Tirols Tourismus blickt auf
 herausfordernden Winter zurück

 

erstellt am
28. 04. 17
13:00 MEZ

Rückgänge gegenüber Rekordwinter im Vorjahr - Branche für Sommer optimistisch
Innsbruck (tirolwerbung) - Eine ungünstige Ferienkonstellation und ein fehlender Schalttag: Das sind die Hauptgründe, warum sich die bisherige Wintersaison in Tirol rückläufig entwickelt hat. Im Vergleich zum Rekordwinter des Vorjahres sind die Nächtigungen im Zeitraum November 2016 bis März 2017 um 6,3 Prozent auf 23,7 Millionen gesunken, die Ankünfte um 3,6 Prozent auf 5,2 Millionen. Diese Zahlen sind allerdings nur bedingt aussagekräftig, da insbesondere die Verschiebung von Ostern zum Tragen kommt, das im Vorjahr in den März und heuer in den April gefallen ist. Dennoch ist es gemessen an den Nächtigungen heuer die fünftbeste Wintersaison für den Tiroler Tourismus im historischen Vergleich. Leicht abgenommen hat die Aufenthaltsdauer von durchschnittlich 4,7 Tagen im Vorjahr auf 4,6 Tage heuer.

Der Großteil des Rückganges in der bisherigen Wintersaison ist vor allem auf die deutschen Gäste zurückzuführen. Aus dem mit Abstand wichtigsten Herkunftsmarkt für den Tiroler Tourismus sind im Zeitraum November 2016 bis März 2017 2,5 Millionen Gäste zum Winterurlaub gekommen, die 11,6 Millionen Mal genächtigt haben. Das sind um 185.000 Gäste weniger (-6,8%) als im Vorjahr und bedeutet ein Nächtigungsminus von 1,3 Millionen (-10,3%). Der Großteil davon entfällt mit 800.000 Nächtigungen allerdings auf den März, was durch die Verschiebung von Ostern verursacht wurde.

Neben dem deutschen Markt bilanzieren auch weitere wichtige Märkte rückläufig. Aus den Niederlanden haben die Nächtigungen um 130.000 (-4,0%) auf 3,2 Millionen abgenommen, aus Österreich um 20.000 (-1,5%) auf 1,6 Millionen und aus der Schweiz um 40.000 (-3,5%) auf 1,2 Millionen.

Durchwegs positiv entwickelt haben sich hingegen die zentral- und osteuropäischen Märkte. So haben die tschechischen Gäste mit einer weiteren Zunahme von 30.000 auf 480.000 für das größte absolute Nächtigungsplus gesorgt. Die Polen liegen mit einem erneuten Wachstum von 20.000 auf 520.000 Nächtigungen knapp dahinter. Auch am russischen Markt hat es eine Trendwende gegeben. Die Nächtigungen sind nach den Rückgängen in den Vorjahren erstmals wieder gestiegen – um 10.000 (+3,7%) auf 320.000.

„Es war der erwartet schwierige Winter. Die gesamte Saison war von einer ungünstigen Ferienkonstellation gekennzeichnet. Daher gilt der Dank den engagierten Touristikerinnen und Touristikern sowie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die trotz diese Herausforderung dafür sorgen, dass der Tourismus eine zentrale Säule der Tiroler Wirtschaft bleibt“, konstatiert Tirols Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter.

Die Weihnachtsferien haben später begonnen, der Samstag ist als traditioneller Anreisetag auf den 24. sowie den 31. Dezember gefallen. Viele Gäste sind daher später und verkürzt in den Urlaub gefahren. Im stärksten Tourismusmonat Februar hat es Überschneidungen der bayerischen Winterferien mit den Krokusferien in Teilen der Niederlande und Belgien gegeben. Hinzu kommt noch ein später Ostertermin. Darüber hinaus ist der Schalttag aus dem Vorjahr weggefallen, der rund ein Prozent der Gesamtnächtigungen im Winter ausmacht.

