Bilder im Kopf – Wien Modern 30

 

erstellt am
09. 06. 17
13:00 MEZ

Von 31.10. bis 1.12.2017
Wien (sky unlinited) - 1988 wurde Wien Modern von Claudio Abbado gegründet, 2016 setzte das Festival für vielfältige neue Musik mit 26.644 BesucherInnen und mehr als verdreifachten Karteneinnahmen eine vorläufige Bestmarke. Die 30. Ausgabe im November 2017 rückt unter dem Titel „Bilder im Kopf“ die Kraft der Imagination in den Mittelpunkt.

Dank zahlreicher Partner wartet das Jubiläumsjahr mit einigen international herausragenden Produktionen auf, darunter Hans Werner Henzes Floß der Medusa, Abel Gances Stummfilm J’accuse mit Musik von Philippe Schoeller, Olga Neuwirths Le encantadas, Gérard Griseys Les Espaces acoustiques u.v.a. An 32 Spieltagen und 26 Spielstätten in 11 Wiener Gemeindebezirken finden rund 90 Veranstaltungen mit über 50 Ur- und Erstaufführungen statt. Neben dem Generalpass, der Zugang zu 44 der 48 Produktionen gibt (€ 130 / € 85), werden heuer auch zwei ermäßigte Pakete mit 4 bzw. 5 Veranstaltungen („French Touch“ & „Ganz großes Kino“) angeboten. Das Programm ist online unter www.wienmodern.at, der Vorverkauf läuft seit dem 8. Juni.

„In den letzten Jahrzehnten hat sich die Musik immer mehr von der Abstraktion befreit“, sagt der künstlerische Leiter Bernhard Günther. „Die extrem bildhaften Möglichkeiten der Gegenwartsmusik werden bei Wien Modern 2017 auf durchaus spektakuläre Weise vor Augen geführt: In Le Encantadas versetzt Olga Neuwirth mit raffinierter Raumelektronik die ZuhörerInnen in der Halle E in die Akustik einer jahrhundertealten Kirche in Venedig. Gérard Grisey legte mit Les Espaces acoustiques ein glitzerndes, irisierendes, regenbogenbuntes Alternativmodell zur Musik der Nachkriegsavantgarde vor. Peter Eötvos braucht für seine Chinese Opera weder Bühne noch Kostüme, nur seine überbordende Klangfantasie. Das Festival Wien Modern 2017 zeigt Musik, die auf vielfältige Weise die Imagination der ZuhörerInnen in Gang setzt. Ein guter Augenblick, um sich von Klischeevorstellungen zu verabschieden und neue Musik mit Augen und Ohren zu entdecken.“

Film, Video, Malerei, Fotografie und Multimedia
Auch, wenn es in erster Linie um jene Bilder geht, die beim Hören von Musik im Kopf des Publikums entstehen, spielen Film, Video, Malerei und Fotografie heuer eine prominente Rolle im Programm. „Als nächsten Schritt nach dem bewusst schwarzweiß gehaltenen Programm 2016 zeigt Wien Modern mehr Mut zur Farbe und präsentiert eine buntere Format- und Medienvielfalt“, so Bernhard Günther.

Zum Auftakt des Festivals mit den Wiener Symphonikern (31.10.) steht mit dem Stummfilm „J’accuse“ (Abel Gance 1919 mit Orchestermusik und Elektronik von Philippe Schoeller) ein außergewöhnlicher Augenblick der Kinogeschichte auf dem Programm: Als eine Art erster „embedded journalist“ drehte Gance mit Soldaten des Ersten Weltkriegs auf originalen Schlachtfeldern bei Verdun einen dramatischen Antikriegsfilm – Zombie-Armee inklusive.

Das Eröffnungskonzert mit dem RSO Wien (02.11.) erinnert an einen doppelten Skandal: 1816 starben fast 140 Menschen auf dem Floß der Medusa, festgehalten auf Théodore Géricaults berühmtem Gemälde. 1968 wurde Hans Werner Henzes gesellschaftskritisches Oratorium Das Floß der Medusa zur Ikone des Revolutionsjahres, die für Hamburg geplante Uraufführung ging im Tumult unter und fand erst 1971 in Wien statt. RSO Wien, Wiener Konzerthaus und Wien Modern bringen das epochale Werk mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung in herausragender Besetzung wieder auf die Bühne.

