7.000 Menschen gedenken der Befreiung
 des Konzentrationslagers Mauthausen

 

erstellt am
08. 05. 17
13:00 MEZ

Erinnerung an die Befreiung der Häftlinge
Vor 72 Jahren, am 5. Mai 1945 wurden die Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen und seinen
Wien/Mauthausen (skills) - 49 Außenlagern befreit. Tausende Menschen, darunter die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers, aus dem In- und Ausland haben am 07.05. in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen an der Befreiungsfeier teilgenommen. Der gemeinsame Auszug aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ehemaligen „Schutzhaftlager" am Ende des Festaktes wurde von KZ-Überlebenden angeführt – als symbolischer Akt für die Befreiung.

In Erinnerung an die Befreiung der Häftlinge aus dem Konzentrationslager Mauthausen am 5. Mai 1945 wurde diesem Ereignis im Rahmen der alljährlichen internationalen Befreiungs- und Gedenkfeier gedacht. Laut Polizei und Veranstalter nahmen rund 7.000 Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland auch dieses Jahr, am 72. Jahrestag, teil. Organisiert wurde die Gedenk- und Befreiungsfeier vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) in enger Zusammenarbeit mit der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen (ÖLM) und dem Comité International de Mauthausen (CIM).

Diesjähriges Thema: „Internationalität verbindet“
Seit 2006 sind sich die Gedenk- und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Thema gewidmet, das zur Geschichte des KZ- Mauthausen bzw. zur NS-Vergangenheit Österreichs in Beziehung steht. Der Gegenwartsbezug bildet bei jedem Jahresthema einen essentiellen Bestandteil und soll vor allem für junge Menschen durch die Auseinandersetzung mit der Zeit und Ideologie des Nationalsozialismus auch einen Bezug zu ihrer Erfahrungswelt heute herstellen.

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich: „Wir sind es den zehntausenden Opfern von Mauthausen schuldig, dass wir unser Gedenken international verstehen. Wir sind uns und unseren Kindern verpflichtet, jeder Art von Populismus und Nationalismus eine Absage zu erteilen und die Internationalität als obersten Leitgedanken zu verankern. Das gilt im Gedenken in Mauthausen ebenso, wie auch in unserem heutigen Bestreben für eine gerechtere, sozialere und menschlichere Welt.“

Nachdem weit über 90 Prozent der Opfer des Lagers Mauthausen weder Deutsche noch Österreicher waren, ist diese Feier von internationaler Bedeutung und stellt die weitaus größte Gedenk- und Befreiungsfeier weltweit dar. Begonnen wurde die Befreiungsfeier mit der Verlesung des Mauthausenschwurs in mehr als 20 verschiedenen Sprachen – an einem Ort wie dem ehemaligen KZ Mauthausen, wo von 1938 bis 1945 Deutsch die einzig erlaubte Sprache war, wollten wir damit ein besonders starkes Zeichen der Internationalität setzen.

An Stelle des Einmarsches der nationalen und internationalen Delegationen wurde der Ausmarsch aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Ende des Festaktes zum Höhepunkt der Feierlichkeit. Auch dieses Jahr wurde der Auszug aus Mauthausen von den KZ-Überlebenden Dušan Stefancic, Yauhen Chrol, Nikolai Kireev, Aba Lewit, Jehuda Gurvich, Shaul Spielmann, Andrew Sternberg gemeinsam mit GIs der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika und Schülerinnen und Schüler der NMS Mauthausen angeführt. Damit soll die Befreiung der KZ-Inhaftierten symbolisiert werden.

Internationale Beteiligung an der Gedenk- und Befreiungsfeier
Die Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen begann mit einem ökumenischen Wortgottesdienst mit Bischof Dr. Michael Bünker, Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer und Erzpriester Ioannis Nikolitsis. Gefolgt wurde dieser durch Begrüßungsworte von Willi Mernyi und den Kranzniederlegungen durch Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Mag. Christian Kern und die internationalen und nationalen Delegationen und Jugendorganisationen. Während der Kranzniederlegung hielten die Vertreterinnen und Vertreter der Opferorganisationen aus Frankreich und den USA ihre Gedenkreden in den jeweiligen Landessprachen. Durch die Gedenkfeier führten Konstanze Breitebner und Mercedes Echerer.


 

Rede von Bundespräsident Alexander Van der Bellen
Teilnahme von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer an der Gedenkveranstaltung anlässlich 72 Jahre Befreiung des KZ Gusen

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Gruß gilt ganz speziell anwesenden Überlebenden der NS-Verfolgung, den Überlebenden des KZ-Gusen und deren Nachkommen.

