Hammerschmid und Deutsch: Kampf
 gegen Antisemitismus verstärken

 

erstellt am
04. 08. 17
13:00 MEZ

Bildungsministerin und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien diskutieren Möglichkeiten, Antisemitismus in den Schulen stärker zu thematisieren
Wien (bmb) - „Antisemitismus ist leider immer noch verbreitet in unserer Gesellschaft. Das müssen wir mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, bekämpfen”, so Bildungsministerin Sonja Hammerschmid anlässlich eines Treffens mit Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, in den Räumlichkeiten des SC Hakoah. „Ereignisse wie die zuletzt bekannt gewordenen antisemitischen Äußerungen des FPÖ-Politikers Johannes Hübner zeigen allzu deutlich, wie groß der Handlungsbedarf ist. Im Kampf gegen Vorurteile, Diskriminierung und Hass spielen unsere Schulen eine zentrale Rolle. In der Schule können wir gezielt mit Vorurteilen aufräumen und dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche zu toleranten Erwachsenen werden, die allen Menschen - unabhängig von Religion oder Herkunft - respektvoll begegnen”, so Hammerschmid.

„Das Problem beschränkt sich nicht allein auf Extremisten. Antisemitismus wird viel zu oft fälschlicherweise als Kavaliersdelikt betrachtet. Dem wirken engagierte Lehrerinnen und Lehrer entgegen“, sagt Oskar Deutsch. Neben traditionellen Formen von Judenfeindlichkeit sieht die IKG eine besondere Herausforderung in einem wachsenden israelbezogenen Antisemitismus. Deutsch: „Niemand stellt in Frage, dass Kritik an der israelischen Regierungspolitik geübt werden darf. Israel ist der am häufigsten und am lautesten kritisierte Staat der Welt. Wenn seine Existenz in Frage gestellt, seine jüdische Geschichte geleugnet wird und antisemitische Stereotype verbreitet werden, dann handelt es sich um Antisemitismus.“

Das Bildungsministerium setzt seit Jahren in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde Maßnahmen zur Antisemitismusbekämpfung und Prävention an Schulen um. Der Verein erinnern.at führt im Auftrag des Ministeriums unterschiedliche LehrerInnenfortbildungen durch und erstellt auch Unterrichtsmaterialien.
Ein Herzstück der Arbeit sind Deradikalisierungs-Workshops, bei denen Kinder und Jugendliche lernen, Hassreden und radikale Tendenzen zu erkennen, diese kritisch zu hinterfragen und zu entkräften. Im kommenden Schuljahr wird erneut ein Schwerpunkt auf das Thema Antisemitismus gelegt.

Mit Oktober 2017 startet außerdem das Webprojekt „Stories that Move. Toolbox against discrimination“, das in Kooperation mit dem Anne Frank Museum in Amsterdam und anderen führenden europäischen Institutionen erarbeitet wurde. Die interaktive Website hat die Bekämpfung von Antisemitismus und anderen Diskriminierungsformen zum Ziel. Sie beinhaltet fünf Lernmodule, die on- und offline bearbeitet werden können.

Auch die jüdische Gemeinde selbst ist aktiv, klärt über Judentum und den Staat Israel auf. Im Rahmen des Begegnungsprogramms „Likrat“ („aufeinander zugehen“ oder „in Begegnung“ auf Hebräisch) besuchen jüdische Jugendliche Schulklassen in ganz Österreich, stellen sich vor und diskutieren mit Gleichaltrigen über Judentum, über Israel und ihre persönlichen Biografien. „Dieses Programm dehnen wir auf die Universitäten aus“, so Deutsch. Stereotype Wahrnehmungen sollen durchbrochen und antisemitischen Ressentiments entgegengetreten werden. Ein gegenwartsbezogenes Judentum wird dabei vermittelt. Deutsch: „Mit jeder Begegnung steigt das gegenseitige Verständnis.“

 

 

 

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