Theaterdirektor Andreas Beck und
 Autor Josef Haslinger ausgezeichnet

 

erstellt am
06. 09. 17
20:00 MEZ

Wien (rk) - Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny überreichte heute am 6. September im Wiener Rathaus das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien an „zwei Persönlichkeiten, die markante Spuren in Kunst-und Kulturlandschaft hinterlassen haben“: „Andreas Beck ist ein ausgewiesener Experte und Förderer junger österreichischer Dramatikerinnen und Dramatiker. Josef Haslinger ist einer der bedeutendsten und politischsten Autoren des Landes. Die heutige Auszeichnung ist Ausdruck von Anerkennung, Respekt und Dank der Stadt Wien für das Geleistete und die Einladung, weiter künstlerisch tätig zu sein“.

Zahlreiche FreundInnen und WeggefährtInnen haben die Einladung ins Rathaus angenommen, darunter Friedrun und Peter Huemer, Regisseur Simon Stone, Walter Famler und Kurt Neumann von der Alten Schmiede, Anita Zemlyak, Leiterin der Kulturabteilung, Rita Kelemen, kfm. Leiterin des Schauspielhauses und Eva Maria Klinger.

Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann hielt die Laudatio auf ihren Freund und Kollegen Andreas Beck, den sie als „ausgewiesenen Spezialisten für Gegenwartsdramatik“ bezeichnete. Unter seiner Leitung wurde das Schauspielhaus ein Ort für österreichische Dramatiker der jüngsten Gegenwart.

„Wien war immer sehr gut zu mir“, bedankte sich Andres Beck für die Auszeichnung. „Wien war der Ort, der mich als Theatermensch zum Profi machte“. Er habe das Schauspielhaus als Galerie der Gegenwartsliteratur geführt. Hier konnte man ohne Angst arbeiten, ein Ort, an dem auch Scheitern möglich war, so der heutige Direktor des Stadttheaters Basel.

„Josef Haslinger ist einer der eminentesten Autoren, den wir haben, und er ist ein freundlicher und fürsorglicher Mensch“, weiß Literaturwissenschaftler Klaus Amann. „Josef Haslinger zeichne sich durch Mitgefühl für andere Menschen, Begeisterung und Lebensfreude, Haltung und Überzeugung, Engagement und Solidarität aus“. Sein literarisches Werk habe er zu einem guten Teil dem abgetrotzt, was seine Funktionärstätigkeit, etwa als Präsident des Deutschen PEN-Zentrums, als Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung, zulässt.

„Wien war die Rettungsleine. In Wien gab es die Camera, das Savoy, den Jazz Freddy, die Stadthalle und das Neue Forum“, beteuerte Josef Haslinger in seinen Dankesworten. Anfänglich wurde er als langhaariger Student angefeindet. Heute werde er jedoch nicht mehr ausgegrenzt, sondern ausgezeichnet. Heute seien es andere Menschen, die ausgegrenzt werden.

Biographie Andreas Beck
Andreas Beck studierte Kunstgeschichte, Soziologie und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und am DAMS in Bologna. Seine Theaterkarriere begann er als Regieassistent am Wiener Burgtheater unter Claus Peymann in der Saison 1991/92. Es folgten einige Jahre als freier Regisseur. Von 1994 bis 1997 war er Dramaturg am Bayerischen Staatsschauspiel in München, von 1997 bis 2000 geschäftsführender Dramaturg sowie Leiter des Autorenprojekts „Dichter ans Theater“ am Schauspiel des Staatstheaters Stuttgart. Anschließend wurde er Dramaturg und Leiter des Autorenprojekts "Schreibtheater" am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. 2002 kehrte Beck als Dramaturg ans Burgtheater zurück, wo er die Werkstatttage für junge Theaterautorinnen und -autoren initiierte. Als ausgewiesener Spezialist für Gegenwartsdramatik wurde er 2007 künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Schauspielhauses Wien. Seit 2015 ist Beck Direktor am mehrsprachigen Theater Basel, wobei der die Leitung der Sparte Schauspiel selbst übernahm. Als Dozent lehrte Beck von 2000 bis 2011 szenisches Schreiben an der Universität Hamburg, seit 2004 ist er Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Biographie Josef Haslinger
Josef Haslinger studierte in Wien Philosophie, Theaterwissenschaft und Germanistik. 1980 promovierte er mit der Arbeit “Die Ästhetik des Novalis“. Schon während der Studienzeit war Haslinger im Literaturbetrieb tätig und seit 1977 gab er gemeinsam mit Gustav Ernst die Literaturzeitschrift “Wespennest“ heraus (bis 1992). Sein literarischer Erstling, in dem er seine Erfahrungen als Klosterschüler in Zwettl verarbeitete, kam 1980 unter dem Titel “Der Konviktskaktus und andere Erzählungen“ auf den Markt. 1985 erschien die vielbeachtete Novelle “Der Tod des Kleinhäuslers Ignaz Hajek“.

Haslingers gesellschaftspolitisches Engagement zeigte sich auf verschiedenen Ebenen. Im Band "Politik der Gefühle“ (1987) widmete er sich vor allem der so genannten “Waldheim-Affäre“. Haslinger zählte 1992 zu den Mitbegründern der Menschenrechtsorganisation “SOS Mitmensch“. Seine dezidiert politikkritische Haltung fand ihren reichen publizistischen Niederschlag in Essaybänden wie “Rotweissbuch“ (1988), “Wozu brauchen wir Atlantis?“ (1990), “Das Elend Amerikas. Elf Versuche über ein gelobtes Land“ (1992), “Hausdurchsuchung im Elfenbeinturm“ (1996) und dem Band “Klasse Burschen“ (2001).

Seinen Durchbruch zum Bestsellerautor mit zeitkritischem Anspruch schaffte Haslinger mit den Romanen “Opernball“ (1995) und “Das Vaterspiel“ (2000). Dem Prosaband “Zugvögel“ (2006) folgte 2007 ein erschütternder Bericht über seine Erlebnisse während des katastrophalen Tsunamis 2004. 2011 erschien der Roman “Jáchymov“, der vor dem Hintergrund des Kalten Krieges die Biographie des tschechischen Eishockeytorwarts Bohumil Modry (1916-1963) beschreibt.

Neben der Schriftstellerei lehrte Haslinger ab 1996 als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Im Mai 2013 wurde Josef Haslinger zum Präsidenten des Deutschen PEN-Zentrums gewählt. Als Literaturfunktionär hatte Haslinger zuvor schon 1986 bis 1989 als Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung Erfahrungen gesammelt. Sein Vorlass wurde 2003/2004 vom Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek erworben.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at