Das Claudio Abbado Konzert (04.11.) blickt nach vorn: Ein neues Orchester aus Wien und Paris präsentiert Ur- und Erstaufführungen von Iris ter Schiphorst, Georges Aperghis und Hugues Dufourt. Im Rahmen von 200 Jahre mdw dirigiert Ilan Volkov zahlreiche Studierende aus beiden Städten in einer anspruchsvollen Orchesterpremiere im Zeichen des Festivalgründers.

Der aus Paris stammende Komponist Hugues Dufourt präsentiert bei Wien Modern 2017 zahlreiche Werke, die oft auf Gemälde Bezug nehmen, u.a. Joachim Patinirs Überquerung des Styx aus dem Mittelalter (zu hören im Abbado-Konzert), Tiepolos großes Weltgemälde an der Decke der Würzburger Residenz (Les continents, 17.11.) sowie die mehrfach preisgekrönte Produktion Burning bright der Percussions de Strasbourg mit Licht und Bühne von Enrico Bagnoli (03.11.).

The Acousmatic Project und 50 Jahre Ö1 sind Partner bei einem Wochenende im Dachgewölbe der TU, das ganz im Zeichen der akusmatischen, radiophonen und (raum-)elektronischen Musik steht. Mit Dziga Vertovs Mann mit der Kamera steht hier ein weiterer Stummfilmklassiker auf dem Festivalprogramm, mit elektronischem Soundtrack von Pierre Henry. Dazu kommen eine Personale der argentinisch-französischen Elektronik-Pionierin Beatriz Ferreyra, zahlreiche neue Stücke aus Österreich sowie eine interaktiv-performative Kochshow mit Götz Bury.

Video spielt eine tragende Rolle in den Projekten von Jennifer Walshe, die mit dem Arditti Quartet eine wilde Traumtagebuch-Performance präsentiert (13.11.), in François Sarhans Stationentheater One Shot Train im echoraum (10.–12.11.), bei Carola Bauckholts Oh, I see im Künstlerhaus 1050 (12.11.) sowie in der Film-Text-Musik-Installation Daily Transformations von Anna Henckel-Donnersmarck, Lisa Spalt und Clemens Gadenstätter (26.11.).

Frankreich
„Mit der Musique spectrale und der Musique concrète kommen zwei wesentliche Impulse für mehr Farbe in der Gegenwartsmusik aus Frankreich – ein guter Grund, heuer mehrere Generationen französischer KomponistInnen in Wien vorzustellen.“ (Bernhard Günther)
Hugues Dufourt, Tristan Murail, Philippe Schoeller, Beatriz Ferreyra, Michel Chion und François Sarhan werden ihre Musik in Wien persönlich präsentieren. Dazu kommen Hauptwerke von Gérard Grisey, Olivier Messiaen, Gérard Pesson, Claude Vivier und Georges Aperghis sowie eine lange verschollene Uraufführung des 1973 verstorbenen Jean Barraqué. Mit dem Ensemble intercontemporain unter Leitung seines Chefdirigenten Matthias Pintscher, dem Ircam sowie den Percussions de Strasbourg sind auch prominente französische Interpreten bei Wien Modern 2017 zu Gast.

Projekte für junges Publikum
Die traditionsreiche Zusammenarbeit zwischen Wien Modern und Dschungel Wien wird heuer durch das ZOOM Kindermuseum verstärkt. Insgesamt stehen damit 2017 ein Hör- und Malworkshop für Kinder und Erwachsene (Bilder im Kopf, 01.–04.11.), eine Reise mit dem Finger auf der Landkarte (Atlas der abgelegenen Inseln, 06.–11.11.) sowie ein kollektives Tagebuch (Dreihundertfünfundsechzig+, 21.–24.11) auf dem Programm. Dazu kommen das IGNM-Projekt Junge Musik (07.11.) sowie weitere musikvermittelnde Aktivitäten mit Schulen (u.a. 01.12.).

Junge KomponistInnen und Ensembles
Die generationsübergreifende Offenheit des Festivals Wien Modern zeigt sich nicht zuletzt darin, dass neben traditionsreichen Orchestern und Ensembles, Starinterpreten wie Gidon Kremer und epochalen KomponistInnen des 20. Jahrhunderts jüngere Generationen von KünstlerInnen verstärkt zu Wort kommen. 2017 sind das u.a. asamisimasa, ensemble reconsil, Ensemble Platypus, Eunoia Quintett, Mondrian Ensemble, Schallfeld Ensemble, zahlreiche Studierende von mdw, MUK, TU Wien, Universität Wien, Anton Bruckner Privatuniversität Linz und CNSM Paris, Schülerinnen aus Wien und Linz sowie KomponistInnen wie Yoav Chorev, Bnaya Halperin-Kaddari, Alexander Kaiser, Anna Korsun, Julia Purgina u.v.a. Beim Abschlusskonzert werden Preisträgerwerke des mdw-Kompositionswettbewerbs zum Thema „Bilder im Kopf“ uraufgeführt (01.12.).