Es beeindruckt mich, wenn Menschen, denen so viel Leid angetan wurde, an die Stätten der Verfolgung, der Folter und der Morde zurückkehren.

Es ist dies ein Gedenken an Schicksalsgenossinnen und -genossen, Bekenntnis und Mahnung für uns alle.

Ich begrüße ganz herzlich auch all diejenigen, die sich heute in Gusen um das Erinnern, Gedenken und um die Vermittlung engagieren.

Ich finde es äußerst bedeutsam, dass hier zahlreiche Projekte realisiert wurden, die an Gedenk-Initiativen der ehemaligen Häftlinge anschließen und die Erinnerung an die unvorstellbare Unmenschlichkeit, die hier stattfand, wachhalten.

So beherbergt das 2004 errichtete Besucherzentrum eine beeindruckende Dauerausstellung zur Geschichte des KZ Gusen. Ebenso wurde unlängst eine weitere Freiluftausstellung zur Geschichte der Stollenanlage Bergkristall für BesucherInnen errichtet.

Vielfältige weitere Angebote ergänzen die Ausstellungen.

Diese Entwicklungen werden sowohl von Seiten der Republik Österreich als auch durch regionale Initiativen und internationale Partner unter Einbindung der Zivilgesellschaft getragen.

Wir stehen heute 72 Jahre und einen Tag nach der Befreiung dieses Lagers an diesem Ort. Mehr als 70.000 Menschen aus ganz Europa wurden aus dem Kreis ihrer Nächsten, aus ihrem Leben gerissen und mussten hier in Gusen die nationalsozialistische Ideologie, des Prinzips der „Vernichtung durch Arbeit“, am eigenen Leib erleiden.

Mehr als die Hälfte der hierher Deportierten überlebte das Lager Gusen nicht, fiel der Gewalt, der Folter, der Unterernährung, der mangelhaften medizinischen Versorgung, der rücksichtslosen Ausbeutung ihrer Arbeitskraft zum Opfer.

Es waren Morde auf unterschiedliche und sadistische Weise. Es sind unfassbare Zahlen und unfassbare Schicksale.

Gusen I, II und III waren Nebenlager des Hauptlagers Mauthausen. Aber alleine Gusen I war wesentlich größer als das Hauptlager. Mauthausen wurde zum Synonym der NS-Vernichtungsmaschinerie in Österreich.

Mir geht eine Schilderung eines Schicksals nicht aus dem Sinn, die ich unlängst gelesen habe. Sie ist für mich ein Beispiel von vielen Tausenden:

Während der Arbeiten an seiner Wohnung in Amsterdam fand vor einiger Zeit ein Elektriker in einer Zwischendecke einen in Zeitungspapier gewickelten Koffer.

Der Inhalt waren Dokumente und Visa-Anträge an US-Behörden, die Verfolgte vor 76 Jahren stellten. Der Elektriker übergab den Koffer dem Jüdischen Museum in Amsterdam, das die Hintergründe recherchierte.

1938 flüchtete die Familie Redlich, der der Koffer gehörte, aus Hamburg. Die Eltern und deren zwei Söhne Peter und Gunther gelangten nach Amsterdam. Peter wurde in Amsterdam verhaftet und schlussendlich nach Mauthausen deportiert. Ich las, dass er in Mauthausen ermordet wurde, wobei nicht klar ist, ob dies nicht in einem der Nebenlager, also vielleicht hier geschah.

Die Eltern wurden nach Westerbork deportiert und von dort nach Auschwitz, wo auch sie 1944 ermordet wurden. Es wird vermutet, dass auch der Sohn Gunther

wenige Wochen nach den Eltern in Auschwitz ermordet wurde.

Eine Familie wurde ausgelöscht! Was blieb ist ein Koffer.

Darin fanden sich Schulzeugnisse von Peter und ein Foto von ihm. In einem Zeugnis steht, dass er seine Schulaufgaben penibel erfüllte. Es sind darin auch Geschenke, die er den Eltern in besseren Zeiten machte: Ein Bleistift für die Mutter und ein Feuerzeug für den Vater. Und es war ein Brief von Peter im Koffer, den er aus Mauthausen an seine Eltern schrieb: „Mir geht es gut, macht euch keine Sorgen.“

Eine Nachricht in dem Koffer teilt den Tod des 19jährigen mit.

Eine Antwort auf die Visa-Anträge der Familie ist in dem Koffer nicht enthalten, wir wissen nicht, ob es je eine gab. Peter Redlich ist ein Schicksal von vielen.

