Betriebe beschäftigen mehr Ältere denn je

 

erstellt am
04. 07. 17
13:00 MEZ

Bonus-Malus-Modell kommt voraussichtlich nicht – Wirtschaft bei Erreichung der Beschäftigungsziele bei Älteren auf gutem Weg
Wien (pwk) - Die Zahl der Beschäftigten über 50 erreicht Ende Juni 2017 mit 982.000 oder + 5,3% erneut ein Höchstwert. „Noch nie haben so viele ältere arbeitslose Personen seit Jahresbeginn eine Beschäftigung gefunden wie im heurigen Jahr“, sagt Martin Gleitsmann, Leiter der sozialpolitischen Abteilung in der WKÖ. Dies hat für Betriebe besondere Relevanz: Per Ende Juni 2017 war der Stichtag für die Frage, ob das vereinbarte Bonus-Malus–Modell umgesetzt wird oder nicht. Werden bestimmte Beschäftigungsquoten für über 55-jährige Männer und Frauen per Ende Juni 2017 nicht erreicht, so soll ab 1.1.2018 das Bonus-Malus-Modell einsetzen. Der Malus würde für Betriebe, die weniger Personen 55 plus beschäftigen als der Branchenschnitt, die doppelte Auflösungsabgabe bei Beendigung von Dienstverhältnissen betragen. Der Bonus ist für jene Betriebe geplant, die mehr Ältere beschäftigen als der Durchschnitt ihrer Branche, dies hätte eine 0,1%-ige Entlastung des Dienstgeberbeitrages zum FLAF bewirkt.

Per Ende Mai 2017 haben Österreichs Betriebe die festgelegten Zielwerte für die Beschäftigung von über 55-jährigen Männern und Frauen erreicht. Und sie sind auf gutem Weg, diese Werte auch Ende Juni 2017 zu erreichen. „Dafür gebührt Österreichs Unternehmen Respekt und Dank“, unterstreicht Gleitsmann.

Es wäre konsequent, auch Betriebe in die mit 1.7.2017 startenden Pilotprojekte der Förderaktion 20.000 der Bundesregierung einzubeziehen. Denn auf dem ersten Arbeitsmarkt geschaffene Jobs sind nachhaltiger als solche auf dem zweiten Arbeitsmarkt. Jobs auf dem zweiten Arbeitsmarkt kosten deutlich mehr Fördergeld und enden meistens mit Ablauf der Förderung wieder. „Betriebe müssen daher künftig unbedingt auch in die Aktion 20.000 einbezogen werden, wenn Fördergelder effektiv eingesetzt werden sollen“, fordert der WKÖ-Experte.

Konjunkturbedingter Rückgang der Arbeitslosigkeit – Allgemeine Lohnnebenkostensenkung für nachhaltigen Aufschwung notwendig
Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit inklusive der Schulungsteilnehmer um -3,1 % erneut positiv. „Jetzt müssen die richtigen Weichen gestellt werden, um diese Entwicklung nachhaltig zu erhalten. Der mit 1.7. startende Beschäftigungsbonus ist ein guter Anfang. Unsere Betriebe brauchen aber weitere wirksame Unterstützung, wenn sie langfristig Beschäftigung schaffen sollen.

Der EU-Vergleich zeigt: Zur Euphorie besteht kein Grund. „Österreich liegt im EU-Vergleich nach Rumänien an 9. Stelle. Österreich gelingt es im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedstaaten schlechter, die gute Konjunktur für einen stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit zu nutzen. Mit 375.000 Arbeitslosen haben wir für den traditionell guten Monat Juni sehr hohe Zahlen an arbeitslosen Menschen. Der mit 20% hohe Anteil an Langzeitarbeitslosen ist ein Hinweis auf eine strukturelle Verfestigung von Arbeitslosigkeit in Österreich. Es braucht weitere Anstrengungen in der Beschäftigungspolitik wie eine Senkung der allgemeinen Lohnnebenkosten, wenn Österreich im EU-weiten Ranking nicht noch weiter zurückfallen soll", analysiert Gleitsmann.

Fachkräftemangel spitzt sich immer mehr zu
Sehr positiv ist, dass die Zahl der offenen Stellen mit + 38 % nach wie vor stark steigt. Der Wermutstropfen dabei: Vor allem Betriebe im Westen klagen, dass sie ihre offenen Stellen immer schwerer besetzen können. Auch dem AMS gelingt es immer schwerer, Jobs zu besetzen. Während die arbeitslosen Personen im Osten sind, brauchen die Betriebe im Westen händeringend Arbeitskräfte. Der im AMS-Verwaltungsrat erst kürzlich beschlossene Ausbau des Kombilohns und der Entfernungsbeihilfe für Personen, die einen weiter entfernten Arbeitsplatz antreten ist daher ein sehr guter neuer Weg, dem zunehmenden regionalen Missmatch am Arbeitsmarkt entgegenzutreten. „Es darf nicht sein, dass Betriebe in manchen Regionen Aufträge ablehnen müssen, weil sie nicht ausreichend Personal finden, und es auf der anderen Seite nach wie vor Rekordarbeitslosigkeit herrscht. „Eine konsequente überregionale Vermittlung ist ein Muss, um diesen Missmatch auf dem Arbeitsmarkt zu verringern“, so Gleitsmann.

 

 

 

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