Mit Zellkulturen Nebenwirkungen erforschen

 

erstellt am
13. 04. 17
13:00 MEZ

Wien (fh campus) - Am der Campus Wien arbeiten ForscherInnen der Molekularen Biotechnologie daran, die Prüfung der Verträglichkeit von Medizinprodukten für den Menschen wesentlich zu vereinfachen. Dazu entwickeln sie ein technologisch völlig neuartiges in vitro Testsystem.

Invasive medizinische Produkte werden in den menschlichen Körper eingeführt oder eingesetzt. Sie können sich negativ auswirken und allergische, toxische oder entzündliche Reaktionen hervorrufen. Unverträglichkeiten sind die Folge. Deshalb müssen Infusionsnadeln, Katheter, Prothesen oder Implantate in aufwändigen Testreihen auf ihre Verträglichkeit geprüft werden. Aktuell geschieht das in Tierversuchen. Die Vorhersagen sind allerdings nicht immer verlässlich.

Erstmals ein Testverfahren für alles
Im Projekt proTect sucht ein ForscherInnen-Team unter der Leitung von Ines Swoboda nun nach Alternativen. Mithilfe von zellbasierten Testsystemen lässt sich die Verträglichkeit von medizinischen Produkten für den Menschen besser feststellen. Diese sind dafür bereits im Einsatz. Allerdings können derzeit allergische, toxische und Entzündungsreaktionen nur einzeln getestet werden. "Wir wollen ein neues in vitro Testverfahren entwickeln, mit dem man erstmals allergische, toxische und Entzündungsreaktionen gemeinsam prüfen kann", sagt Ines Swoboda, Forscherin in den Studiengängen Molekulare Biotechnologie: "Das ist technologisch eine Neuheit und eine Herausforderung. Diese Reaktionen erstmals gemeinsam prüfen zu können, würde das Testverfahren insgesamt erheblich einfacher machen", so Swoboda.

Verlässlich in vitro
Das neue Testverfahren ist ein Proteomics-basiertes System. Grundlage dafür sind die in menschlichen Zellen vorhandenen Proteine. Im Projekt werden zunächst Knochen-, Immun-, Muskel- und Epithelzellen in vitro mit Werkstoffen und medizinischen Produkten behandelt. Dann werden die Proteinexpressionsprofile der behandelten Zellen mithilfe hochauflösender Massenspektrometrie evaluiert. Parallel wird anhand von etablierten toxikologischen und immunologischen Methoden untersucht, ob und welche Reaktionen die Materialien auslösen. Alle Ergebnisse zusammen ermöglichen dann eine verlässliche Beurteilung der Verträglichkeit der geprüften Werkstoffe und Produkte. Das Projekt proTect, das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert wird, befindet sich derzeit in der Aufbauphase. Aktuell werden die erforderlichen Vorversuche durchgeführt. Für die toxikologischen Analysen wurde eigens ein automatisiertes Lebendzell-Mikroskop angeschafft, das den ForscherInnen ermöglicht, Reaktionen an lebenden Zellen zu beobachten und dadurch besser zu verstehen.

Anwendungsorientiert entwickelt
Das siebenköpfige FH-Team rund um Ines Swoboda arbeitet in allen Phasen des Projektes eng mit dem Kooperationspartner OFI, dem Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik, zusammen. Geforscht und entwickelt wird anwendungsorientiert und im Auftrag von Unternehmen, die Kunden des OFI sind und deren Werkstoffe und Produkte im Rahmen des Projektes getestet werden. Das Projekt läuft bis Ende September 2021.
Zukunftsgespräche „Die Grenzen des menschlichen Lebens“

FH Campus Wien
Mit rund 5.800 Studierenden ist die FH Campus Wien die größte Fachhochschule Österreichs. In den Departments Applied Life Sciences, Bauen und Gestalten, Gesundheitswissenschaften, Pflegewissenschaft, Public Sector, Soziales und Technik steht ein Angebot von 60 Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Masterlehrgängen in berufsbegleitender und Vollzeit-Form zur Auswahl.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.fh-campuswien.ac.at

 

 

 

 

 

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