Wir können daran erahnen, welches Leid, welche Qualen die Vernichtungsmaschinierie der NAZIS von diesem Ort aus über ganz Europa brachte. Für mich bedeutet die Erinnerung und das Gedenken an die Schrecken der NS-Herrschaft Warnung vor Nationalismus, vor Hetze, vor egoistischer Ausgrenzung „der Anderen“ und vor Entsolidarisierung.

Wir leben heute in einem anderen Österreich und einem anderen Europa.

Heute hat der Begriff „Menschenrechte“ eine Bedeutung, die er 1945 und davor noch nicht hatte. Bei allen Problemen denen wir uns stellen müssen: Die Zeiten sind nicht vergleichbar mit den 30er und 40er Jahren. Vergleichbar ist aber die Gefahr, dass wir die Sensibilität, die Empathie für unseren Nachbarn, Arbeitskollegen oder Hilfesuchende verlieren.

In diesem Sinne halte ich das Gedenken für eine in die Gegenwart und Zukunft wirkende und reichende Notwendigkeit.

Daher danke ich dem Gedenkdienstkomitee Gusen und allen ehrenamtlichen engagierten Mitgliedern für ihr unermüdliches Wirken!

Herzlichen Dank!


 

 Kern: Absage an Nationalismus
Forderung nach gelebter Solidarität und Toleranz
Mauthausen/Wien (bka) - Rund 7 000 Menschen aus aller Welt haben in Mauthausen der Befreiung des Konzentrationslagers in Oberösterreich vor 72 Jahren gedacht. Die Spitzen der Republik erteilten dabei dem Nationalismus eine Absage und mahnten Werte wie Solidarität und Toleranz ein. Bundeskanzler Christian Kern betonte, dass Nationalismus, Chauvinismus und Rassismus "mit unseren stärksten Waffen" entgegengetreten werden müsse. Das gemeinsame Gedenken sei ein wichtiger Auftrag und erinnere an die Bedeutung von gelebter Solidarität und Zivilcourage.

In Mauthausen und seinen Nebenlagern waren rund 200 000 Personen interniert, mindestens 90 000 davon starben. Am 5. Mai 1945 trafen erstmals Einheiten der US-Armee ein und befreiten die Überlebenden. Die diesjährige Gedenkfeier stand unter dem Motto "Internationalität verbindet".


 

 Mitterlehner: Gemeinsamer Einsatz für "Niemals wieder"
72. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen - Gesellschaft zusammenhalten statt spalten - Gemeinsamer Einsatz für Frieden, Freiheit, Menschenrechte und Demokratie
Mauthausen/Wien (övp-pd) - "Das Gedenken in Mauthausen ermahnt uns alljährlich an unsere Verantwortung, alles dafür zu tun, damit sich das dunkelste Kapitel unserer Geschichte nicht wiederholt. 'Niemals wieder' muss unsere gemeinsame Devise sein", sagt Vizekanzler Reinhold Mitterlehner anlässlich der internationalen Gedenk-und Befreiungsfeier. Auch 72 Jahre nach der Befreiung des größten nationalsozialistischen Konzentrationslagers auf österreichischem Boden sei die Pflege der Erinnerung besonders wichtig: "Wir müssen wachsam bleiben und brauchen dafür auch eine aktive Erinnerungskultur, um Rückschlüsse für Gegenwart und Zukunft zu ziehen", so Mitterlehner. Das notwendige Eintreten gegen Antisemitismus und Rassismus erfordere Mut und Zivilcourage, genauso wie der Einsatz für Demokratie, Respekt und Toleranz.

Gedenkminute beim Leopold Figl-Denkmal
Im Rahmen der internationalen Befreiungsfeier fand sich Vizekanzler Mitterlehner zu einer Gedenkminute beim Leopold Figl Denkmal ein. "Ehren wir diesen großen Österreicher stellvertretend für alle, die die Gräueltaten des Nationalsozialismus ertragen mussten und für die Freiheit unserer Heimat gekämpft haben", sagt Mitterlehner. "Leopold Figl hat immer an Österreich geglaubt. Auch Qual und Folter durch den Nationalsozialismus konnten ihn nicht brechen. Er hat unbeirrt für die Freiheit gekämpft und war einer der Gründerväter der Zweiten Republik. Seine Einstellung sollten wir uns auch heute zum Vorbild nehmen: Setzen wir uns für ein modernes Österreich im Herzen Europas ein. Dabei dürfen wir uns auch von Herausforderungen, Rückschlägen oder mangelnder Solidarität nicht entmutigen lassen. Aber vor allem: Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren. Der Einsatz für Frieden, Freiheit, Demokratie und Menschenrechte sollte über Parteigrenzen hinweg einen."


