Sterblichkeit bei Darmkrebs um 30 Prozent gesunken

 

erstellt am
19. 04. 17
13:00 MEZ

Kongress der Europäischen Vereinigung für Kolorektalkrebs tagt an der MedUni Wien
Wien (meduni wien) - In Österreich ist die Rate der Neuerkrankungen bei Darmkrebs in den vergangenen zehn Jahren um knapp 20 Prozent, die der Sterberate um fast 30 Prozent zurückgegangen. Diese Entwicklung ist vor allem eine Folge der verbesserten Vorsorge durch Darmspiegelungen (Koloskopie), bei der Krebsvorstufen entfernt werden, bevor die Krankheit ausbrechen kann. Eine aktuelle Studie der MedUni Wien bestätigt dies und belegt die überaus hohe Qualität der heimischen Vorsorgekoloskopien. Diagnose und Therapie von Darmkrebs sind auch Themen des 10. Kongresses der Europäischen Vereinigung für Kolorektalkrebs, der von 20. – 22. April 2017 an der MedUni Wien tagt.

In Österreich erkranken rund 4.700 Menschen pro Jahr an Darmkrebs. Der massive Rückgang der Neuerkrankungen und folglich der Sterbefälle ist vor allem der hohen Qualität der Vorsorgeuntersuchungen zu verdanken. Eine Studie unter der Leitung von Monika Ferlitsch, Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien und des AKH Wien sowie Mitglied des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien, belegt dies.

Im Rahmen eines Qualitätssicherungsprojekts wurde die Qualität der Darmspiegelungen im Zeitraum zwischen 2007 und 2014 an 159.246 Vorsorgekoloskopien evaluiert. Obwohl sich die Anzahl der frühen Vorstufen (Adenome) im Beobachtungszeitraum deutlich erhöhte, ging die Rate der fortgeschrittenen Veränderungen signifikant zurück. Ferlitsch: „Das Ergebnis belegt, dass sich die Qualität der Vorsorgeuntersuchungen klar verbessert hat. Wir entdecken Veränderungen früher und häufiger und verhindern damit, dass Tumoren überhaupt entstehen oder sich Metastasen entwickeln können.“ Die Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt der MedUni Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (OEGGH), des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger und der Österreichischen Krebshilfe.

Der Qualitätssicherung verschrieben
Ferlitsch und ihr Team sind aber auch in andere Qualitätssicherungsprojekte involviert. So wurde die Wissenschaftlerin von der Europäischen Gesellschaft für Gastrointestinale Endoskopie (ESGE) beauftragt, klinische Leitlinien für die Entfernung kolorektaler Polypen und für die endoskopische Mukosaresektion (Abtragung von veränderter Schleimhaut) zu erstellen. Ferlitsch: „Wenn Polypen im Rahmen der Vorsorgekoloskopie Guideline-konform entfernt werden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie komplett abgetragen werden, wesentlich höher. Damit kann der Polyp nicht wieder wachsen und sich auch nicht zu Darmkrebs entwickeln.“

Die ÄrztInnen vermindern also mit einer radikalen Entfernung der Polypen das Risiko der Bildung eines Intervallkarzinoms, also eines Tumors, der zwischen zwei Untersuchungen entsteht. Diese entstehen je zu einem Drittel aus übersehenen, inkomplett abgetragenen oder sehr rasch wachsenden Adenomen. Ferlitsch: „Diese Guidelines sind ein internationales Gemeinschaftsprojekt, das unter Leitung der MedUni Wien durchgeführt wurde. Dabei konnten wir besonders von der Expertise zweier australischer Zentren profitieren. Es ist eine große Auszeichnung, dass die ESGE uns mit dieser Aufgabe betraut hat und zeigt unsere Expertise auf diesem Gebiet.“

Kongress der Europäischen Darmkrebs Vereinigung an der MedUni Wien
Darmkrebs Diagnose und Behandlung sind auch das Thema des 10. Kongresses der Europäischen Vereinigung für Kolorektalkrebs (EFR), der von 20. – 22. April 2017 im Hörsaalzentrum der MedUni Wien tagt. Das Ziel des Kongresses ist es, den wissenschaftlichen Austausch in der Erforschung des Dickdarmkrebses international zu intensivieren. Béla Teleky, Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien und des AKH Wien, Kongresspräsident, Präsident der EFR und Mitglied des CCC: „Dass wir dieses Ziel erreicht haben, zeigen unsere Besucherzahlen: In den vergangenen zehn Jahren haben sich mehr als 5.000 Darmkrebs-ExpertInnen über die neuesten Entwicklungen zum Thema Kolonkarzinom im Rahmen der Kongresse in Wien informiert. Darüber hinaus konnten wir hochkarätige SprecherInnen aus dem In- und Ausland gewinnen. Wir haben auch diesmal wieder ein umfangreiches, interessantes Programm zusammengestellt und freuen uns auf den lebhaften fachlichen Austausch.“

Die Kernthemen des 10. EFR-Kongresses sind: Die transanale Operationstechnik, die Roboterchirurgie in der Krebschirurgie, ein Update der klinischen Guidelines zum Thema „Kolorektales Karzinom“, die, auch an der Medizinischen Universität Wien durchgeführte, kombinierte Operationstechnik mit Chemotherapie – Hipec und das Thema Inkontinenz und Sexualstörungen bei DickdarmkrebspatientInnen.

 

 

 

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