Betriebe mit wirtschaftlicher Situation zufrieden
„Angesichts dieser Rahmenbedingungen dürfen wir nicht unzufrieden sein, schließlich handelt es sich gemessen an den Nächtigungen um den fünfterfolgreichsten Winter im historischen Vergleich“, so Platter. Wobei diese Zahlen für sich allein ohnehin bedingt aussagekräftig seien. „Wichtiger ist die wirtschaftliche Entwicklung. Und die scheint durchaus zu passen.“ Schließlich zeigen sich 87 Prozent der befragten Unterkunftsbetriebe laut Saisonalem Tourismusbarometer mit dem wirtschaftlichen Erfolg der aktuellen Wintersaison sehr zufrieden bzw. zufrieden. Das sind nur knapp weniger als im herausragenden Vorjahr (91%). Untermauert wird dieses Ergebnis auch von einer Erhebung der Prodinger GFB Tourismusberatung unter rund 100 Tiroler Hotels vorwiegend im Vierstern-Bereich: Der durchschnittliche Gesamtumsatz pro Nächtigung ist im Zeitraum November bis März gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent gestiegen.

Die Übernachtungen von November bis März repräsentieren zwar rund 90 Prozent der Wintersaison, die mit Ende April abgeschlossen wird. „Aufgrund der Osterferien und hochkarätiger Abschlussveranstaltungen mit besten (Schnee-)Bedingungen in den Skigebieten im April kann die aktuelle Bilanz noch etwas verbessert werden“, sagt Tirol Werbung-Geschäftsführer Josef Margreiter. „Das belegen auch die Rückmeldungen aus den Regionen, die dieses Geschäft noch mitgenommen haben.“ Das rückläufige Ergebnis dürfe jedenfalls nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Wintertourismus weiterhin Konjunktur habe. „Das hat auch unsere umfassende Alpnet-Studie aus dem Herbst klar belegt, ebenso wie die Tatsache, dass sich die Branche gut auf meteorologische Herausforderungen einstellen kann und zwei Drittel der touristischen Jahreswertschöpfung im Winter stattfindet“, so Margreiter.

Auch für Franz Hörl, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, ist der Wintertourismus eine tragende Säule der heimischen Wirtschaft: „Unsere Branche schafft ein weltweit unerreichtes Angebot, das Millionen von Menschen begeistert. Die Basis dafür liefern die heimischen Unternehmen mit wichtigen Investitionen wie für die Beschneiung, deren Bedeutung sich zu Beginn der heurigen Saison ein weiteres Mal gezeigt hat.“ Aus betrieblicher Sicht brauche es bessere Rahmenbedingungen in Sachen Beschäftigung. Dazu zählen vor allem eine Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie die Senkung der Lohnnebenkosten.

Touristiker blicken zuversichtlich Richtung Sommer
Das Saisonale Tourismusbarometer hat auch die Erwartungen der Tiroler Unterkunftsbetriebe zur Sommersaison erhoben, die mit 1. Mai beginnt. Rund drei Viertel der Unternehmen sind derzeit mit der Buchungslage zufrieden bzw. sehr zufrieden: 56 Prozent der befragten Betriebe halten bei einem ähnlichen Buchungsstand wie im Vorjahr, 18 Prozent konnten bisher sogar mehr Buchungen generieren. Nur 17 Prozent bezeichnen die aktuelle Situation schlechter als im Vorjahr. Besonders positiv wird die Buchungslage deutscher Gäste beurteilt. Gleich 90 Prozent der Befragten zeigen sich damit zufrieden bzw. sehr zufrieden.

Was die Umsatzerwartungen betrifft, geht die Hälfte der Unterkunftsbetriebe davon aus, das Ergebnis vom Vorjahr halten zu können. Ein gutes Viertel erwartet, die Sommersaison 2017 mit einem Umsatzplus abzuschließen, während 18 Prozent mit Einbußen rechnen.