 

 

 Glawischnig: Nicht nur erinnern, heute auch handeln!
Antidemokratischen Tendenzen ist entgegenzuwirken - Politische Bildung in allen Schultypen!
Mauthausen/Wien (grüne) - „Es hat lange gedauert, bis in Österreich durch die Republik und breite Teile der Bevölkerung der 8. Mai 1945 endlich als ‚Tag der Befreiung’ gedeutet und anerkannt wurde. Der heutige 72. Jahrestag sollte jedoch nicht nur Grund zur Erinnerung an das Ende des nationalsozialistischen Verbrecher-Regimes sein, sondern auch Anregung, darüber nachzudenken, wie den besorgniserregenden antidemokratischen Tendenzen in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken ist“, sagt Eva Glawischnig, Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen, anlässlich des Jahrestages der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht und dem damit einhergehenden definitiven Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.

Glawischnig erinnert aus diesem Anlass an die zeitlose Bedeutung des Mauthausen-Schwurs, mit dem die aus dem KZ befreiten Häftlinge bekräftigten, „nach erlangter eigener Freiheit und nach Erkämpfung der Freiheit unserer Nationen die internationale Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis bewahren und daraus die Lehren ziehen” zu wollen.

„Wenn nun aber die aktuelle SORA-Studie zum Geschichtsbewusstsein und zu den autoritären Einstellungen in Österreich aufzeigt, dass ein Drittel der jüngeren Bevölkerung nicht beurteilen kann, ob der Nationalsozialismus Gutes oder Schlechtes hervorgebracht hat, wenn über 40 Prozent einen ‚starken Mann’ an der Spitze des Staates und fast ein Viertel eine Diktatur wünschen, weist dies darauf hin, dass wir auf dem Weg sind, die Lehren aus der Vergangenheit nicht zu ziehen“, warnt Glawischnig. Auch eine aktuelle Studie der Stadt Salzburg und der Pädagogischen Hochschule Stefan Zweig bestätigt diesen erschütternden Befund. Für Glawischnig und die Grünen sei es daher essentiell, sofort in einem ersten Schritt bei den Jüngeren anzusetzen: „Wir benötigen offenbar einen intensivierten Zeitgeschichte-Unterricht. Zudem fordern wir Grüne seit Jahren ein Pflichtfach ‚Politische Bildung’ in allen Schultypen und Jahrgängen. Denn wir müssen uns zwar erinnern, heute aber auch handeln, damit das Bekenntnis zu Demokratie, Freiheit und Solidarität längerfristig nicht auf der Strecke bleibt.“


 

Stelzer: Oberösterreich stellt sich immer wieder dem schweren Erbe, das der NS-Terror hinterlassen hat.
Mauthausen/Linz (lk) - "Wir in Oberösterreich stellen uns immer wieder dem schweren Erbe, das uns der NS-Terror hinterlassen hat", betonte Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer anlässlich der internationalen Befreiungsfeier im ehemaligen KZ Mauthausen. "Die Tatsache, dass Oberösterreich ein Tatort war und auch Oberösterreicher unter den Tätern waren, verpflichtet uns", so der Landeshauptmann. Die persönliche Schuld hätten die Täter zwar mit ins Grab genommen. Die Folgen Ihrer Schuld, die die Grundlagen menschlicher Sittlichkeit zu tiefst erschüttert haben, seien für uns Nachgeborene Auftrag und Verantwortung.

Stellvertretend dafür nennt Stelzer Schloss Hartheim, den Schauplatz von 30.000 Euthanasiemorden, der sehr bewusst als Lern- und Gedenkort konzipiert wurde.

"Lern- und Gedenkort deshalb, weil Gedenken nur dann in die Zukunft weist, weil es mit dem Anspruch des Lernens verbunden ist. Ganz entscheidend ist für mich in diesem Zusammenhang, dass über 50 % der Besucher von Schloss Hartheim junge Menschen zwischen 14 und 18 Jahren sind. Damit wird deutlich, dass der Lern- und Gedenkort Schloss Harteim als außerschulischer Lernort gut etabliert werden konnte.

Diese Erinnerungskultur ist ein wichtiges Stück Zukunftssicherung. Gerade junge Menschen müssen die Wahrheit über die Vergangenheit kennen. Denn wenn sie die Wahrheit in vollem Umfang kennen, werden sie denen entschieden wiedersprechen, die die Tatsachen leugnen oder verfälschen. Sie werden denjenigen entgegentreten die nicht begreifen wollen, die die Toten missachten und die Überlebenden beleidigen", erklärt Stelzer.


