Sommerausstellung in Bregenz
Bregenz (stadt) - Die Landeshauptstadt Bregenz widmet dem bekanntesten Bregenzer Künstler, Erich Smodics,
ihre diesjährige Sommerausstellung im Palais Thurn & Taxis. Im Rahmen der Schau vom 15. Juli bis zum 27.
August werden neben ca. 200 Gemälden und Grafiken auch Plastiken präsentiert, die noch nie in der Öffentlichkeit
gezeigt wurden. Kaum irgendwelchen Regeln folgend, hat Erich Smodics aus den Komponenten Farbe, Licht und Raum
das entstehen lassen, was aus seinem innersten Fühlen an die Oberfläche drängte. Dem umfangreichen
Wirken des Künstlers von 1962 bis 2017 gibt die Sommerausstellung gebührenden Raum. Außerdem erscheint
anlässlich der Retrospektive ein 250 Seiten umfassender Ausstellungskatalog.
Bürgermeister Dipl.-Ing. Markus Linhart: "Erich Smodics hat schon in zahlreichen Museen und Galerien
im In- und Ausland ausgestellt. Seine eigenwilligen morphologischen Studien des menschlichen Körpers sprengen
die alten Grenzen der bildnerischen Darstellung bei Weitem und haben ihn zu einem bedeutenden zeitgenössischen
österreichischen Künstler gemacht. Darauf ist Bregenz stolz. Die Werkschau im Palais Thurn & Taxis
sowie der eigens aufgelegte Ausstellungskatalog sind auf jeden Fall eingehende Betrachtungen wert."
Stadtrat Mag. Michael Rauth: "Die Darstellung des menschlichen Körpers hat in der bildenden Kunst eine
lange Tradition. Dabei geht es aber meistens um die äußere Form, die nur sehr eingeschränkt Rückschlüsse
auf die Befindlichkeit der Abgebildeten zulässt. Oberfläche als undurchdringliche Schale ohne Blick ins
Innere. Erich Smodics hat dieses Prinzip, wenn man so will, umgedreht. Ihm genügt als Ausdruck für das
Wesen nicht ein Gesichtszug oder eine Geste. Er präsentiert in seinen Bildern und Zeichnungen sozusagen die
innere Figur des Menschen und schafft damit ganz andere Motive, die ihresgleichen suchen."
Der junge Erich Smodics
1941 in Bregenz geboren, beide Elternteile stammten aus dem Burgenland (Mutter Aloisia war Hausfrau, Vater
Josef Tischlermeister), erlernte er den Beruf des Formstechers und Designers. Schon als Kind kam er in Kontakt
mit seinem Nachbarn und mehrmaligen Staatsmeister im Segelfliegen, Franz Röggel. Röggel war aber nicht
nur ein außergewöhnlicher Segelflieger, sondern auch ein begnadeter Modellbauer von Fluggeräten
bzw. -maschinen. In dem von ihm geleiteten Modellbauklub bemalte Smodics im Alter von 15 Jahren mit Spannlaken
die Werkstatttüre und -kisten, die Wände und anderes mehr. Schon in dieser Zeit hatte ihn der "Kunstvirus"
vollends erfasst. Smodics kaufte sich Postkartenserien von Künstlern wie Vincent van Gogh, Paul Gauguin, August
Macke und vor allem des französischen Malers und "Fauves"-Mitglieds Maurice de Vlaminck, "quasi
als Studienhilfe", betont Smodics.
"Ich war immer schon selbst die Kunst",
sagt Erich Smodics humorvoll. 1962 entschied er sich für den Beruf des Künstlers. 1962 war auch das
Jahr, in dem Smodics und seine Bilder einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. "Christile" (1962)
und "Das Haus am See" (1962) erregten nicht nur die Aufmerksamkeit der Besucher/innen, sondern auch die
vom Professor Robert Schmitt, damals Bildungsreferent des ÖGB und später Bildungsreferent für bildende
Kunst im Kulturamt Wien. Schmitt ermöglichte Smodics, seine Bilder in Wien und danach in Moskau auszustellen.