Erste Bank Preisträger 2017: Hannes Kerschbaumer
Der 1981 in Brixen/Südtirol geborene, in Innsbruck lebende Hannes Kerschbaumer ist Preisträger des Erste Bank Kompositionspreises 2017. Zu seinen Lehrern zählen Gerd Kühr, Pierluigi Billone, Georg Friedrich Haas und Beat Furrer. Kerschbaumer schafft Klangvorstellungen mit einer nahezu haptischen Anmutung – Musik, die man fast mit Händen greifen kann. Zwei seiner insgesamt fünf heuer im Festival zu hörenden Werke stehen auf dem Programm des Preisträgerkonzerts mit dem Klangforum Wien (22.11.) – an der Seite von Gérard Griseys letztem Werk Vier Lieder, um die Schwelle zu überschreiten.

Late Night
Mit sechs Konzerten im rhiz, im MuseumsQuartier, in der Galerie Jünger und im Kuppelsaal der TU wird das Programmangebot für Nachtschwärmer ausgeweitet, darunter beispielsweise Judith Unterpertinger in der Galerie Jünger (14.11.) und Elektronik mit dem von der Kunsthalle präsentierten Aphex-Twin-Wegbegleiter Florian Hecker (18.11.).

Neue Spielorte
Dem Festivalthema entsprechend lädt Wien Modern 2017 an zahlreiche Orte der Bilder – in Galerien, Museen und ins Kino. Dazu kommen verschiedene Spielorte auf der Schmelz (11.11.), ein Ausflug in den Prater (12.11.), die Wohnparkkirche Alt-Erlaa (19.11.), das Mondschein im ehemaligen Postamt in der Mondscheingasse (06.–18.11.), rhiz, Reaktor, ORF RadioKulturhaus und Casino Baumgarten. Mit 12 Veranstaltungen in Halle E, Halle G und Arena 21 sowie 18 Veranstaltungen im Dschungel Wien wird das MuseumsQuartier zu einer wesentlichen Spielstätte des Festivals 2017.

Produktionspartnerschaften und Kooperationen
Ein großer Teil des Festivals wird ermöglicht durch Koproduktionen und Kooperationen mit zahlreichen Partnern. Das gilt in besonderem Maße für drei Musiktheater-Produktionen: Die Barraqué-Uraufführung Die Reise als Produktion des sirene Operntheaters (06.–18.11.), der Parcours An die Grenze als Produktion von netzzeit und Ensemble Platypus (11. + 18.11.) sowie die Produktion der Neuen Oper Wien mit Dominique Menthas Neuinszenierung von Die Antilope (Johannes Maria Staud / Durs Grünbein, 11.–16.11.)

Die langjährigen institutionellen Partnerschaften mit Wiener Konzerthaus, Musikverein und ORF RSO Wien werden erweitert durch enge Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern sowie durch die Kooperation mit dem MuseumsQuartier. In besonderem Ausmaß sind im gemeinsamen Jubiläumsjahr auch die mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien sowie Ö1 (Kunstradio) und ORF RadioKulturhaus am Zustandekommen des Festivals beteiligt. Zu den weiteren Produktionspartnern des Festivals Wien Modern gehören The Acousmatic Project, Alte Schmiede, büro lunaire, Dschungel Wien, echoraum, ensemble reconsil, ensemble xx. jahrhundert, IGNM, IMA Institut für Medienarchäologie, institut 5haus, Institut für Philosophie der Universität Wien, KlangforumWien, Kunsthalle Wien, makemake Produktionen, mica music austria, Österreichisches Filmmuseum, Schallfeld Ensemble, theaternyx*, Verein .akut, Verein für Kunstvermischung und ZOOM Kindermuseum.

Das Festival wird vom Verein Wien Modern in Kooperation mit der Wiener Konzerthausgesellschaft und der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien veranstaltet. Wien Modern wird ermöglicht von der Kulturabteilung der Stadt Wien, dem Bundeskanzleramt Kunst und Kultur sowie dem Festivalsponsor Kapsch AG und dem Sponsor Erste Bank. Mit freundlicher Unterstützung der SKE.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.wienmodern.at

 

 

 

 

 

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