Drozda/ Mailath: Sigmund Freud Museum 2020

 

erstellt am
20. 04. 17
13:00 MEZ

Das Sigmund Freud Museum wird in den kommenden Jahren umfassend saniert und neu konzipiert. Die Berggasse 19 als Museumsstandort wird so für die künftigen Generationen gesichert.
Wien (rk) - Die Sanierungsarbeiten und die dafür notwendigen Vorarbeiten beginnen unmittelbar und sollen bis 2020 abgeschlossen werden. Geplant sind die Erweiterung und Neuaufstellung des Sigmund Freud Museums, die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Haus und insbesondere ein barrierefreier Zugang zu den Räumlichkeiten. Die Gesamtkosten des Vorhabens betragen fast 4 Millionen Euro, davon 3,25 Mio. Euro Baukosten, und werden von der öffentlichen Hand und der Sigmund Freud Privatstiftung getragen: Der Bund unterstützt mit 844.000 Euro, die Stadt trägt 1,69 Mio. Euro dazu bei und die Sigmund Freud Privatstiftung übernimmt aus Eigen- und Drittmitteln 1,4 Mio. Euro.

Kulturminister Thomas Drozda: „‘Die Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat‘ – so Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse. Um den Widerhall seiner Stimme für zukünftige Generationen zu erhalten, investieren wir in die Modernisierung und Neugestaltung dieses wichtigen Museums. Damit wird ein Meilenstein in der Geschichte Österreichs mit modernsten Mitteln präsentiert und ein bedeutendes Kapitel unserer Zeitgeschichte dokumentiert.“

Wien Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny: „Die Berggasse 19 beherbergte mit Sigmund Freud einen der wichtigsten Denker und Forscher des 20. Jahrhunderts. Nachdem der Originalzustand seiner Wohn- und Wirkungsstätte erhalten blieb, ist sein Genius loci bis heute spürbar. Freud steht für Aufklärung und Schaffung von Wissen – Zeichen einer offenen Gesellschaft, die heute bedauerlicherweise wieder mitten im Herzen Europas verteidigt werden müssen. Anderswo werden Kultur- und Bildungseinrichtungen geschlossen, wir erhalten sie, machen sie zugänglich und setzen so ein starkes Zeichen für die Zukunft."

Neugestaltung und Erweiterung des Museums von 280 auf 400 Quadratmeter
Erstmals in der Geschichte des Sigmund Freud Museums werden die privaten Räume der Familie für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In Freuds Praxis vermittelt die im Original erhaltene Möblierung des Wartezimmers die Atmosphäre eines Interieurs der Gründerzeit. Die museale Präsentation widmet sich der psychoanalytischen Theoriebildung und klärt über die umfassenden Tätigkeiten des „Vaters der Psychoanalyse“ als Kulturtheoretiker auf.

In Freuds Behandlungsraum werden Kernthemen der psychoanalytischen Praxis zur Darstellung gebracht. Die Leerstelle, die Freuds bei der Flucht nach London mitgenommene Couch hinterlassen hat, kennzeichnet das Museum als einen entkernten Erinnerungsort und liefert den Verlusten, die unsere Geschichte schrieb, ein eindrückliches Sinnbild.

Freuds frühere Ordination im Hochparterre wird zum Präsentationsraum der Kunstsammlung, die mit Werken von Pier Paolo Calzolari, Joseph Kosuth, Franz West, Heimo Zobernig, Sherri Levine, Georg Herold u. v. a. zu den renommiertesten Konzeptkunst-Sammlungen Österreichs zählt.

Die Neukonzeption ermöglicht, der einstigen Funktion dieser Räume nachzuspüren. Durch zeitgemäße Vermittlungsinstrumente werden die vielschichtigen Inhalte fachgerecht aufbereitet, kritisch beleuchtet und der breiten Öffentlichkeit vermittelt.

Renovierung Haus Berggasse 19
Im Sanierungsplan enthalten ist der komplette Rückbau der gründerzeitlichen Fassade in ihren originalen Zustand. Mit der Einrichtung neuer Garderoben- und Sanitärräume im Erdgeschoss sowie einem Museums-Café werden grundlegende internationale Museumsstandards für die mehr als 100.000 Besucherinnen und Besucher jährlich geschaffen. Außerdem wird der Zugang zu Museum und Bibliothek barrierefrei erschlossen.

Bibliothek der Psychoanalyse
Die Wissenschaftseinrichtung in der Berggasse 19 beherbergt Europas größte Studienbibliothek zur Psychoanalyse. Der geplante Ausbau dieser wichtigen Forschungs- und Wissenschaftsinfrastruktur wird in einem zweiten Bauabschnitt in Angriff genommen. Dafür hofft die Sigmund Freud Privatstiftung auf künftige Unterstützung durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, das bereits jetzt für den Betrieb dieses Wissensspeichers aufkommt.

Monika Pessler, Direktorin des Sigmund Freud Museums: „Sigmund Freud hat wie kaum ein anderer das Selbstverständnis des Menschen im 20. und 21. Jahrhundert geprägt. Mit der zentralen Bedeutung, die er dem ‚Unbewussten‘ verlieh, leitete er eine kulturelle Wende in Europa ein und bereitete den Boden für ein neues Verständnis der Beziehung zwischen dem Einzelnen und seinem sozialen Umfeld. Freuds Einsichten in die Psyche des Menschen leisten heute mehr denn je eine Orientierung für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Daher sind der Erhalt und die zeitgemäße Vermittlung seines Erbes sowohl für das Kulturland Österreich wie für die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaft von eminenter Bedeutung. Unser Ziel ist es, Sigmund Freuds ehemalige Wirkungsstätte in der Wiener Berggasse 19, den Ursprungsort der Psychoanalyse, ab 2020 der Öffentlichkeit in einer Form präsentieren zu können, die den Ansprüchen dieses einzigartigen Museums- und Wissenschaftsstandorts gerecht wird.“

Peter Nömaier, kaufmännischer Leiter des Sigmund Freud Museums: „Wir wollen noch 2017 mit der konkreten Umsetzung – sprich der Suche nach gestaltenden und ausführenden Spezialistinnen und Spezialisten – beginnen. Die Eröffnung des renovierten und erweiterten Museums ist für Mai 2020 geplant, unmittelbar vor diesem Datum wird eine vorübergehende Schließung des Museums wohl unumgänglich. Wir kalkulieren mit maximal 12 Monaten Schließzeit, also voraussichtlich ab Mitte 2019, für die ein Ersatzbetrieb – idealerweise in räumlicher Nähe zur Berggasse 19 – vorgesehen ist. Das Museum plant, mit seinem umfassenden Vermittlungs- und Wissenschaftsprogramm auch unterschiedliche Standorte in der Stadt temporär zu bespielen.“

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.freud-museum.at

 

 

 

 

 

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