Menschenhandel ist oft schwer zu erkennen

 

erstellt am
31. 07. 17
13:00 MEZ

30. Juli: UN-Tag zur Bekämpfung des Menschenhandels
Innsbruck (lk) - „Menschenhandel, Zwangsprostitution und moderne Sklaverei sind nicht nur Phänomene in Entwicklungsländern, sie existieren auch ganz real bei uns in Österreich“, betont LRin Christine Baur anlässlich des am 30.07. stattgefundenen jährlichen Welttags gegen den Menschenhandel. In ihre Ressortzuständigkeit fällt die Abteilung Staatsbürgerschaft, in der die Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels in Tirol koordiniert werden. Gerade erst im Juli wurde in Innsbruck von der Exekutive ein Menschenhändlerring zerschlagen.

Die Europäische Kommission legte 2016 erstmals einen ausführlichen Bericht über die Entwicklungen des Menschenhandels vor. Demnach wurden in den Jahren 2013 und 2014 insgesamt 15.846 Opfer registriert. 67 Prozent der ermittelten Betroffenen wurden sexuell ausgebeutet, 21 Prozent sind Opfer von Arbeitsausbeutung. Insgesamt sind 60 Prozent der Opfer Frauen, 19 Prozent Männer, 16 Prozent Mädchen und fünf Prozent Buben. Die Kommission geht jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl weitaus höher als die registrierten rund 15.800 Opfer liegt. Zudem sei zu befürchten, so die Europäische Kommission, dass MenschenhändlerInnen die aktuellen Fluchtbewegungen ausnutzen. Dies gelte vor allem für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

Sensibilisierung ausbauen
„Auch für Expertinnen und Experten ist es oft sehr schwer, die Opfer von Menschenhandel und moderner Sklaverei zu erkennen“, weiß LRin Baur. Die TäterInnen betreiben großen Aufwand, um Ausbeutungssituationen zu tarnen und arbeiten oft mit perfider Beeinflussung, Drohungen und Gewalt, welche die Opfer dazu bringen, zu schweigen oder gar zu lächeln. Hinter der Fassade sind diese Menschen aber traumatisiert – oft wurden viele Opfer schon in ihrer Heimat misshandelt, sind meist völlig ahnungslos über ihre Rechte und können sich aufgrund fehlender Sprachkenntnisse nicht mitteilen. Für Außenstehende ist es meist schwierig, mit den Betroffenen in Kontakt zu treten.

„Im Herbst wird eine Schulung für Landesbedienstete durchgeführt, um die Sensibilisierung für dieses Thema auszubauen und den damit befassten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Rüstzeug für die Identifizierung von Opfern des Menschenhandels mitzugeben“, kündigt LRin Baur an. Zwei Expertinnen in der Bekämpfung von Frauen- und Kinderhandel werden wertvolle Anleitungen geben, auf welche Anzeichen bei möglichen Betroffenen zu achten ist. Eine große Schwierigkeit im Erkennen der Opfer ist allerdings, dass ihnen oft selbst nicht bewusst ist, dass sie ausgebeutet werden. Gründe dafür sind mangelnde Informiertheit bzw. die Täuschungen der AusbeuterInnen, oder sie wollen nicht wahrhaben, dass sie Opfer von Menschenhandel sind. Diese Problematik zeigt sich sehr ausgeprägt im Bereich der Arbeitsausbeutung und besonders bei männlichen Betroffenen.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at