Langfristiges Wachstum im Sommer
Diese grundsätzliche Zuversicht teilt auch Landeshauptmann Platter, zumal sich der Bergsommer konstant nach oben entwickelt hat: „Seit 2009 haben wir ein durchgehendes Wachstum bei den Übernachtungen im Sommer. In den vergangenen zehn Sommersaisonen sind die Übernachtungen um 23 Prozent und die Ankünfte um fast 49 Prozent gestiegen.“ Der Sommer habe auch weiterhin Potenzial. Um dieses zu heben, gelte es das Angebot weiter auszubauen. Gerade in Richtung Rad-WM 2018 forciere das Land eine Verbesserung der Infrastruktur von Radwegen bis hin zu Singletrails, um auch den Tirolerinnen und Tirolern noch mehr Freizeitmöglichkeiten zu bieten.

War die Ferienkonstellation im Winter eine ungünstige, so sei sie für diesen Sommer durchaus positiv, weiß Tirol Werbung-Geschäftsführer Margreiter. Gerade am wichtigsten Herkunftsmarkt Deutschland teilen sich die Sommerferien in diesem Jahr auf einen relativ langen Zeitraum auf. „Außerdem setzen wir gezielte Marketingaktivitäten, um die Nachfrage zu den Randzeiten zu beleben“, so Margreiter. Mit Maßnahmen zur Bewerbung der sogenannten Brücken- oder Fenstertage rund um die Feiertage im Frühjahr und Herbst wird insbesondere der deutschsprachige Nahraum beworben.

Auch Franz Hörl blickt grundsätzlich zuversichtlich Richtung Sommer:
„Die Berge gewinnen weiterhin an Anziehungskraft. Wo wir allerdings Aufholbedarf haben, ist bei der Wertschöpfung. Im Sommer verkauft sich Tirol oftmals noch unter Wert.“ Ein angemessener Preis sei Voraussetzung für Investitionen in attraktive Angebote und eine weitere Steigerung der Qualität.

Zentrale Rolle des Tourismus
Die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Tirol betonte Stefan Garbislander, Leiter Wirtschaftspolitik und Strategie in der Wirtschaftskammer Tirol: „Die Tourismusbetriebe und die Seilbahnwirtschaft zusammen geben rund 56.000 Menschen Arbeit, zahlen über 2 Milliarden Euro an Löhnen und Gehältern und investieren jährlich über 600 Millionen Euro in neue Anlagen und Kapazitäten. Gerade die Erfahrungen der Wirtschaftskrise 2009 und deren Folgen haben eindrucksvoll gezeigt, dass der Tourismus wie eine Art ,Konjunktur-Airbag‘ für Tirol wirkt.“ Während in Krisenphasen die Waren-Exporte zurückgehen, bleibt die Auslastung im Tourismus stabil und damit komme es auch zu einer Stabilisierung am Tiroler Arbeitsmarkt. „Das ist einer der zentralen Gründe, warum Tirol traditionell eine geringere Arbeitslosenquote und eine höhere Beschäftigungsintensität aufweist als andere Regionen“, so Garbislander. Diese Bedeutung für den Arbeitsmarkt werde zudem noch weiter zunehmen: Digitalisierung und Automatisierung seien in einem Dienstleistungsbereich wie den Tourismus nur bedingt sinnvoll und möglich, weil Menschen von Menschen serviciert werden wollen. „Wir gehen davon aus, dass im Tourismus in den nächsten acht Jahren bis 2025 rund 11.000 neue, zusätzliche Arbeitsplätze in Tirol entstehen können. Gerade den jungen Leuten muss diese Chance auf Beschäftigung im eigenen Land noch stärker aufgezeigt und vermittelt werden“, so der Wirtschaftsexperte. Das Thema Lehrlingsausbildung im Tourismus werde daher weiter an Bedeutung gewinnen.

 

 

 

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