Steiermärkische Landesbibliothek
 ist um eine historische Rarität reicher

 

erstellt am
16. 03. 17
13:00 MEZ

Ljubljana/Graz (lk) Am 15.03. wurde die „Iconotheca Valvasoriana", eine wertvolle historische topographische Sammlung in 17 Bänden im Folioformat, an die Steiermärkische Landesbibliothek übergeben. Andrej Rahten, Botschafter der Republik Slowenien in Österreich, brachte mit dieser Übergabe seine Verbundenheit zur Steiermark, insbesondere zur Steiermärkischen Landesbibliothek in der auch der slowenische Lesesaal angesiedelt ist, zum Ausdruck. „Die ‚Iconotheca Valvasoriana' ist für die Steiermärkische Landesbibliothek eine unschätzbar bedeutende Sammlungsergänzung", so die Leiterin der Landesbibliothek Katharina Kocher-Lichem. Kulturlandesrat Christian Buchmann strich in seinen Dankesworten dem Botschafter gegenüber die Ungewöhnlichkeit der Person Valvasor hervor: „Valvasor war ein moderner Europäer, für den es keine Grenzen des Denkens gab. In seiner rastlosen Tätigkeit als Sammler hat er uns ein künstlerisch Jahrhunderte umfassendes Geschenk gemacht, das auf der ganzen Welt seinesgleichen sucht."

Johann Weichard Valvasor, Freiherr zu Galleneck und Neudorff, Herr zu Wagensperg und Liechtenberg, wurde im Mai 1641 in Laibach geboren, war Adeliger im habsburgischen Herzogtum Krain und bedeutender Universalgelehrter, Topograph sowie Historiker. Seine Beschreibungen von Landschaft, Kultur und Architektur seiner Krainer Heimat, aber auch der Nachbarherzogtümer Kärnten und Steiermark wurden vielerorts gerühmt. Die Beschreibungen von Städten, Burgen und Schlössern sowie Naturdenkmälern in Kärnten und Krain sind bis heute bedeutend. Auch für die Geschichtsschreibung sind Valvasors Werke wichtig, da er zahlreiche Informationen sammelte, deren Quellen heute zum Teil verloren sind. Zudem unterhielt er zahlreiche Korrespondenzen mit hervorragenden Gelehrten des In- und Auslandes. Valvasors Entwicklung statistischer Verfahren für die Hydrologie war wegweisend und insbesondere seine Beschreibung des Zirknitzer Sees (Cerkniško jezero) erregte so viel Aufsehen, dass er in die Londoner Königliche Gesellschaft aufgenommen wurde. Außerdem hatte Valvasor eine Vergangenheit als Krieger: 1683 wirkte er zur Zeit der zweiten Türkenbelagerung Wiens mit, befehligte erfolgreich eine Truppe von 400 Mann zur Abwehr der Türken und Ungarn von der Ostgrenze der Steiermark.

Zeichnungen und Skizzen
Die große Anzahl der von Valvasor gefertigten Zeichnungen und Skizzen von Städten, Märkten, Klöstern, Burgen und Schlössern verwendete unter anderen der Illustrator Andreas Trost für Kupferstiche, die in der „Topographia Ducatus Carniolae modernae" (1679), der „Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae & modernae completa" (1688) und in „Die Ehre dess Hertzogthums Crain" (1689) abgedruckt wurden. Valvasor hatte für Trost auf seinem Schloss Wagensberg (slowenisch Bogenšperk) in der Nähe von Littai (Litija) im Jahr 1678 eine eigene Kupferstichwerkstatt eingerichtet, die von vielen bedeutenden Zeichnern ihrer Zeit frequentiert wurde. Ein kostspieliges Unterfangen, das nahezu das gesamte Vermögen Valvasors verschlang, sodass er nach Veräußerung seiner Güter am 19. September 1693 letztlich in sehr dürftigen Verhältnissen in Gurkfeld verstarb.

Iconotheca Valvasoriana
Die grafische Sammlung, die Valvasor angelegt hatte, wurde in der „Inconotheca Valvasoriana" dokumentiert: Die 17 Bände mit insgesamt 7752 Blättern, Drucken und Zeichnungen von deutschen, österreichischen, französischen, italienischen oder englischen Meistern des 15., 16. und 17. Jahrhunderts - etwa von Albrecht Dürer, Rembrandt van Rijn und Lucas Cranach - sind eine der bedeutendsten frühbarocken Grafiksammlungen des Habsburgerreiches, zusammengetragen von 1659 bis 1672 auf zahlreichen Reisen durch Europa, die ihn vor allem durch Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, die Schweiz und sogar nach Tunesien führten. Im Jahr 2000 begann die Janez Vajkard Valvasor Foundation der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Laibach das Original der „Iconotheca Valvasoriana" zu faksimilieren - ein arbeitsintensiver und aufwändiger Prozess, der bis 2008 dauern sollte. Insgesamt wurden 100 Exemplare produziert, die sich in namhaften Institutionen auf der ganzen Welt befinden, darunter die Metropolitan Library in Zagreb und the Royal Society of London.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.valvasor.org (nur in englisch)

 

 

 

 

 

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