedeutendes Soja-Land
"Österreich ist innerhalb der EU ein bedeutendes Soja-Land - bei einem Anteil von lediglich zwei Prozent an der EU-Ackerfläche stammen etwa sieben Prozent der EU-Sojaernte aus Österreich. Es gibt noch Potenziale für eine Ausweitung des Sojaanbaus in Österreich - gerade im flächenstarken Niederösterreich sind noch Gebiete, die mehr Sojabohne
,vertragen' würden. Aber auch in den EU-Ländern der Donauregion sind die klimatischen Voraussetzungen für eine Ausweitung des Sojaanbaus gegeben. Mit Hilfe von Donau Soja wird es uns gelingen, das Know-how für den Anbau in diese Regionen zu transportieren", ist Präsident Reisecker überzeugt.

Sojabohne mit hervorragendem Hülsenansatz. Hintergrund des österreichischen aber auch des europäischen Sojaprojektes ist es, den Eiweißbedarf aus eigener Produktion besser abzudecken, GVO-Importe zurückzudrängen und mehr Nachhaltigkeit in die Landwirtschaft zu bringen - sowohl ökologisch als auch ökonomisch.

Die Forcierung des europäischen Sojaanbaus mit der Donau Soja Initiative ist Matthias Krön (l.), Obmann des Vereins Donau Soja, und Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, ein großes Anliegen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.lk-ooe.at

 

 

 

 

 

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