 

Abordnung aus Bozen bei der Gedenkfeier in Mauthausen
Anlässlich der Gedenkfeiern zur Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen war auch dieses Jahr eine Delegation der Stadt Bozen anwesend.
Mauthausen/Bozen (comune) - Die Stadt Bozen nahm auch heuer mit einer offiziellen Abordnung und dem städtischem Emblem an der Gedenkfeier in Mauthausen teil. Das ehemalige KZ wurde als letztes großes NS-Konzentrationslager am 5. Mai 1945 befreit. Auch Bozen war 1944/45 Sitz eines Durchgangslagers von dem fünf Menschentransporte in das Vernichtungslager von Mauthausen führten.

Die Stadt Bozen erachtet es deshalb als seine ethische Pflicht den Opfern gegenüber, die Erinnerung an die traurigen Ereignisse des Holocausts für immer wachzuhalten. Diese reflexive Gedenkkultur hat in Bozen seit Jahren Früchte getragen und ist in zahlreiche Publikationen, schulische Initiativen, Führungen zur ehemaligen Lagermauer eingeflossen. Sie hat außerdem zur Schaffung eines eigenen Archivbestandes zur Geschichte des Bozner Durchgangslagers geführt.


 

Sigl bei Gedenkveranstaltung in Spital am Pyhrn
Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht, sondern fordern uns täglich heraus
Phyrn/Linz (lk) - Der 5. Mai ist der Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalismus und der 8. Mai der Tag des Kriegsendes. Neben Mauthausen, Gusen, Ebensee und Schloss Hartheim zählt auch Spital am Pyhrn zu den Gedenkstätten an die Verbrechen des Nationalsozialismus in Oberösterreich. Von März 1943 bis Jänner 1945 wuchsen dort beinahe 100 Kinder von Zwangsarbeiterinnen unter widrigsten Bedingungen auf – rund ein Drittel von ihnen starb.

„Jedes Schicksal steht für sich und erzählt auf seine Weise von unfassbarem Leid, bis hin zur systematischen Ermordung. Diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit haben stattgefunden und verjähren nicht. Wir sind es den Opfern des Nationalsozialismus schuldig, mit diesen historischen Fakten verantwortungsbewusst umzugehen, das Wissen über die Gräueltaten von damals weiterzugeben und das Erinnern wachzuhalten“, erklärte Landtagspräsident KommR Viktor Sigl im Rahmen der Gedenkfeier.

Als zentrale Botschaft an alle definierte Sigl, dass Vergangenes nicht vergessen wird: „Es fordert uns täglich heraus, unser Miteinander nach Maßstäben der Menschlichkeit zu gestalten. Über allem Handeln in Politik und Gesellschaft müssen heute Grundwerte, Toleranz, und die Wahrung der Menschenwürde stehen. Das betrifft uns alle – heute und morgen, nicht nur an Gedenktagen. Wir müssen alles tun, damit wir jene Fehlentwicklungen verhindern, die den Aufstieg von Radikalen ermöglichen und ein undemokratisches Regime zulassen.“

Zum Erinnern an Gedenktage gehört aus das Selbstverständnis, unsere Politik als Gegenentwurf zum Nationalsozialismus in Erinnerung zu rufen und weiter zu entwickeln. „Nie wieder Krieg – dazu stehen wir als demokratisches Land, das in Frieden mit seinen Nachbarn lebt. Wir dürfen nicht vergessen, mit der Europäischen Union in einer Vereinigung zu leben, die seit 60 Jahren Konflikte auf dem Verhandlungstisch und nicht am Kriegsschauplatz austragen. Nun gilt es, das gemeinsame Europa, das Frieden und starke Demokratien garantiert, weiter zu entwickeln und zu stärken“, so Sigl abschließend.

Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt für die Politik muss laut Sigl auch die aktive Einbindung der Jugend in die Demokratie sein: „Wir müssen verstärkt den Jugendlichen die Vorteile der Demokratie vermitteln und sie einladen, sich aktiv in Politik und Demokratie einzumischen. Nur so können wir verhindern, dass sich Menschen antidemokratischen Systemen, wie dem Nationalsozialismus, zuwenden.“ Der Oö. Landtag setzt deshalb seit einigen Jahren Maßnahmen für Jugendliche im Bereich der Demokratievermittlung, wie beispielsweise die Werkstatt für Demokratie, Schülerdiskussionen oder Gespräche mit Abgeordneten beim Besuch der Plenarsitzungen des Oö. Landtags.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.mkoe.at/

 

 

 

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