Migrations- und Flüchtlingspolitik

 

erstellt am
13. 07. 17
13:00 MEZ

 Kern: Kontrolle über Migration zurückgewinnen!
Wien (bka) - Bundeskanzler Christian Kern hat am 12.07. einen Plan skizziert, wie die Migrationsströme von Afrika nach Europa bis 2020 deutlich reduziert werden könnten. Bei illegaler Migration muss das Ziel null lauten. Kern und Verteidigungsminister Doskozil fordern dafür eine gemeinsame Migrations- und Flüchtlingspolitik der EU. Unter anderem soll ein Mitglied der EU-Kommission die verantwortliche Kompetenz haben und u.a. Verhandlungen führen oder Rückführungsabkommen koordinieren.

Kontrolle zurückgewinnen - Schlepperkriminalität Riegel vorschieben
Der Plan umfasst insgesamt sieben Schritte – von einem Marshall-Plan für Nordafrika, über einen effektiven Außengrenzschutz und Verfahrenszentren außerhalb der EU bis hin zu einem einheitlichen Asylsystem. „Wir müssen die illegale Migration stoppen und die Kontrolle wieder zurückgewinnen“, betont Kern. Wichtig sei es zudem, die wirtschaftliche Situation in den Herkunftsländern zu verbessern. „Das ist ein längerer Prozess, der auch ökonomische Kosten verursachen wird“, macht der Kanzler deutlich. Wenn die Asylverfahren bereits in Zentren außerhalb Europas abgewickelt würden, könnte der Schlepperkriminalität ein Riegel vorgeschoben werden, erklärt Doskozil.

Einzelne Mitgliedsstaaten überfordert
Europa kann diese Herausforderung nur gemeinsam bewältigen, einzelne Staaten sind damit überfordert. Wie Italien: Derzeit kommen dort täglich mehrere tausend Menschen über das Mittelmeer, unser Nachbarstaat stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Im Unterschied zu 2016 handelt es sich bei den im ersten Halbjahr 2017 angekommenen Flüchtlingen zum größeren Teil um Personen, die nicht aus von der Genfer Flüchtlingskonvention geschützten Gründen ihr Land verlassen haben. Weniger als ein Fünftel der Personen aus diesen Staaten haben in der EU Recht auf internationalen Schutz zuerkannt bekommen.

EU-einheitliche Regeln notwendig
Aufgrund der massiv unterschiedlichen Anerkennungsquoten der EU-Mitgliedsstaaten ist die ungleiche Verteilung von Asylsuchenden in Europa nach wie vor eklatant. Bisherige Relocation-Programme haben nur kurzzeitig die Erstankunftsländer Griechenland und Italien entlastet. Auch die tatsächlichen Rückführungen stehen in keinem Verhältnis zu den negativen Entscheidungen in den Asylverfahren. Es gilt, die Migrationsströme so zu gestalten, dass die Integrationsaufgabe gelöst werden kann, sagt Kern: „Wenn Europa mit Migrationsströmen konfrontiert ist, die über dieses integrierbare Maß hinausgehen, sind es unsere Werte, die als erstes unter Druck stehen. Das müssen wir verhindern“, stellt Kern klar.

Der Sieben-Schritte Plan im Überblick:

Klarer Plan für die Länder Westafrikas
• Verstärkte Zusammenarbeit mit den Ländern Westafrikas
• Mehr Verfahrenszentrum vor Ort (Niger)

Marshall-Plan für Nordafrika
• Wirtschaftliches Wachstum und politische Stabilisierung ermöglichen • Finanzielle Unterstützung durch Afrika-Treuhandfonds und EU-Investitionsplan für Afrika

Effektiver Außengrenzschutz
• Agenturen wie Frontex entsprechend ausstatten
• Ressourcenbündelung: gemischte EU-Grenzschutzmission aus Polizei, Militär und zivilen Kräften

Ehrliche Information statt betrügerischer Schlepperpropaganda
• Intensivierung der an Migranten gerichteten Informationskampagnen:
   Kontaktaufnahme in den Herkunfts- und Transitländern in Zusammenarbeit
   mit lokalen Akteuren und internationalen Organisationen

Ein europäisches Asylsystem
• Ein gemeinsames europäisches Asylsystem, ein einheitliches Verfahren und eine
   Lastenverteilung mit standardisierten Leistungen, um die Binnenwanderung
   einzuschränken.
• Verfahrenszentren außerhalb der EU zur Durchführung von Asylverfahren in
   Kooperation mit dem UNHCR nach Menschenrechtsstandards.
• Rückführung von illegal eingereisten Migranten in Zentren, um mafiöser
   Schlepperkriminalität die Geschäftsgrundlage entziehen und das Sterben
   im Mittelmeer zu beenden werden

Ein Europa – eine Aufgabe
• Asylberechtigte gerecht und nach Kapazität auf alle EU-Staaten verteilen.

Verstärkte Rückführungen
• Verstärkt Rückübernahmeabkommen ausverhandeln: Dafür soll ein Mitglied
   der Europäischen Kommission speziell mit dieser Aufgabe betraut werden.


 

 Sobotka: Schließung der Mittelmeer-Route alternativlos
Flüchtlingskrise nur dann zu bewältigen, wenn Zustrom gestoppt
Wien (bmi) - Innenminister Wolfgang Sobotka begrüßt nach Äußerungen von Bundeskanzler Kern, dass sich innerhalb der SPÖ am Ende offenbar die Linie Doskozils durchgesetzt hat. Die Schaffung eines Migrationsbeauftragten für die EU kommentierte er dabei wie folgt: "Wenn es für die Schließung der Mittelmeer-Route hilfreich ist, habe ich nichts gegen einen zusätzlichen Beauftragten. Wichtig ist, dass sich bei immer mehr Politikern in Europa die Erkenntnis durchsetzt, dass die Schließung notwendig und alternativlos ist. Alle weiteren Punkte, welche die SPÖ angesprochen hat, decken sich im Grunde mit dem Kurz-Doskozil-Sobotka-Plan."

Es sei gut, dass Bundeskanzler Kern nun einlenkt und sich der Meinung Doskozils anschließt, so der Innenminister abschließend.

 

 

 

zurück

 

     

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin
"Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl
finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at