Ersparnisse der Haushalte wachsen schneller als zuletzt

 

erstellt am
20. 04. 17
13:00 MEZ

OeNB veröffentlicht Daten zum Finanzverhalten der privaten Haushalte im Jahr 2016
Wien (oenb) - Das Finanzvermögen der österreichischen Haushalte stieg im Jahr 2016 um 2,8 % auf rund 625 Mrd Euro. Ein wesentlicher Grund für den Anstieg waren höhere Neuveranlagungen in Höhe von 13 Mrd Euro. Privatanleger veranlagten diese Ersparnisse vor allem in täglich fälligen Geldern bei inländischen Banken, die sich mehr und mehr als „Finanzparkplatz“ der Österreicherinnen und Österreicher entwickeln. Aktuell betrug der Anteil dieser Sparform rund 20% des gesamten Finanzvermögens. Angesprungen ist ebenfalls die Kreditfinanzierung, die 2016 auf 3,7 Mrd Euro netto neu aufgenommene Kredite anstieg. Hauptverantwortlich waren die historisch günstigen Wohnbaukredite.

Gemäß den Daten der Gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung (GFR) der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) erhöhte sich das Finanzvermögen der privaten Haushalte im Jahr 2016 auf 625 Mrd Euro. Es stieg gegenüber dem Vorjahr um 17 Mrd Euro bzw. 2,8%. Der Großteil des Anstiegs kam aus zusätzlichen Veranlagungen in Höhe von 13 Mrd Euro (Jahreswachstum zum Endstand 2015: 2,1%). Dieser Zuwachs übertraf somit die Neuveranlagungen des Jahres 2015 um 2,7 Mrd Euro. Diese Entwicklung war stark durch die Erhöhung des verfügbaren Einkommens getrieben, das im Jahr 2016 um 3,6% nominell (2,3% real) über jenem des Vorjahres lag. Die Haushalte verwendeten diese zusätzlichen Mittel nicht nur für höhere Konsumausgaben, sondern auch zum Sparen. Folglich stieg die Sparquote (Quelle: Statistik Austria) von 7,3% im Jahr 2015 auf 8,2% im Jahr 2016.

Der größte Teil der Neuveranlagungen floss in Einlagen. Ungeachtet der historisch niedrigen Zinssätze für täglich fällige Einlagen bei inländischen Banken mit einem Jahresdurchschnittswert 2016 von 0,18% veranlagten private Haushalte 16,2 Mrd Euro (ein Zuwachs gegenüber 2015 um 2,2 Mrd Euro). Wie in den Vorjahren bauten Private aufgrund des weiter sinkenden Zinsvorteils für gebundene Einlagen längerfristige Einlagen (2016: 5,7 Mrd Euro) ab. Mit einem Stand von 123,9 Mrd Euro hatten täglich fällige Einlagen zu Jahresende 2016 einen Anteil von knapp 20% und entwickelten sich zum „Finanzparkplatz“ der österreichischen Haushalte. Sie überholten damit erstmals den Vermögenswert aus gebundenen Spareinlagen in Höhe von 111 Mrd Euro.

In deutlich geringerem Ausmaß wurden die Wertpapierportfolios umgeschichtet. Die anhaltende Tilgungspolitik der Banken reduzierte das Angebot an Bankanleihen, die sich auch auf das Wertpapierportfolio der Haushalte auswirkte, da rund 13 % dieser ausstehenden Emissionen im Besitz privater Anlegerinnen und Anleger sind. Per saldo wurden verzinsliche Wertpapiere um 2,5 Mrd Euro abgegeben, davon entfielen 1,6 Mrd Euro auf inländische Bankanleihen. Private Wertpapierinvestoren schichteten zum Teil die freigewordenen Mittel in Investmentzertifikate um. Die Nettokäufe betrugen im Jahr 2016 rund 3,0 Mrd Euro, fast die Hälfte davon entfielen auf Zertifikate inländischer Fonds, wobei Investments in gemischte Fonds und Immobilienfonds dominierten. Stärker als durch Nettozukäufe stieg das Wertpapierportfolio durch Kursgewinne vor allem auf den internationalen Aktienmärkten, die sich im zweiten Halbjahr 2016 positiv entwickelten, an. Preisbedingt stieg der Marktwert 2016 um 2,6 Mrd Euro. Mit einem ausstehenden Volumen von 110,8 Mrd Euro hatten Aktien, Anleihen und Investmentzertifikate in Summe einen Anteil von knapp 18%, ihr Niveau entsprach damit in etwa den gesamten gebundenen Spareinlagen.

Mehr Auszahlungen als Einzahlungen (einschließlich gestiegener Gewinnanteile) führten 2016 per saldo zu einer Reduktion der Lebensversicherungsansprüche der Haushalte im Ausmaß von 0,8 Mrd Euro, während Ansprüche gegenüber Pensionskassen um 0,7 Mrd Euro bzw. gegenüber betrieblichen Vorsorgekassen um1,1 Mrd Euro anstiegen.

Auf der Finanzierungsseite dominierten die Wohnbaukredite. Private sicherten sich 2016 im Umfeld historisch niedriger Kreditzinssätze im Neugeschäft der Banken langfristig eine günstige Finanzierung für Wohnbauzwecke. Neuvergebene Kredite hatten im Jahr 2016 eine durchschnittliche Verzinsung von 1,92%. Gleichzeitig wählten Haushalte verstärkt Kredite mit längeren Zinsbindungen. Der Anteil neu vergebener Wohnbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung über 5 Jahre in Relation zu allen neu vergebenen Wohnbaukrediten stieg zwischen 2012 und 2016 deutlich an und erreichte im Dezember 2016 einen Wert von 35%. Hingegen ist die Fremdwährungsfinanzierung weiterhin deutlich rückläufig. Neue Wohnbaukredite abzüglich Tilgungen machten über alle Währungen hinweg betrachtet im Jahr 2016 rund 6,6 Mrd Euro aus. Mehr getilgt als neu aufgenommen wurden Konsumkredite sowie Kredite für sonstige Verwendungszwecke. Die Kreditfinanzierung machte insgesamt im Jahr 2016 rund 3,7 Mrd Euro aus und das ausstehende Kreditvolumen zum Jahresultimo 2016 rund 180 Mrd Euro, wobei rund 69% auf Wohnbaukredite entfielen Die gesamte Kreditverschuldung ist auf rund 35% der österreichischen Haushalte verteilt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.oenb.at

 

 

 

 

 

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