Der erste Schritt war getan. "Ich hatte natürlich auch immer wieder Glück und Unterstützer
wie den damaligen Bürgermeister Karl Tizian oder auch den jetzigen Bürgermeister Markus Linhart, der
mir die groß angelegte Werkschau im Palais Thurn & Taxis ermöglicht hat", bedankt sich Erich
Smodics bei der Landeshauptstadt Bregenz. Im Jahr 1964 gründete Erich Smodics gemeinsam mit Siegfried Kresser
und Rudolf Zündel die Künstlergemeinschaft "Bregenzer Kreis". Gemeinsame Ausstellungen werden
veranstaltet.
In den 1970er-Jahren entstand die "Appio"-Serie. "Appio" ist der Bekannte eines Freundes. Der
kleinwüchsige Brotlieferant lebt in einem italienischen Dorf am Meer. In den Bildern von Smodics verkörpert
der teils liebenswürdig, teils beängstigend wirkende "Appio" verschiedene menschliche Grundhaltungen
wie Freude oder Ärger. Zudem ist er als Sinnbild für das Unglückliche und nicht der Norm Entsprechende
zu verstehen. Auch die plastischen Arbeiten nehmen einen wichtigen Stellenwert im Schaffen von Smodics ein.
Mit der Skulptur "Menschine" 1980 greift Smodics das Thema der Verbindung von Mensch und Maschine auf.
Die "Menschine" sowie die "Mutationen" entstehen in einer Zeit, in der sich der Künstler
intensiv mit dem Bau von Flugmodellen auseinandersetzt. Die "Menschine" beschäftigt Smodics bis
heute. Seit den 1990er-Jahren entstehen mehrere "Körperwürfelbilder". Der Künstler ist
interessiert an den verschiedenen Perspektiven derselben Pose. Sechs unterschiedliche Körperansichten werden
auf den Flächen eines aufgeschnittenen Würfels festgehalten, von vorn, hinten, unten, oben, links und
rechts. Würden die Flächen wieder zu einem Würfel zusammengeklappt, würde sich der Körper
dreidimensional zusammenfügen.
Ungeheure künstlerische Spannweite
Die umfangreiche Retrospektive bietet dem Kurator, Thomas Schiretz, eine besondere Möglichkeit: "Was
für eine ungeheure Spannweite an verschiedensten künstlerischen Momentaufnahmen, Spannungsebenen, die
sich unglaublich verdichten, vom Expressionismus zum Phantastischen Realismus bis hin zu den Figurinen, die in
der Manier an Oskar Schlemmer erinnern. Ich bin schon sehr auf die Publikumsreaktionen gespannt, die eine oder
der andere wird durch diese Ausstellung einen Erich Smodics für sich neu entdecken können."
Erich Smodics war auch selbst Lehrer, beispielsweise leitete er die Aktseminare des Kunstsymposiums "Segmente"
in Hohenems in den 1980er-Jahren. Außerdem nahm er an zahlreichen Ausstellungen und Biennalen teil und erhielt
mehrere Auszeichnungen und Preise für seine herausragende künstlerische Arbeit, unter anderen
- den Vorarlberger Kunstförderpreis 1978,
- 1982 das Gaststipendium des Deutschen Kulturinstituts Villa Romana in Florenz
1982 und
- den ersten Preis bei der Zeichenbiennale Kosova in Pristina 2008.
Erich Smodics, Werke 1962 - 2017
Sommerausstellung der Landeshauptstadt Bregenz
Wo: Palais Thurn & Taxis, Gallusstraße 10, 6900 Bregenz
Ausstellungsdauer: 15. Juli bis 27. August 2017
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 14 bis 18 Uhr, sowie sonntags, 12 bis 18 Uhr
Führungen: jeden Sonntag um 15 Uhr mit Erich Smodics
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